Warum NVIDIA und nicht Tesla der Profiteur des Autonomen Fahrens sein dürfte

24.01.2025 08:00:00

Als Tech-Konzern der Superlative hat NVIDIA seine Finger in vielen Töpfen. Allgemeine Bekanntheit erlangte das Unternehmen in den letzten Jahren durch seine Marktführerschaft im Bereich der künstlichen Intelligenz. Dass NVIDIA jedoch auch daran arbeitet, Fahrzeuge autonom zu machen, ist weniger bekannt. Das steckt dahinter.

• NVIDIA als Profiteur des KI-Booms
• NVIDIA auch mit Ambitionen bei selbstfahrenden Fahrzeugen
• Autonome Fahrzeuge noch weit in der Zukunft

Mit dem großen Erfolg des Textroboters ChatGPT aus dem Hause OpenAI rückte das Thema künstliche Intelligenz wieder voll ins Bewusstsein der Menschen. Seither hat der Hype um KI und die endlosen Möglichkeiten, die sich durch die Technologie ergeben, nicht an Schwung eingebüßt.

Schnell kristallisierte sich ein Name als der größte Profiteur des KI-Trends heraus: der Chipdesigner NVIDIA. So nennt sich der Tech-Konzern auf der eigenen Webseite selbst den "Pionier des Computings mit Superturbo". So hätte man wegen der großen Nachfrage -zunächst im Gaming-Bereich - Grafikprozessoren im Laufe der Jahre zu "Gehirnen für Computer" weiterentwickelt und schließlich mit dem GPU-Computing ganz neue Wege gefunden, Computerleistung zu beschleunigen. Dies zahlt sich nun bei künstlicher Intelligenz aus, da zum Training und Betrieb von KIs enorme Rechenleistung benötigt wird. Gemeinsam mit der Erfindung von Deep-Learning-Algorithmen und der Verfügbarkeit riesiger Datenspeicher konnte künstliche Intelligenz enorme Fortschritte machen.

Auch wenn der Name NVIDIA insbesondere mit KI-Chips und GPUs verbunden ist, hat der Tech-Konzern unter der Führung von CEO Jensen Huang längst zahlreiche weitere Bereiche erschlossen, in denen seine Technologie eingesetzt werden kann. So hat sich NVIDIA mittlerweile auch in den Bereich des autonomen Fahrens vorgewagt.

NVIDIAs Ambitionen mit selbstfahrenden Fahrzeugen

Die Idee der selbstfahrenden Autos ist nicht neu. Seit Jahren gibt es Unternehmen, die daran arbeiten, eine autonome Fahrzeugtechnologie zu entwickeln, so beispielsweise die Google-Schwester Waymo. Mehr Aufmerksamkeit erlangte das Thema jedoch, als Tesla-Chef Elon Musk öffentlichkeitswirksam seine Vision einer autonomen Robotaxi-Flotte bestehend aus Tesla-Fahrzeugen vorstellte. Selbstbewusst wurde das bereits existierende Fahrassistenzsystem, welches Tesla-Nutzern zur Verfügung steht, dann auch "Autopilot" genannt, auch wenn die volle Aufmerksamkeit des Fahrers auch bei Nutzung des Systems weiterhin nötig ist.

Wie Jensen Huang im Rahmen der Tech-Messe CES laut Business Insider sagte, benötigten selbstfahrende Fahrzeuge drei Arten von fortschrittlichen Computern. Es benötige einen Computer, der die Modelle so trainiere, dass sie die Welt verstehen würden, einen Computer, der Simulationen laufen lasse, die dem Modell die Möglichkeit geben, in ihnen wichtige, auch eher unwahrscheinliche Szenarios zu üben, und schließlich brauche man noch einen Computer im Auto selbst. NVIDIA habe sich so positioniert, dass die eigene Technologie in jedem dieser Bereiche eingesetzt werden kann.

"NVIDIA DRIVE"

Auf diese Weise fährt das Unternehmen eine andere Strategie als Tesla oder Waymo, die selbst Fahrzeuge entwickeln und eine eigene Marke aufbauen. Mit NVIDIA-Technologie könnte im Prinzip jedes Fahrzeug autonom werden, was dem Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Autoherstellern eröffnet und es zum Zulieferer macht. So verfügt NVIDIA laut der eigenen Webseite bereits über eine skalierbare KI-Autoplattform mit Namen "NVIDIA DRIVE", die das gesamte Spektrum des autonomen Fahrens abdeckt. Schon jetzt gäbe es 225 Unternehmen auf der ganzen Welt, die diese Plattform implementiert hätten.

Für Huang führt am autonomen Fahren letztlich auch kein Weg vorbei: "Jedes einzelne Autounternehmen wird autonom sein müssen, oder es wird kein Autounternehmen sein", so der CEO im Rahmen der CES.

Autonome Fahrzeuge mit Rücksetzern

Und dennoch sieht es aktuell noch nicht so aus, als wären autonome Fahrzeuge schon in Reichweite. Tatsächlich gibt es nicht wenige Autogrößen, die in letzter Zeit ihren Ambitionen in Sachen Autonomie eine Kehrtwende einlegten. So beispielsweise Volkswagen und Ford, die dem Startup Argo AI, welches sich auf selbstfahrende Autos konzentriert, die Mittel strichen. Oder der US-Riese General Motors, der im Dezember 2024 bei Robotaxis nach Milliarden-Investitionen das Handtuch warf.

Selbstfahrende Fahrzeuge noch ein Ding der Zukunft

Tatsächlich könnte es noch viele Jahren dauern, bis selbstfahrende Fahrzeuge auf den Straßen nicht mehr die Ausnahme sind. Das sagte jüngste NVIDIA-Manager Ali Kani gegenüber Autocar. Er geht nicht davon aus, dass dies noch in diesem Jahrzehnt passieren werde. "Wir sind nicht nah dran. Es ist super schwer", so Kani. Zwar gäbe es schon einige Fahrzeuge, die begrenzte Möglichkeiten des autonomen Fahrens bieten würden, damit es jedoch einen großen Schritt nach vorn geben könne, benötige es weiteren Fortschritt in der zugrundeliegenden Technologie: "Die Software, die wir jetzt entwickeln, unterscheidet sich stark von der Software, die wir letztes Jahr entwickelt haben. […] Diese Art von Modellen benötigt viel mehr Rechenleistung, viel mehr Memory-Breitband. Es braucht mehr Sensoren wie Lidar und Radar und man benötigt redundante Algorithmen, um die Sicherheit zu gewährleisten - und diese müssen parallel laufen, was mehr Rechenleistung bedeutet."

Gleichzeitig sei es wichtig, dass die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens langsam angegangen werde: "Die Branche muss langsam vorgehen. Wenn ein Unternehmen einen Fehler macht, wird die gesamte Branche um einige Jahre zurückgeworfen. Wir müssen also so verantwortungsvoll wie möglich handeln und dürfen keine Abkürzungen nehmen. Man kann es nur tun, wenn man bewiesen hat, dass es wirklich sicher ist", so Kani.

Insbesondere Tesla war in der Vergangenheit immer wieder wegen Unfällen, die unter Einwirkung des Fahrassistenzsystems Autopilot passiert waren, in die Schlagzeilen geraten, was das Vertrauen ins autonome Fahren erschütterte. Auch die US-Verkehrsbehörde NHTSA hat bereits Untersuchungen angestellt.

Rückenwind fürs Autonome Fahren durch NVIDIA-CEO

Dennoch haben die Aussagen des NVIDIA CEOs Jensen Huang bei der CES dem Bereich des autonomen Fahrens wieder mehr Leben eingehaucht. So kündigte er an, dass der größte Autobauer der Welt, Toyota, NVIDIAs Orin-Chips und das Automobil-Betriebssystem verwenden werde, um die nächste Generation von Fahrerassistenzfunktionen zu betreiben. Auch Mercedes-Benz sowie Tesla-Rivale BYD nutzen Orin-Chip bereits. Und selbst die Autonomie-Technologie von Tesla wird mithilfe von NVIDIAs GPUs trainiert, auch wenn der E-Autobauer auf eigene Chips setzt. NVIDIA hat sich damit optimal positioniert, um von dem Trend des autonomen Fahrens zu profitieren.

Berylls-Experte Martin French urteilte gegenüber Business Insider: "Sie positionieren sich absolut als Marktführer für autonome Technologien." Gleichzeitig hätten die Aussagen Jensens großes Gewicht auch unter Investoren: "Wenn Jensen - einer der führenden Köpfe in der Tech-Branche - auf die Bühne geht und sagt, dass das autonome Fahren da ist und die Robotik vor der Tür steht, dann hat das für die Investoren großes Gewicht."

Nun bleibt nur abzuwarten, wie lange es bis zur autonomen Zukunft tatsächlich noch dauert und ob NVIDIA als Profiteuer hervorgehen wird.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Katherine Welles / Shutterstock.com, Konstantin Savusia / Shutterstock.com, Casimiro PT / Shutterstock.com

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