In den letzten Monaten hat das Konzept eines so genannten „Mar-a-Lago-Abkommens“ – eine hypothetische politische Initiative, die auf eine Abwertung des US-Dollar abzielt – unter Marktbeobachtern an Boden gewonnen. In diesem Blog gehen wir der Frage nach, wie sich derartige politische Maßnahmen gestalten könnten, wo sie wahrscheinlich auf Widerstand stoßen würden und welche Vermögenswerte von einer Umsetzung profitieren könnten. Um es klar zu sagen: Kein politischer Entscheidungsträger hat das Abkommen offiziell als strategisches Ziel bestätigt und wir bleiben skeptisch, was die Durchführbarkeit eines solchen Systems angeht. Dennoch lohnt es sich, sich mit dem Gedankenexperiment auseinanderzusetzen.

 

Die schwierige Aufgabe, Währungsentwicklungen vorherzusagen

 

Zwischen den US-Wahlen am 5. November 2024 und der Amtsübernahme von Präsident Trump am 20. Januar 2025 legte der US-Dollar-Index um 5,7 % zu. Angesichts der wachstumsorientierten Strategie Trumps gingen viele Analysten von einem langsameren Tempo der Zinssenkungen im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften aus – das verstärkte eine positive Einschätzung des Dollar. Darüber hinaus galt seine auf Zölle ausgerichtete Rhetorik als positiv für den US-Dollar – basierend auf der Logik, dass Zölle die Importnachfrage der USA mindern und damit den Bedarf an ausländischen Währungen senken würden.

 

Bis Januar 2025 hatte sich eine Konsensmeinung für einen starken US-Dollar herausgebildet1. Allerdings hat der Dollar seither alle Gewinne nach den Wahlen mehr als zunichte gemacht – die Aussichten sind inzwischen bestenfalls neutral2.

 

Dieser Umschwung spiegelt möglicherweise allgemeine Sorgen wider – eine Abkühlung des Welthandels, einen eskalierenden Handelskrieg und die wahrgenommene politische Instabilität in Washington. Ironischerweise werden die Zölle, die einst als stützend für den Dollar galten, nun für seine Schwäche verantwortlich gemacht.

 

Ist die Dollarabwertung ein politisches Ziel?

 

Angesichts dieser Veränderungen spekulieren einige Beobachter, ob die Regierung Trump die Abwertung des Dollar als bewusste Strategie verfolgt, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte zu steigern und das Leistungsbilanzdefizit zu verringern.

 

Auch wenn keine offizielle Erklärung abgegeben wurde, kritisieren Präsident Trump und seine Berater seit Langem einen starken Dollar. Er hat schon früher andere Länder der Währungsmanipulation beschuldigt3 und vorgeschlagen, dass die USA mit einer Schwächung des Dollar reagieren sollten.

 

Das Mar-a-Lago-Abkommen: Koordinierte Strategie oder Fata Morgana?

 

Fast 40 Jahre nach dem Plaza-Abkommen von 1985 – einer historischen Vereinbarung zur Schwächung des überbewerteten Dollar – ist die Idee für ein modernes Pendant aufgekommen. Das als „Mar-a-Lago-Abkommen“ (Mar-a-Lago Accord) bezeichnete Konzept sieht koordinierte Schritte zur Neuausrichtung des US-Dollar durch diplomatische, finanz- und industriepolitische Maßnahmen vor.

 

Der Gedanke ist zwar immer noch spekulativ, hat aber in bestimmten Kreisen aufgrund der politischen Dynamik, der globalen Ungleichgewichte und der Marktdynamik an Zugkraft gewonnen.

 

Lehren aus dem Plaza-Abkommen von 1985

 

Das Plaza-Abkommen war ein seltener Moment internationaler Koordination, an dem die USA, Japan, Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich beteiligt waren. Es konnte eine kontrollierte Abwertung des Dollar herbeiführen und die Handelsströme vorübergehend wieder ins Gleichgewicht bringen.

 

Abbildung 1: Realer effektiver Wechselkurs für die USA

Quelle: Bank for International Settlements via FRED® (Federal Reserve Bank of St Louis). Januar 1964 – Februar 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

 

Die heutige geopolitische Landschaft gestaltet sich jedoch ganz anders und eine Wiederholung einer derartigen Koordinierung erscheint sehr viel schwieriger.

 

Was würde ein Mar-a-Lago-Abkommen beinhalten?

 

1. Neuausrichtung des US-Dollar durch diplomatische Einflussnahme

Die USA könnten den Zugang zu ihren Märkten und Sicherheitsgarantien als Druckmittel einsetzen, um die G7-Verbündeten, Partner im Nahen Osten und lateinamerikanische Länder zu einer koordinierten Schwächung ihrer Währungen zu bewegen. Länder, die sich nicht beteiligen wollen, müssen mit Zöllen oder Handelsbeschränkungen rechnen.

 

2. Finanzpolitische Strategien zur Umlenkung von Kapitalströmen

Die Einrichtung eines US-Staatsfonds, der aktiv auf den Devisenmärkten interveniert. Verlagerung von Schuldtiteln mit kurzer Laufzeit auf Staatsanleihen mit langer Laufzeit, um das Refinanzierungsrisiko und den Abwärtsdruck auf den Dollar zu verringern. Einige spekulieren sogar über die Refinanzierung von verzinslichen Schulden in Nullkupon-Anleihen – ein radikaler Vorschlag.

 

3. Reindustrialisierung und Neuausrichtung der Lieferketten

Anreize für die heimische Produktion und Bemühungen, die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern. Möglicher Ausschluss von engen Partnern wie Kanada und Mexiko aus Kernsektoren wie der Automobilindustrie.

 

Mehr Zwietracht als Einigkeit

 

Im Gegensatz zum Plaza-Abkommen, das eine koordinierte Initiative darstellte, erscheint das Mar-a-Lago-Konzept eher unilateral – ein Ausdruck des Willens der USA und nicht das Ergebnis eines multilateralen Konsenses. Einige haben es als „Mar-a-Lago-Zerwürfnis“ (Mar-a-Lago Discord) bezeichnet.

 

Europa: Aufrüsten ohne Wenn und Aber

 

Die durch den Vorschlag suggerierten Einflussmöglichkeiten – etwa die Bindung der militärischen Unterstützung an die währungspolitische Zusammenarbeit – könnten bereits nachlassen. Die europäischen Länder haben die Drohungen der USA ernst genommen und geben nun die traditionellen Haushaltsregeln auf, um ihre militärische Aufrüstung zu forcieren. Wenn Europa ohnehin aufrüstet, haben die USA weniger Druckmittel, um sich Unterstützung für eine Dollarabwertung zu sichern.

 

China: Ein wachsamer Beobachter

 

Häufig werden Vergleiche mit den Erfahrungen Japans in den 1980er-Jahren angestellt. Damals stimmte Japan auf Druck der USA einer Währungsaufwertung zu, was nach Ansicht vieler heute zu Spekulationsblasen und den anschließenden „verlorenen Jahrzehnten“ des Landes führte. China betrachtet dies als abschreckendes Beispiel und dürfte wohl kaum einen ähnlichen Weg einschlagen.

 

China erwägt zwar ebenfalls eine Umstellung auf ein konsumorientiertes Wachstum, wie es Japan einst tat, ist aber nach wie vor sehr zurückhaltend, was die Zustimmung zu einer von außen aufgezwungenen Währungsaufwertung angeht.

 

Folgen für die Kapitalanlage (falls das Abkommen realisiert wird)

 

Um es noch einmal zu bekräftigen: Wir halten die Wahrscheinlichkeit, dass ein formelles „Mar-a-Lago-Abkommen“ umgesetzt wird, für gering. Doch falls die USA aus einer Hegemonieposition heraus eine Politik des schwachen Dollar verfolgen, sehen wir mehrere potenzielle Gewinner:

 

Gold: Da Gold bei Zentralbanken wie der Chinesischen Volksbank bereits eine beliebte Anlage ist, könnte es als Wertspeicher ohne Kreditrisiko profitieren. Anleger, die in währungsabgesichertes Gold investieren, können auch von reinen Umrechnungseffekten profitieren.

 

Silber: Silber bewegt sich in der Regel im Gleichschritt mit Gold und könnte zu einer Aufholjagd ansetzen.

 

Rohstoffe: Ein schwächerer Dollar treibt normalerweise die Rohstoffpreise in die Höhe. Sollte diese Politik jedoch mit Handelsbeschränkungen einhergehen, könnten die Rohstoffpreise kurzfristig in Turbulenzen geraten.

 

Aktien: Wir bevorzugen dividendenstarke, wertorientierte Aktien in einem Umfeld mit einem schwächeren Dollar. Vor dem Hintergrund einer nachlassenden Konjunktur und eines schwächeren US-Dollar werden sich Anleger wahrscheinlich verstärkt Dividendenaktien zuwenden – ein klassischer defensiver Ansatz, der sowohl das Potenzial für Kapitalzuwachs als auch einen stetigen Einkommensstrom bietet. Der Faktor „Hohe Dividende“ ist gleichbedeutend mit einer Anlagestrategie, die ein Engagement in Unternehmen eingeht, die unterbewertet wirken und stabile und steigende Dividenden aufweisen. Solide Werte aus den Bereichen Basiskonsumgüter, Versorger, Industrie und Gesundheitswesen – Sektoren, die für ihre Stabilität bekannt sind – verzeichnen beeindruckende Zuwächse, selbst wenn die Mega-Cap-Technologietitel schwächeln.

 

Warum wir es für unwahrscheinlich halten

 

Unseres Erachtens würden jegliche Versuche, eine Abwertung des Dollar herbeizuführen – falls dies tatsächlich ein politisches Ziel ist – bei anderen Ländern auf Skepsis oder offenen Widerstand stoßen. Die Geschichte zeigt, dass erfolgreiche Währungsinterventionen eine umfassende Koordinierung und ein anhaltendes Engagement erfordern. Das erscheint im gegenwärtigen Umfeld immer unwahrscheinlicher.

 

Wie bei vielen Aspekten der derzeitigen US-Regierung können wir jedoch nichts vollständig ausschließen.

 

1Am 15.1.2025, als der DXY bei 109,1 lag, rechneten die von Bloomberg befragten Wirtschaftswissenschaftler mit einer Abschwächung des Dollar auf lediglich 107,1 bis zum Ende des Jahres.
2Am 1.4.2025, als der DXY 104,1 betrug, ergab die Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftswissenschaftlern einen Median von 104,0 bis zum Jahresende.
3Beispielsweise hat Trump 2019 China offiziell als Währungsmanipulator bezeichnet. Darüber hinaus wurde bei der jüngsten Welle von Zöllen, die am 2.4.2025, dem „Tag der Befreiung“, angekündigt wurden, offenbar ein gewisses Maß an Währungsmanipulation zur Festlegung der Zollsätze eingesetzt.

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