Fed pausiert, aber überrascht auch


Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve beschloss gestern das Zielband für den Tagesgeldsatz unverändert bei 5,00%-5,25% zu belassen. Dies war am Markt auch so erwartet worden. Die Währungshüter bestätigten dabei ihre bisherige „Guidance“, wonach das Ausmaß möglicher weiterer Zinsanhebungen von der verzögerten Wirkung der bisherigen Straffung sowie den weiteren Entwicklungen in Wirtschaft und Finanzsektor abhänge. Die neuen makroökonomischen Projektionen gehen für das laufende Jahr allerdings von einem deutlich höheren Wachstum und einem langsameren Anstieg der Arbeitslosenquote aus als noch zur März-Projektion. Die Kerninflation schwächt sich nach Ansicht der Währungshüter zudem zögerlicher ab. Kongruent hierzu liegen die neuen Leitzinsprojektionen der Fed durchweg über den im März veröffentlichten Werten. Der Median per Ende 2023 fällt mit 5,6% dabei um 50 Bp. höher aus als bisher und impliziert damit zwei weitere Zinsanhebungen im laufenden Jahr. 16 der 18 US-Notenbanker hielten zumindest einen weiteren Schritt für angemessen. Da die Fed datenabhängig entscheidet, sind weitere Leitzinserhöhungsschritte trotzdem keine ausgemachte Sache. Schließlich dürfte sich die US-Inflation bis zum nächsten Fed-Sitzungstermin wohl von aktuell 4% auf nur noch rund 3% weiter abgeschwächt haben. Die Anleger brachte die signifikante Anhebung der Projektionen dennoch in Wallung, so knickten die Aktienkurse unmittelbar nach Bekanntgabe zunächst deutlich ein, erholten sich bis Handelsschluss jedoch wieder vollkommen von diesem Schock.

EZB dürfte Leitzins weiter anheben


Alles andere als eine weitere Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank um zusätzliche 25 Basispunkte wäre im Rahmen der heutigen Notenbanksitzung eine faustdicke Überraschung. Selbst die geldpolitischen Tauben im EZB-Rat stellen die Notwendigkeit eines solchen Schrittes nicht grundsätzlich in Abrede. Um die Wortwahl hinsichtlich künftiger weiterer geldpolitischer Straffungen dürfte im EZB-Rat allerdings wohl hart gerungen werden. Schließlich spielten die in den zurückliegenden Wochen veröffentlichten Makrodaten aus dem Euroraum den Tauben in die Karten. Daher ist mit einem „dovisheren“ Wording als zuletzt zu rechnen. Dabei ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Notenbanker schon eine Zinspause in Aussicht zu stellen. Die „Guidance“ könnte jedoch derart modifiziert werden, dass sie nicht mehr auf mehrere weitere, sondern nur noch auf einen finalen 25-Basispunkte-Schritt auf der Juli-Sitzung schließen lässt.

Bündel an Makrozahlen


Am frühen Morgen wurden bereits die Zahlen zur chinesischen Industrieproduktion sowie zu den Einzelhandelsumsätze für Mai veröffentlicht. Während sich das Wachstum in der Industrie von 5,6% YoY im April auf nur noch 3,5% reduzierte, sank es im Einzelhandel sogar von 18,4% YoY auf nur noch 12,7%. Beide Werte fielen zudem schwächer als im Konsens erwartet aus. Zahlen zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen im Mai stehen im Laufe des heutigen Nachmittags auch für die USA auf der Agenda. Auch hier werden sichtbar schwächere Raten als noch im April befürchtet. Im Fokus könnten zudem die wöchentlichen Zahlen zu den neu registrierten Arbeitslosen stehen. Schließlich legten jene zuletzt sukzessive zu. Hatten sie im Frühherbst 2022 noch im Bereich zwischen 180 und 200 Tsd. Personen je Woche gelegen, wurden zuletzt vermehrt Niveaus von 240 bis 260 Tsd. vermeldet. Dies deutet darauf hin, dass sich die Unternehmen vermehrt Sorgen um den weiteren Konjunkturverlauf zu machen scheinen.

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