EZB bereitet Leitzinssenkung vor
Der EZB-Rat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Leitzinsen zum vierten Mal in Folge unverändert zu lassen. Die Notenbankvolkswirte kürzten ihre Inflationsprojektion erneut, für 2025 wird eine Rückkehr zum 2 %-Zielwert erwartet. EZB-Chefin Lagarde bekräftigt ihre Meinung, dass es für Leitzinssenkungen noch zu früh sei. Mit der Senkung der Projektionen für die Inflation und das BIP-Wachstum hat die EZB klar die Weichen hin zu einer Lockerung der Geldpolitik gestellt. Allerdings war diese Anpassung noch nicht so groß, dass sie nun unter Handlungsdruck steht. Eher hat sie sich Beinfreiheit geschaffen, je nach Datenlage im Sommer ihr Leitzinsniveau beizubehalten oder zu lockern. Eine offene Frage bleibt dabei, ob sie sich in ihrem Zinsentscheid auch an der US-Notenbank orientieren wird. Für die USA hat die Wahrscheinlichkeit einer frühen Zinssenkung jüngst abgenommen. So ganz wird die EZB zwar nicht davon frei sein, zu ihrer großen Schwester nach Washington zu blicken. Aber vermutlich ist die Verbindung derzeit deutlich weniger eng als in der Vergangenheit. Wir erwarten daher eine erste Zinssenkung der EZB um die Jahresmitte herum. Fed-Präsident Powell deutete gestern bei der Beantwortung von Fragen des Bankenausschusses des Senats Bereitschaft für Leitzinssenkungen in absehbarer Zeit an. „Wir warten darauf, dass wir zuversichtlicher werden, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2 % bewegt. Sobald wir diese Zuversicht haben - und wir sind nicht weit davon entfernt - wird es angemessen sein, damit zu beginnen, den Grad der Beschränkung zurückzuschrauben." Die Renditen 2-jähriger US-Staatsanleihen fielen nach Powells Äußerung, während die Händler ihre Wetten auf eine Zinssenkung im Juni erhöhten. Ein erste US-Leitzinssenkung im Juni entspricht unserer bereits seit längerer Zeit bestehenden Prognose.
Auftragseingänge Industrie: Keine positive Trendwende
Die gestern von Destatis veröffentlichten Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie sind schwächer als erwartet ausgefallen. Im Januar ging das Volumen der Neuaufträge im Monatsvergleich um 11,3 % zurück. Das sieht aus wie ein herber Einbruch. Der Dezember-Wert wurde allerdings von 8,9 % auf 12,0 % nach oben revidiert. Zudem muss man auch die massive Aufwärtsrevision für den Dezember berücksichtigen. An beiden Zahlen waren die Großaufträge und dazu Nachmeldungen Schuld. Die Statistiker aus Wiesbaden weisen zurecht darauf hin, dass sich die Lage im Dreimonatsvergleich positiver darstellt. Alles in allem also keine schlechte Zahl, sobald man einmal den ersten Schreck über das Januar-Minus überwunden hat. Aber noch nicht gut genug, um den Abwärtstrend der letzten Quartale zu drehen. Die Konjunktur verharrt im Tal.
Ausblick: US-Arbeitsmarktbericht
Für den heute Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht zeichnet sich anhand der regionalen Beschäftigungsindikatoren kein Ende des robusten Stellenwachstums ab. Rein statistisch betrachtet wird nach zwei positiven Überraschungen in Folge (wie im Dezember und Januar der Fall) eine Enttäuschung wahrscheinlicher. Zudem dürfte der Lohnanstieg erheblich schwächer ausfallen als im Januar, da der Vormonatswert durch witterungsbedingte Einflüsse nach oben verzerrt war.
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