Mehrere wichtige politische und marktseitige Trends prägten im Jahr 2024 die Erwartungen bezüglich der Energiewende 2025. Das hat Auswirkungen auf strategische Rohstoffe sowie auf die allgemeinen Klima- und Energiesicherheitsziele, die mit der Energiewende einhergehen.
Beginnend mit der Politik sind vier Schlüsselbereiche zu beachten:
1. Führungswechsel
60 % der Bevölkerung der Weltwirtschaft stimmten 2024 in einer fast beispiellosen Welle demokratischer Mitbestimmung über ihre politischen Führungskräfte ab. In vielen Fällen sahen sich die Amtsinhaber dem Zorn von Wählern ausgesetzt, die mit den mikro- und makroökonomischen Bedingungen unzufrieden waren. Die regierenden Parteien wurden aus dem Amt gedrängt oder kehrten mit geschwächten Mandaten zurück. Der Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus wird der am genauesten verfolgte Machtwechsel sein. Aber es gibt viele regulatorische Risiken, da die neuen Staats- und Regierungschefs versuchten, die Ziele von Nachhaltigkeit, Sicherheit und Erschwinglichkeit, die im Mittelpunkt der Energiepolitik stehen, miteinander zu vereinbaren.
2. Wirtschaftsnationalismus
Die Schlagzeilen des Jahres 2024 waren häufig von politischen Maßnahmen geprägt, die auf Protektionismus, Reshoring oder Friendshoring basierten. Mit bedeutenden Initiativen wie dem Inflation Reduction Act in den USA und REPowerEU in Europa, die großzügige Anreize zur Förderung kohlenstoffarmer Technologien bieten, gibt die Politik eine klare Richtung für eine grünere Zukunft vor. Japan, Südkorea, China, Kanada und Indien folgen diesem Beispiel. Zölle, die auf den Märkten der USA und Europas gegen chinesische Lösungen für die Energiewende – von Elektrofahrzeugen bis hin zu Solarmodulen – verhängt werden, um den als unfair empfundenen Handelspraktiken Chinas entgegenzuwirken, werden 2025 ein wichtiger Faktor bei den Wahlmöglichkeiten der Verbraucher und bei der Beschaffung durch Unternehmen im Bereich kohlenstoffarmer Produkte sein. Gegenwärtig gibt es keine Lieferketten, die in Bezug auf Preis und Qualität mit den chinesischen Angeboten mithalten können, da die kohlenstoffarmen Solar-Fotovoltaikmodule (siehe unten) sowie die Wertschöpfungsketten für Windkraft und Batterien bereits fest etabliert sind. Das bedeutet eine Energiewende mit höheren Kosten und geringerer Qualität.
Quelle: Wood Mackenzie, Dezember 2024. Kennzeichnung stellt den Zielmarkt dar.
3. Die multipolare Welt
2024 gab es Beispiele für ein zunehmend fragmentiertes internationales System. Neue Amtsinhaber mit unterschiedlichen Ansichten über Multilateralismus und die Hegemonie der USA in den internationalen Beziehungen, die Ergebnisse einer nach innen gerichteten nationalistischen Wirtschaftspolitik und die zunehmend enge strategische Allianz großer Schwellenländer unterstützen das Bild einer Welt, die von mehreren Machtpolen regiert wird. Selbstbewusst, durchsetzungsfähig und mächtig: Der lockere Zusammenschluss von Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten (bekannt als BRICS+) wuchs im Jahr 2024 zahlenmäßig und in seinem Einflussbereich, und Berichten zufolge wurden 13 weitere Länder zum Beitritt aufgefordert. Diese Gruppe stellt nun ein starkes Gegengewicht zu westlichen diplomatischen und militärischen Allianzen dar, die sich um eine Reaktion bzw. Lösung wichtiger Krisenherde bemühen, darunter Russlands Einmarsch in der Ukraine, der Sturz von Assad in Syrien und Israels laufende Militäraktionen gegen seine Nachbarn.
4. Maßnahmen zum Klimaschutz
Abschließend ist anzumerken, dass sich 2024 eine deutliche Verschiebung der politischen Botschaften zum Thema Klimaschutz abzeichnete. Die schwachen Ergebnisse der COP29, die im November in Baku stattfand, sind Ausdruck einer Praxis, die sich auf die Umsetzung der im Zeitraum 2021 bis 2023 eingegangenen Verpflichtungen in den Bereichen Klimafinanzierung und Treibhausgasminderung konzentriert. In Baku wurde ein verfahrenstechnisches Ergebnis im Zusammenhang mit Artikel 6 des Übereinkommens von Paris vorgelegt, das den freiwilligen Kohlenstoffmärkten und anderen Transaktionsrahmen bei der Entwicklung und Verfolgung der nächsten Generation von national festgelegten Beiträgen zum Übereinkommen von Paris, die 2025 fällig sind, Auftrieb geben sollte. Dessen ungeachtet befinden sich Klimaschutzmaßnahmen und der Klimaaktivismus von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen auf dem Weg ins Jahr 2025 auf einem Tiefpunkt, da Fragen der Erschwinglichkeit und Sicherheit der Energieversorgung im Vordergrund stehen.
Darüber hinaus gibt es zwei wichtige Marktüberlegungen aus dem Jahr 2024:
1. Makroexpansion und Marktgleichgewichte
Die Weltwirtschaft wuchs 2024 im Trend, was vor allem auf die robuste US-Konjunktur, die anhaltend starke Entwicklung einiger Industrieländer (Japan) und Schwellenländer (Indien) sowie auf die Impulse der chinesischen Zentralregierung zurückzuführen war. Die Auswirkungen dieser wachsenden Aktivität unterscheiden sich auf der Ebene der Teilsektoren bzw. Marktsegmente. Insgesamt verbrauchen wir mehr Energie als in früheren Prognosen angenommen, was sich in höheren Emissionswerten niederschlägt als bisher.
Eine bemerkenswerte Entwicklung bei strategischen Rohstoffen ist Chinas starke Ausrichtung auf die New Economy und kohlenstoffarme Lieferketten. Daher hat sich das Spektrum an Rohstoffen, auf die das Land angewiesen ist, erweitert. In einigen Fällen übersteigt das Angebot die Nachfrage und es kommt zu Marktungleichgewichten – 2024 wuchs das Überangebot bei Nickel, Kobalt und Lithium. Die Märkte haben offenbar die Risiken neuer politischer Entscheidungsträger und des Wirtschaftsnationalismus eingepreist und setzen darauf, dass sich die Energiewende langfristig nur langsam vollziehen wird, da sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage aufgrund von Preisen und politischen Signalen kurzfristig verschiebt.
2. Elektrifizierung
Ein wichtiger Wachstumsmarkt des Jahres 2024, der seine Dynamik auch 2025 beibehalten dürfte, ist der Strommarkt. Im Zusammenhang mit der Energiewende, aber auch mit dem Aufstieg von künstlicher Intelligenz (KI), dürfte die Stromnachfrage im Basisfall bis 2030 auf 36 PWh ansteigen (22 % mehr als 2024). Der überwiegende Teil davon ist kohlenstoffarm in Form von Wind- und Solarenergie. Die Investitionen in den Stromsektor, die an einigen Standorten zu wettbewerbsfähigen Kosten getätigt werden und an anderen Standorten durch politische Unterstützung positive Wirtschaftlichkeitsdaten erzielen, sind überwiegend umweltorientiert. Dennoch feierte die Kernenergie 2024 in den USA ein bemerkenswertes Comeback, wobei das Schicksal einiger großer Reaktoren an Rechenzentren gebunden ist und kleine modulare Nuklearlösungen für KI und andere industrielle Anwendungen versprochen wurden. Im Einklang mit den Anforderungen des privaten und öffentlichen Sektors hinsichtlich eines geringeren CO2-Ausstoßes steigt die Nachfrage nach Kernenergie. Das stärkt die Uran-Wertschöpfungsketten und die darin positionierten Akteure.
Ausblick
Die Welt ist immer noch nicht auf Kurs, um die Ziele des Übereinkommens von Paris zur Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 °C oder sogar 2 °C zu erreichen. Nach einer Analyse von Wood Mackenzie befinden wir uns in unserem Basisszenario auf einem Pfad von 2,5 °C, was verschiedene WisdomTree-Indizes unterstützt (unter anderem den WisdomTree Battery Solutions Index, den WisdomTree Energy Transition Metals Commodity Index, den WisdomTree Battery Metals Commodity Index, den WisdomTree Energy Transition and Rare Earths Miners Index, den WisdomTree Renewable Energy Index).
Warum ist der Fortschritt so gering? Der Krieg in der Ukraine ist ein wichtiger Faktor, der die Rohstoffmärkte erschüttert und die Energiesicherheit bedroht. Die Spannungen im Nahen Osten schüren die Angst um die Energiesicherheit noch weiter. Die Weltwirtschaft ist noch immer auf fossile Brennstoffe angewiesen, denn Öl, Gas und Kohle decken heute 80 % unseres Energiebedarfs. Während das Angebot an kohlenstoffarmer Energie zunimmt (um ein Drittel höher als 2015), ist die Energienachfrage noch schneller gestiegen. Das Ergebnis ist, dass die weltweiten Emissionen weiter ansteigen und möglicherweise erst in fünf Jahren unter das Niveau von 2023 fallen werden.
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