Erdogan-Dämmerung am Bosporus
Die regierende AKP gilt als die große Verliererin der Regionalwahlen am Bosporus vom vergangenen Wochenende. Die oppositionelle CHP, Partei der Staatsgründers Atatürk, vereinte bei den Regionalwahlen landesweit mit 38 Prozent gut zwei Prozentpunkte mehr als die AKP. In 36 Provinzen ging die CHP als Siegerin aus dem Rennen hervor, die AKP lediglich in 24 Provinzen. Der türkische Präsident Erdogan gestand die Niederlage ein: seine erste bei Wahlen seit 20 Jahren. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Die Wirtschaftslage in der Türkei ist prekär wie zu Zeiten, als Erdogan das Ruder im Land übernahm. Eine Zahlungsbilanzkrise kann jederzeit ausbrechen. Die Lira verlor gegenüber dem Euro binnen eines Jahres per Saldo 40% an Wert; die Inflationsrate liegt, nach offiziellen Angaben, bei 67%: Erdogan-Dämmerung am Bosporus.
Euro am Devisenmarkt aktuell im Hintertreffen
Der Euro verlor im Zuge der Regionalwahlen in der Türkei gegenüber der Lira an Wert, naturgemäß nur minimal, um 1,8%. Sehr viel bemerkenswerter sind die jüngsten Verluste des Euro gegenüber dem US-Dollar. Für die Zeit zurück bis zum 8. März summieren sie sich mittlerweile auf 2,2% – mit, wie es den Anschein hat, zunehmender Tendenz. Am gestrigen Montag sackte die Gemeinschaftswährung regelrecht durch. Anlass war die Meldung, der ISM für das Verarbeitende Gewerbe der Vereinigten Staaten sei im März bei 50,3 Punkten gelandet war: zum ersten Mal seit September 2022 wieder oberhalb von 50 Punkten, der Grenzlinie zwischen Schrumpfung und Expansion. Für die US-Geldpolitik besonders bedeutsam: Der Sub-Index für die Preiserwartungen hüpfte regelrecht nach oben, von 52,5 Punkten auf 55,8 Zähler. In der Folge: Ausverkauf am Rentenmarkt. Auch die Aktienmärkte ließen Federn.
US-Notenbank im Fokus
Am heutigen Handelstag können die am Finanzmarkt Aktiven direkt nachprüfen, was für Wirkungen die gestrigen ISM-Zahlen ggf. auslösen werden. FOMC-Vize Williams tritt vor die Mikrofone, als Teilnehmer einer Diskussionsrunde. Gesucht wird hierbei nach Hinweisen darauf, wann die US-Notenbank ihre Geldpolitik lockert. Wir im LBBW Research haben in der vorigen Woche unsere diesbezüglichen Erwartungen heruntergeschraubt. Wir sehen lediglich noch vier Senkungen für dieses Jahr, nach zuvor fünf Schritten. Den Beginn des neuen Lockerungszyklus‘ haben wir gedanklich in den Juli geschoben, einen Monat nach hinten.
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