…bin ich um meinen Schlaf gebracht


Diese erste Dezemberwoche zeigt eindrucksvoll das strategische Unvermögen der Europäischen Union zwischen den großen Machtpolen dieser Welt zu agieren. Während EU-Rats-Chef Charles Michel in Peking um faire Wettbewerbsbedingungen für europäische Unternehmen bittet, erläutert der französische Präsident im Oval Office seine Unzufriedenheit mit dem US Inflation Reduction Act. Das Gesetz, das übrigens seit August bekannt ist, sieht Investitionen von 433 Mrd. US-Dollar zur Abfederung sozialer Härten sowie den Umbau der amerikanischen Wirtschaft in Richtung Klimafreundlichkeit vor. Was so nett klingt, ist nichts anderes als ein gigantomanes Subventionspaket. Es gibt massive Steuervorteile für Unternehmen, die in den USA in klimafreundliche Technologien investieren. Die US-Wasserstoffstrategie wird incentiviert und legt den Grundstein für die Technologieführerschaft der USA in der Herstellung von grünem Wasserstoff. Zudem erhält jeder US-Bürger 7500 US-Dollar Zuschuss beim Kauf eines E-Autos aus US-Produktion. Daraufhin stellte Tesla direkt mal seine Pläne für die geplante Batteriefabrik im brandenburgischen Grünheide zur Debatte. Auch der Batteriehersteller Northvolt überdenkt mit Verweis auf das Subventionsprogramm seine Fabrik in Schleswig-Holstein. Die US-Regierung lockt mit diesem Programm europäische und amerikanische Firmen vom Industriestandort Europa in die USA. Das nennt man knallharte Industriepolitik. Derweil versuchen die Chinesen durch immer undurchsichtigere Auflagen westliche Konzerne aus den Schlüsselbranchen zu drängen. Zudem ist es für Beijing ein Leichtes den von Partikularinteressen zerfledderten Flickenteppich der Europäischen Union auszuarbitrieren, siehe Hafenbeteiligungen. Die Länder Europas können nur als schlagkräftige politische Union das Gewicht ihres 450 Mio. Einwohner schweren Binnenmarktes ausspielen. Was sollen Xi und Joe denn denken, wenn mal Olaf, mal Emmanuel, mal Ursula oder Charles vorbeischauen? Wir brauchen die Vereinigten Staaten von Europa, mit der Abgabe von nationaler Souveränität, einer schlagkräftigen Regierung und Parlament, einer gemeinsamen Energie- und Industriepolitik, einem Haushalt und einer Armee. Ja das wird teuer, aber teurer wird der Preis werden, den die Staaten Europas langfristig zahlen müssen, wenn sie zwischen den Machtpolen zerrieben werden.

Arbeitsmarktbericht im Fokus


Um 14.30 Uhr wird der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht November veröffentlicht. Dieser dürfte eine Verlangsamung des US-Jobaufbaus zeigen und das Narrativ einer langsameren Fed-Gangart für die nächsten Zinserhöhungen stützen. Die Aktienbörsen üben sich derweil in Attentismus. Nach der jüngsten Powell-Rally heißt es erstmal Durchschnaufen. Bis Jahresende dürften die Notierungen aber noch etwas zulegen.


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