ifo-Index enttäuscht, ZEW verbessert


Die beiden gestern veröffentlichten Umfragen unter Unternehmen (ifo-Index) und Investoren (ZEW-Index) hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Deutschland sind im Dezember von dem bereits tiefen Ausgangsniveau nochmals deutlich gesunken. Das Ifo-Institut meldete einen Rückgang seines Erwartungsindex von 87 auf 84,4 Punkte. Gleichzeitig stieg der Index für die aktuelle Geschäftslage leicht an, wodurch der Gesamtindex von 85,6 auf 84,7 Punkte fiel. Marktbeobachter hatten hingegen einen leichten Anstieg prognostiziert. Im Gegensatz dazu zeigte sich unter Investoren wieder etwas Optimismus. Der Erwartungsindex des ZEW-Instituts sprang von 7,4 auf 15,7 Punkte - ein Anstieg, der von keinem der von Bloomberg befragten Analysten erwartet worden war. Dieser Optimismus spiegelt sich zumindest zu einem gewissen Teil auch im deutschen Leitindex DAX wider, der in diesem Monat erstmals die Marke von 20.000 Punkten überschritt. Trotz dieser positiven Signale steht die größte Volkswirtschaft Europas 2024 vor einem zweiten Jahr in Folge mit wirtschaftlicher Schrumpfung, wenngleich die Bundesbank eine allmähliche Erholung im Jahr 2025 prognostiziert. Zahlreiche Risiken bedrohen jedoch diese Prognose - von politischer Instabilität im Inland und in Frankreich bis hin zu den von US-Präsident Trump angedrohten Handelszöllen. Deshalb rechnen wir für 2025 mit einem weiteren Rezessionsjahr. Viele der Probleme Deutschlands sind struktureller Natur, was die Aussicht auf eine schnelle Wende verringert. Automobilhersteller kämpfen seit langem mit chinesischer Konkurrenz und protektionistischen Tendenzen in der Welt, energieintensive Industrien leiden unter hohen Kosten und kleinere Unternehmen beklagen die übermäßige Bürokratie. Die Hoffnung ruht nun auf den Wahlen im Februar, die eine Wende einläuten könnten. Aber: Die Aufgaben vor uns sind erheblich und zeitaufwändig. Sie sind über viele Jahre hinweg gewachsen. Und auch die Lösungen werden erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Wer hofft, dass ein Regierungswechsel reicht, wird enttäuscht werden. Aber ein politischer Neustart sollte dennoch hilfreich sein. Ludwig Erhard wird der Satz zugeschrieben, dass Wirtschaftspolitik zur Hälfte Psychologie sei. Da dürfte etwas dran sein. Eine neue Regierung dürfte für eine psychologische Wende eine notwendige Bedingung sein, aber keine hinreichende.

Ausblick: Fed-Leitzinssenkung heute Abend oder im Januar?


Heute Abend steht der Fed-Zinsentscheid auf der Agenda. Wir halten an unserer Außenseitermeinung fest, dass die US-Notenbank auf eine Zinssenkung verzichten wird. Zugleich betonen wir aber, dass die Zinsentscheidung an sich vermutlich nicht das Hauptaugenmerk der Marktakteure erhalten wird. Dies liegt daran, dass die beiden Fed-Entscheide im Dezember und Januar in gewissem Sinne "gekoppelt" sein dürften. Falls die Notenbanker ihren Leitzins entsprechend dem Marktkonsens bereits heute senken, dürften sie zugleich für Januar eine Pause signalisieren - und umgekehrt. Die Anleger dürfte vor allem die Frage umtreiben, ob bzw. wie stark die Fed ihre Leitzinsprojektionen nach oben anpasst. Der sogenannte "Dot Plot" avisiert bis dato Zinssenkungen um weitere 100 Bp für 2025. Dies ist deutlich mehr als die Finanzmarktakteure aktuell erwarten. Falls sich der "Dot Plot" nur geringfügig nach oben verschiebt oder gar unverändert bleibt, dürfte dies die vorläufig unterbrochene Erholungstendenz am US-Rentenmarkt neuerlich beleben. Eine stärkere Anpassung der Projektionen bärge u.E. demgegenüber das Potenzial, den zwischenzeitlich eingeschlafenen "Trump-Trade" am Treasurymarkt wiederaufleben zu lassen.

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