EZB hebt Leitzins an – und hält sich alle Optionen für September offen
Die Zinsentscheidung gestern war so erwartet worden. Interessant ist, dass die EZB gegenüber der vorigen Ratssitzung von einer Eintrübung der wirtschaftlichen Lage spricht. Rosig war es schon damals nicht. Aber jetzt haben die Konjunktursorgen noch einmal zugenommen. Auch der Arbeitsmarkt scheint neuerdings etwas stärker betroffen zu sein. Die Inflationsaussichten haben sich dabei nicht wesentlich verändert – zu hoch für zu lange Zeit. Das spricht dafür, dass der EZB-Rat einer Zinspause im September offen gegenüber steht. Aber zugleich ist jetzt einfach nicht die Zeit für eine Vorfestlegung der Geldpolitik. Die Währungshüter werden sich im September über die Datenblätter beugen und erst dann entscheiden. Eine weitere Zinserhöhung ist nicht vom Tisch, sie ist jedoch seit gestern etwas weniger wahrscheinlich geworden. Aktuell würden wir dennoch von einer 51:49-Wahrscheinlichkeit für eine nochmalige Zinserhöhung der EZB sprechen.
US-Wirtschaft überraschend robust
Die Entwicklung der US-Wirtschaft hat einmal mehr die Erwartungen übertroffen. Die gestern Nachmittag veröffentlichte BIP-Wachstumsrate von 2,4% (annualisiert) hatten die wenigsten Beobachter auf dem Zettel. Die private Inlandsnachfrage ohne Lager – eine Art Kern-BIP – legte mit einer Jahresrate von 2,3% gegenüber dem Vorquartal zu. Dies zeigt, dass auch die unterliegende Konjunkturdynamik der US-Wirtschaft noch intakt ist. Die allgemein erwartete Rezession der US-Wirtschaft – uns eingeschlossen – lässt weiter auf sich warten. Die Rendite 10j. US-Staatsanleihen kletterte in Reaktion auf die überraschend starken US-BIP-Zahlen auf über 4%. Ein weiterer Leitzinserhöhungsschritt der Fed ist vor dem Hintergrund der robusten US-Wirtschaft damit wahrscheinlicher geworden.
Ausblick: Voller Datenkalender mit BIP- und Inflationszahlen
Der ökonomische Datenkalender ist heute prall gefüllt: Aus deutscher Sicht stehen die Entwicklung der Verbraucherpreise und die Q2-BIP-Zahlen im Vordergrund. Für die Inflationsrate im Juli erwarten wir einen leichten Rückgang von 6,4% auf 6,2% (im Vergleich zum Vorjahresmonat). Für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland im zweiten Quartal gehen wir von einer fortgesetzten Schrumpfung aus (-0,2% ggü. Vorquartal). Des Weiteren stehen heute Morgen die Zahlen zum Wirtschaftsvertrauen im Euroraum auf der Agenda. Wir erwarten hier keine Verbesserung. Aus den USA wird die PCE-Kernrate für die Inflation veröffentlicht. Nach 4,6% im Juni erwarten wir analog dem Konsens der von Bloomberg befragten Volkswirte einen Rückgang auf 4,2%.
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