Erholung rückt in weite Ferne


Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) meldete gestern, dass gemäß seiner Erhebung unter Finanzmarktteilnehmern die Konjunkturerwartungen für Deutschland (ZEW-Indikator) im August eingebrochen sind. Der entsprechende Diffusionsindex fiel von 41,8 Punkten im Juli auf 19,2 Punkte im August. Damit reiht sich der ZEW-Indikator in den Reigen schlechter Konjunkturnachrichten für Deutschland ein. Der heftige Einbruch des ZEW-Indikators auf ein Siebenmonatstief dürfte in Teilen zwar Ausfluß der jüngsten heftigen Turbulenzen an den Aktienmärkten sein. Der Zenit der Hoffnungen auf eine baldige Belebung der deutschen Konjunktur war jedoch bereits im Frühsommer überschritten. Es kommt erschwerend hinzu, dass auch der Lageindikator für Deutschland gefallen ist, und zwar um 8,4 Punkte auf -77,3 Punkte. Nach der annähernden wirtschaftlichen Stagnation im Frühjahrsquartal wird die deutsche Konjunktur wohl auch im Sommer weitgehend auf der Stelle treten.

Bessere Stimmung in den USA


Im Gegensatz zu Deutschland hat sich die Stimmung in den Vereinigten Staaten aufgehellt, zumindest wenn man die Umfrageergebnisse des US-Verbandes der Kleinunternehmen (NFIB) als Maßstab nimmt. Deren Stimmungsbarometer kletterte im Juli um 2,2 Punkte auf 93,7 Punkte und erreichte damit sein höchstes Niveau seit Februar 2022. Der Unternehmensverband wies jedoch einschränkend darauf hin, dass ihr Stimmungsindikator nun schon den 31sten Monat in Folge unter seinem langjährigen Durchschnitt von 98 Punkten liegt. Wie dem auch sei, die Entwicklung des Indikators spricht zumindest gegen die jüngst grassierende Befürchtung, dass die US-Wirtschaft schon mit beiden Beinen in einer Rezession ist.

US-Inflation auf der Agenda


Das US-Arbeitsministerium wird heute um 14.30 Uhr (MESZ) seinen mit Spannung erwarteten Konsumentenpreisindex für Juli veröffentlichen. Nach unserer Prognose wird der US-Konsumentenpreisindex in saisonbereinigter Rechnung um 0,2 % gegenüber dem Vormonat angestiegen sein. Der Konsens der von Reuters befragten Volkswirte erwartet ebenfalls einen Anstieg um 0,2 % im Monatsvergleich. Da die gestern Nachmittag veröffentlichten US-Produzentenpreise jedoch geringer ausgefallen sind als allgemein erwartet und zudem im Juli ausweislich der NFIB-Erhebung weniger Kleinunternehmer ihre Preise angehoben haben, sind die Chancen auf einen geringeren Anstieg der US-Konsumentenpreise gestiegen. Dies wiederum würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die US-Notenbank auf ihrer nächsten Gremiensitzung im September eine Leitzinssenkung um einen halben Prozentpunkt beschließen wird. Hierfür ausschlaggebend dürften jedoch weniger die heutigen Inflationszahlen als der nächste Arbeitsmarktbericht sein. Sei es drum: Die Teilnehmer am US-Rentenmarkt weilten gestern in Vorfreude auf die kommenden US-Leitzinssenkungen. Die Renditen von zweijährigen Emissionen des US-Schatzamtes fielen gestern um rund 5 Basispunkte auf 3,97 %.Die Aussicht auf US-Leitzinssenkungen beflügelte heute früh auch die meisten Aktienmärkte in Fernost. Die Zentralbank in Neuseeland senkte ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 5,25 % und stellte zudem weitere Leitzinssenkungen in Aussicht. Dies stützte ebenfalls die Aktienmärkte.

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