Kreditvergaberichtlinien für Unternehmen werden restriktiver


Die Lage am Kreditmarkt wird für mittelständige Unternehmen zusehends schwieriger. In Deutschland brach in Q4 2022 die Netto-Kreditnachfrage oder die Inanspruchnahme von Kreditlinien laut Angaben der deutschen Banken im Geschäftsfeld der Unternehmenskredite ein. Dies ist seit Q4 2013 der erste Rückgang, nachdem sie seit 2014 nahezu stetig gestiegen war. Hauptsächlich wurden weniger Kredite von KMU nachgefragt. Zudem fiel die Nachfrage nach langfristigen Finanzierungen stark. Gleichfalls sank die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten. Dies zeigen die jüngsten Ergebnisse der vierteljährlichen EZB-Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken (Befragung von 151 Geldinstituten im Euroraum, darunter 33 deutsche Banken) in der Zeit vom 12. Dezember 2022 bis zum 10. Januar 2023. Im 4. Quartal 2022 verschärften die befragten deutschen Banken per saldo auch ihre Kreditvergaberichtlinien im Unternehmensgeschäft massiv. Der Netto-Anteil von Banken, d.h. der Anteil der Banken, die ihre Richtlinien strafften, abzüglich des Anteils der Banken, die ihre Richtlinien lockerten, lag bei 19%. Zudem zeigen die Einschätzungen der deutschen Banken, dass sich die Kreditrichtlinien im 1. Quartal 2023 abermals verschärfen könnten

Angespannte Lage am Kreditmarkt


Spiegelbildlich stuften 31,3% der deutschen Mittelständler im 4. Quartal das Verhalten der Banken als restriktiv ein. Das ist seit 2017 ein neuer Höchststand. Dies zeigt jüngst eine KfW-Ifo-Erhebung im Rahmen der KfW-Ifo-Kredithürde unter rund 9.000 Unternehmen – darunter etwa 7.500 Mittelständler. Die Situation am Kreditmarkt könnte sich vor dem Hintergrund weiterer EZB-Zinsanstiege und dem herausfordernden makroökonomischen Umfeld weiter verschärfen. Von den strafferen Kreditvergabebedingungen für das laufende Quartal dürften vor allem die mittelständischen Einzelhändler und der Dienstleistungssektor betroffen sein

Weniger starke Preiserhöhungen


Trotz eines hohen Lohnkostendrucks und der Unsicherheit bei Energiepreisen, peilen die meisten Unternehmen für 2023 im Euro-Raum weniger starke Preiserhöhungen als im Vorjahr an. Dies zeigt eine am Freitag veröffentlichte EZB-Umfrage. Wichtige Faktoren seien die unklare Entwicklung der Kosten und der Nachfrage. Die meisten Gesprächspartner gingen davon aus, dass das Lohnwachstum 2023 stärker ausfallen werde als 2022, erklärte die EZB. Während Schätzungen für den Anstieg der Durchschnittslöhne 2022 bei etwa 3,5% lägen, rechneten die Unternehmenskontakte für 2023 mit einem Zuwachs von etwa 5%. Einige Ansprechpartner befürchteten dauerhafte Lohnerhöhungen mit länger anhaltenden Auswirkungen. Andere wiederum hätten angemerkt, dass die Steigerungen unter den derzeitigen Inflationsraten lägen.

Heute im Spotlight


Heute werden die vorläufigen Inflationsdaten für Deutschland nachgereicht. Ansonsten bleibt es hinsichtlich der Konjunkturdaten ruhig. Der Fokus wird sich umso mehr auf die Berichtssaison richten. Aus dem DAX und dem Euro Stoxx 50 werden diese Woche Linde, BNP (Di), ABN Amro, Adyen, Société Générale, Total (Mi), L´Oréal und Vinci (Do) berichten. Unter den US-Titeln berichten u.a. Walt Disney (Mi), Pepsi und Philip Morris (Do).


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