Die Finanzbranche erlebt ihren bisher größten Wandel. Die FinTech-Szene boomt und immer mehr neue Finanzdienstleistungen tauchen am Markt auf. Doch wie sinnvoll sind all diese Innovationen? Welchen Mehrwert können sich Konsumenten davon erhoffen? Und wie zukunftsfähig sind die Konzepte der Start-ups?

In den nächsten Wochen stellen wir an dieser Stelle unterschiedliche Bereiche vor, in denen sich Unternehmen der FinTech-Branche ansiedeln. Finanzexperte Stefan Erlich, Chefredakteur des Informationsportals Kritische Anleger, kennt die aktuelle Marktsituation. Er weiß, welche Prozesse veraltet sind und inwiefern sich die angesprochenen Kunden Besserung wünschen.

SAVEDO: Eine generelle Frage zu Beginn: Wieso sind die meisten innovativen Finanztechnologie-Unternehmen in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien angesiedelt? Trauen sich die Deutschen nicht?

ERLICH: Ich vermute, dass es an einer Kombination aus Mentalität (Risikoneigung), Datenschutzanforderungen/-wünschen und auch einer gewissen Angst vor Innovationen im Bereich Finanzen allgemein liegt. Geld ist bei uns Deutschen ja ein ganz sensibles Thema und wenn hier jemand mit neuen und innovativen Produkten kommt, ist die Skepsis entsprechend immer erst einmal groß. Ich kenne keine repräsentativen Zahlen, aber allein die Anzahl der Anfragen, die wir zum Thema Papierüberweisungen bei der Postbank bekommen, ist erstaunlich hoch. Gefühlt wirft noch das halbe Land Überweisungsformulare auf dem Weg zur Arbeit in den Bankbriefkasten. Wir hinken in diesem Bereich Ländern wie den USA oder Großbritannien einfach hinterher. Gepaart mit der altbekannten deutschen Risikoaversion und Großkonzern-Mentalität führt das denke ich auch bei FinTech-Startups [Jungunternehmen in der Finanztechnologie] zu entsprechendem Nachholbedarf.

SAVEDO: Wie relevant schätzen Sie das Thema "Darlehen und Kredite" ein? Benötigen wir einfachere Zugänge zu Geld?

ERLICH: Grundsätzlich halte ich den Prozess, den man bei klassischen Banken durchlaufen muss, um einen Kredit zu bekommen, für völlig veraltet. Da ist viel Papierkram involviert und oftmals ist gar nicht klar, ob man am Ende überhaupt einen Kredit zu günstigen Konditionen bekommt. Portale wie Check24 haben diesen Prozess ja mittlerweile sehr stark optimiert, sodass man nicht mehr selbst zu verschiedenen Banken rennen muss. Dennoch besteht aus meiner Sicht noch viel Potential in diesem Bereich, vor allem wenn es um das Ersetzen der Banken durch P2P- und Crowdfunding- Ansätze geht. Ob wir einfachere Zugänge zu Geld wirklich brauchen, lässt sich am Ende so pauschal gar nicht beantworten. Für Unternehmenskredite würde ich das sofort mit "ja" beantworten. Bei Konsumentenkrediten und Baufinanzierungen bin ich mir gar nicht so sicher.

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