Ambivalente Bank of England
Die britische Notenbank (BoE) hat gestern ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,00 % angehoben. Es ist der größte Zinsschritt seit Oktober 1989. Der geldpolitische Rat war einmal mehr gespalten: Sieben Stimmen für den Schritt um 75 Bp, je eine Stimme für 50 und 25 Bp. Die BoE avisierte weitere Zinsanhebungen für die kommenden Monate. Zugleich stufte sie jedoch die an den Finanzmärkten gehandelten Zinserwartungen als wahrscheinlich überzogen ein. Wir vermuten, dass die britischen Währungshüter, ähnlich wie die US-Fed, für die kommenden Sitzungen zwar weitere Erhöhungen, aber eine Verringerung der Schrittgröße anpeilen. Die norwegische Norges Bank begnügte sich gestern gar mit einem kleinen Zinsschritt von 2,25 % auf 2,50 % und schwenkte mithin ebenfalls auf eine Verlangsamung des Tempos ein. Seitens der EZB gab es gestern eine Vielzahl von Wortmeldungen. Diese spiegelten das bekanntermaßen breite Meinungsspektrum innerhalb der Notenbank wider. EZB-Chefin Lagarde konzedierte, dass eine milde Rezession möglich sei, auch wenn es nicht ihr Hauptszenario darstelle. Selbst eine solche Rezession sei allein aber nicht ausreichend, um die Inflation wieder einzufangen. Europäische Anleiherenditen kletterten gestern spürbar nach oben. Zum Teil, aber wohl nicht ausschließlich, dürfte dies noch in Reaktion auf den Zinsentscheid der US-Notenbank vom Mittwochabend gewesen sein.
Heikle China-Reise
Bundeskanzler Olaf Scholz ist heute früh zu einem elfstündigen Aufenthalt in China eingetroffen, wo er auf Präsident Xi Jinping und (Noch-)Ministerpräsident Li Keqiang trifft. Begleitet wird Scholz von zwölf Wirtschaftsvertretern - und einer Menge im Vorfeld geäußerter Kritik an der Reise. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wird es dieses Mal wohl nicht um Milliarden-Deals, sondern um das Ausloten der Beziehungen zueinander gehen.
Ausblick: Arbeit und Klima
Auch wenn die Datengrundlage dürftig und die Daten anfällig für größere Revisionen sind - der US-Arbeitsmarktbericht ist und bleibt ein Daten-Highlight, das an den Märkten größte Aufmerksamkeit genießt. Der Bericht für Oktober wird heute um 13:30 Uhr veröffentlicht. Wir sind für den Beschäftigungsaufbau geringfügig optimistischer als der Analystenkonsens. Hinsichtlich der Lohnentwicklung rechnen wir im Einklang mit den Konsenserwartungen mit einem Zuwachs von 0,3 % im Vergleich zum Vormonat. Aus Deutschland stehen heute früh Daten zu den Auftragseingängen des Verarbeitenden Gewerbes im September auf der Agenda. Wir rechnen nach dem starken Rückgang im Vormonat zwar mit einem kleinen Plus. Das Wort "Optimismus" erscheint uns gleichwohl fehl am Platz. Um größere Weichenstellungen soll es dann ab dem Sonntag auf der 27. UN-Klimakonferenz (COP 27) im ägyptischen Scharm asch-Schaich gehen. Klar ist, dass die bisher von den Staaten gemachten Zusagen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen nicht ausreichen, um das Ziel zu erreichen, den von Menschen verursachten globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen. Die Konferenz steht daher unter dem Motto "Gemeinsam für eine gerechte, ambitionierte Umsetzung JETZT".
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