Aktienmärkte im freien Fall
Vergangene Woche blätterte US-Präsident Trump in seinem Drehbuch zur US-Volkswirtschaft eine Seite weiter. Publikumswirksam verkündete er, dass die Zollsätze für alle Waren, die in die USA kommen, mindestens 10 % betragen. In vielen Fällen liegen sie weit darüber; für die EU gelten 20 %, für China 34 %. Die Finanzmärkte implodierten. Der Euro übersprang die Marke von 1,11 US-Dollar. Der Preis für Rohöl büßte seit Monatsbeginn um 14,3 % ein. Besonders heftig war die Reaktion der Aktienmärkte: Der S&P 500 verlor allein am Freitag 6 %. Das Rechtssystem, die Legislative, die Presse und die Hochschulen an die Kette legen: Dies können auch mediokre Potentaten wie Ungarns Orbán oder Erdoğan in der Türkei. Unsicherheit und Chaos: In so etwas kennt sich auch der Argentinier Milei aus. Donald Trump beherrscht die „Königsdisziplin“ hier: die Enteignung der industriellen Elite der größten Volkswirtschaft der Welt. Die Anti-Handelspolitik der US-Regierung katapultiert das gesamte Segment der US-Industrieunternehmen aus den weltweiten Liefernetzwerken heraus. Zulieferungen bleiben aus: Stillstand zwischen Alaska und Alabama buchstäblich „über Nacht“. Stellantis hat aktuell 900 Mitarbeitende in den Vereinigten Staaten freigestellt und schließt Werke in Kanada und in Mexiko. Wie lange kann ein Unternehmen unter den Bedingungen des Jahres 2025 eine solche Situation durchhalten? Sechs Wochen? Mangel an Produktion, Gegenzölle anderer Länder, Boykottaufrufe: Die Umsätze bleiben aus. Derweil wollen Maschinen und Anlagen finanziell bedient werden. Da wird die Luft schnell dünn, zumal bei einbrechenden Aktienkursen. Die Eigentümer betroffener US-Industriebetriebe werden versuchen zu retten, was zu retten ist. Das „Alte Geld“ in den USA, traditionell der Demokratischen Partei verpflichtet, wird seine Beteiligungen abstoßen wollen,eher über kurz als über lang. Das „Neue Geld“ wird bereitstehen: speziell Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Tech-Branche, die Donald Trump bei dessen Vereidigung im vergangenen Januar die Treue schworen. Donald Trump sagt: „Die Märkte werden boomen, die Aktien werden boomen, das Land wird boomen.“ Dies mag stimmen – aber zuvor werden eine hinlängliche Anzahl von Anteilsscheinen einer hinlänglichen Anzahl von US-Industrieunternehmen zu hinlänglich niedrigen Preisen in die Hände von MAGA-Mafioten wechseln. Einen Ausverkauf ins Ausland werden präsidiale Dekrete zu verhindern wissen.China hat angekündigt, seinerseits die Zollsätze auf US-Waren zu erhöhen, zunächst um 34 Prozentpunkte. Andere Länder werden folgen. Die Aktienbörsen werden weiter verlieren. Fed-Chef Powell gab am Freitag zu Protokoll, die US-Notenbank beobachte die Inflationswirkungen der US-Wirtschaftspolitik genau. Leitzinssenkungen stehen nicht unmittelbar an. Jeder Tag mit hohen Leitzinsen wird die Finanzierungsschwierigkeiten der US-Unternehmen erhöhen; die Liquiditätsengpässe werden zunehmen. Bei alledem: Jede Leitzinssenkung wird das Siechtum der US-Industrie verlängern, aber Trump nicht stoppen. Zynisch ist das Verhalten der US-Führung gegenüber den Kleinsparern im Land, mehrheitlich der Republikanischen Partei zugetan. Diese Menschen sehen, dass sich ihre Altersversorgung, in der Regel in Aktien angelegt, derzeit pulverisiert. Trump schert dies nicht. Diese Wählerklientel hat ihre Schuldigkeit getan. Bitte Platz nehmen! Film ab mit dem Titel: „Demokratieabbau für Fortgeschrittene!“
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