Flaute bei Baugenehmigungen
Angesichts der drastisch angehobenen Zinsen und gestiegener Baukosten sinkt die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau drastisch. Im August wurde hierzulande der Bau von geschätzt 19.300 Wohnungen in neuen und bestehenden Gebäuden genehmigt, wie Destatis gestern mitteilte. Das waren rund 32 % weniger als im Vorjahresmonat. Damit sanken die Genehmigungen von Januar bis August 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rd. 28 %. Dies entspricht einem Rückgang um 69.100 auf 175.500 Wohnungen. Da die Zahl der Baugenehmigungen als Indikator für das künftige Baugeschehen gilt, verheißen die aktuellen Zahlen nichts Gutes. Für die hiesige Wirtschaft entwickelt sich der Wohnungsbau immer mehr zum Sorgenkind. Das ifo Institut meldete am Montag, dass im September 21,4 % der Firmen von stornierten Projekten im Wohnungsbau betroffen waren – so viele wie noch nie seit Beginn der Umfrage 2012. Viele Projekte sind aufgrund der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar. Die Baupreise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude sind im August um 6,4 % ggü. dem Vorjahresmonat gestiegen. Zudem sind im 1. Halbjahr 2023 fast alle Baumaterialien deutlich teurer als im 1. Halbjahr 2022 – vor der Energiekrise – gewesen. Insbesondere Zement (+41,7 %), Kalk und gebrannter Gips (+39,7 %), Dachziegel aus keramischen Stoffen (+28,7 %), Frischbeton (+27,7 %), Bausand (+22,7 %) oder Mörtel (+18,6 %) verteuerten sich gegenüber dem Vorjahreshalbjahr deutlich.
Auftragsbestand schwindet
Neben den Firmen im Bau haben auch die Unternehmen in der Industrie mit der mauen Konjunktur zu kämpfen. Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnet derzeit ein Abschmelzen der Auftragspolster. Vor allem die gesunkenen Neuaufträge reduzieren die Reichweite des Auftragsbestands – insbesondere in der Automobilindustrie. Die Reichweite sank im August auf den tiefsten Stand seit
mehr als zwei Jahren. Sie nahm auf 7,1 Monate ab, nachdem sie im Juli noch 7,2 Monate betragen hatte und im April mit 8,1 Monaten ein Allzeithoch erreichte. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Aufträge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.
US-Wohnungsmarkt im Blick
Auf dem heutigen Makrodaten-Kalenderblatt dreht sich alles um die USA. Der Philadelphia Fed Index, der das Geschäftsklima für die regionale US-Industrie in Philadelphia erhebt, könnte sich im Oktober leicht verbessert haben. Die bereits gestern veröffentlichten September-Zahlen für die Neubaubeginne und Baugenehmigungen zeigten ein gemischtes Bild. Die Neubaubeginne stiegen zwar auf 1,358 Mio. Einheiten, blieben jedoch hinter der Konsensprognose zurück. Die Baugenehmigungen fielen zwar auf 1,473 Mio. Einheiten, jedoch lagen sie noch über der Konsensschätzung von 1,38 Mio. Zudem sank angesichts stark gestiegener Zinskosten die Nachfrage der US-Amerikaner nach Baukrediten auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten. Das entsprechende Barometer zu den Hypothekenanträgen des Branchenverbands Mortgage Bankers Association fiel in der Woche zum 13. Oktober um 6,9 % auf 166,9 Indexpunkte. Heute werden die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser erwartet. Ein Rückgang scheint gemäß den Erwartungen der Konjunkturbeobachter fast ausgemacht. Mit prognostizierten 3,89 Mio. Hausverkäufen würde das Niveau unterhalb der Corona-Zeit und auf dem Level von Oktober 2010 liegen.
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