US-Wirtschaft unter Volldampf


Die gestern Nachmittag veröffentlichte Vorab-Schätzung für die US-BIP-Entwicklung im dritten Quartal 2023 ist noch höher ausgefallen als zuvor von Markteilnehmern erwartet worden war. Die von vielen Volkswirten prophezeite US-Rezession lässt damit weiter auf sich warten. Die US-Wirtschaft legte in Q3 mit einer Jahresrate von sage und schreibe 4,9 % zu. Das höchste Quartalswachstum seit fast zwei Jahren! Neben den BIP-Zahlen überzeugten die ebenfalls gestern Nachmittag veröffentlichten Auftragseingänge für langlebige Wirtschafsgüter in den USA. Diese stiegen ggü. dem Vormonat um 4,7 % und damit deutlich stärker als erwartet an. Nun ist klar absehbar, dass das US-BIP im Gesamtjahr 2023 mit spürbar über 2,0 % wachsen sollte. Aber bezüglich der Prognose einer Rezession gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Gegenwind für die US-Wirtschaft wird immer stärker. Die Hypothekenzinsen schießen nach oben, der Aktienmarkt schwächelt, die Banken verschärfen ihre Kreditvergabekriterien, 40 Millionen US-Bürger müssen wieder ihre Studentenschulden begleichen, der feste US-Dollar und die schwache Auslandskonjunktur belasten die US-Exportwirtschaft, die Läger der Unternehmen sind wieder gut gefüllt und die US-Fiskalpolitik geht vom Gaspedal. All dies zusammengenommen sollte auch den riesigen Wirtschaftstanker USA vom Kurs abbringen. Wir halten daher an unserer Prognose fest, dass die US-Wirtschaft 2024 in eine Rezession abgleiten wird.

EZB: Leitzinshoch erreicht


Die EZB hat bei der gestrigen Notenbanksitzung beschlossen die Leitzinsen nicht noch weiter anzuheben. In der anschließenden Pressekonferenz wies EZB-Präsidentin Lagarde darauf hin, dass sich das gestiegene Leitzinsniveau bereits deutlich bremsend auf die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen und Privatpersonen auswirkt - und auch noch auswirken wird. Im Gegensatz zu den USA hat sich das Wirtschaftswachstum in der EWU bereits deutlich abgeschwächt - insbesondere in Deutschland. Wir gehen deshalb davon aus, dass bei den Leitzinsen erstmal der Deckel drauf ist. Jetzt kann der Markt sich der Frage zuwenden, was die EZB mit "ausreichend lange" meint, wenn es darum geht, wie lange die EZB auf dem Zinsgipfel verharren will. Die Inflation ist ja schon ein gutes Stück vom Gipfel abgestiegen, sie ist aber auch noch deutlich oberhalb der Komfortzone der EZB. Wenn man die EZB beim Wort nimmt, wird sie frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Zinsen wieder senken. Die Renditen 10j. Bundesanleihen fielen im Nachgang des Zinsentscheids um rund 5 Bp. auf 2,85%.

Kurssturz bei Siemens Energy


Die gebeutelte Siemens Energy verlor gestern aufgrund anhaltend schwerer Probleme im Windkraftgeschäft rund ein Drittel ihres Börsenwertes. Ende Juni hatte die Aktie schon einmal 37% an einem Tag verloren. Der Siemens-Abspaltung fehlt es nicht an Aufträgen, sondern an Mitteln, diese vorzufinanzieren. Jetzt rufen die Münchener nach Staatshilfen, und auch die weiterhin am Unternehmen beteiligte Siemens soll Geld nachschießen.

Ausblick - US-Inflationszahlen


Auf dem ökonomischen Datenkalender stehen heute Inflationszahlen (PCE Kernrate) aus den USA. Wir gehen von einem leichten Rückgang von zuletzt 3,9 % auf 3,7 % aus. Nach guten Quartalszahlen von Amazon und Intel liegen die US-Aktienfutures heute Morgen im Plus. Die asiatischen Märkte öffneten bereits mit Kursgewinnen.

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