Erneuter „Jumbozinsschritt“ der EZB erwartet

Auf der heute stattfindenden Tagung der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt mit Blick auf die Festsetzung der Leitzinsen, der für September gemeldete neuerliche Inflationssprung im Euroraum der EZB u.E. nahezu keine andere Wahl, als mit einem zweiten Jumbo-Zinsschritt in Folge nachzulegen. Ähnlich wie in der September-Sitzung dürften die geldpolitischen Falken auch dieses Mal klar Oberwasser haben. Dies gilt nicht zuletzt angesichts der klaren Indizien einer Verbreiterung des hohen Inflationsdrucks, welche durch die Entwicklung der Kernrate beigebracht werden. Der als einflussreich geltende französische Notenbankchef Villeroy de Galhau hat die mögliche Marschroute vorgegeben: Zunächst eine möglichst zügige Leitzinsanhebung bis auf rund 2% noch im laufenden Jahr, gefolgt von einem möglicherweise bedächtigeren Straffungstempo im Jahr 2023. Vor diesem Hintergrund scheint ein Zinsschritt um 75 Bp, welcher den Einlagesatz auf 1,50% hievt, für heute gesetzt. Ausweislich der Terminsätze am EUR-Geldmarkt teilen die Finanzmarktteilnehmer diese Auffassung überwiegend. Für die darauffolgende Dezember-Sitzung des EZB-Rats ist die Markterwartung gespalten zwischen einer Leitzinserhöhung um 50 und 75 Bp. Wir gehen davon aus, dass die EZB die Tür für einen dritten „Jumbo“-Schritt im Dezember offenhalten und somit den kürzerfristigen Markterwartungen keine wesentlichen neuen Impulse geben dürfte.

Erdgaspreis auf Viermonatstief

Der Erdgaspreis an der niederländischen TTF zur Lieferung im Folgemonat sank auf unter 100 Euro pro Megawattstunde. Dies ist zugleich das niedrigste Preisniveau seit Mitte Juni dieses Jahres. Die hohen Füllstände der japanischen und westeuropäischen Gasspeicher sowie die derzeit milden Temperaturen in Japan und Europa dämpfen den Verbrauch von Erdgas zu Heizzwecken. Preismindernd kommt hinzu, dass vor den Küsten Europas und Asiens derzeit Tanker mit einer Gesamtfüllmenge von ca. 2,6 Millionen Tonnen verflüssigtem Erdgas auf ihre Entladung warten. Zudem steht Mitte November das zweitgrößte amerikanische LNG-Terminal Freeport, nach einem explosionsbedingten Ausfall wieder teilweise zur Verfügung. In den vergangenen Monaten nahmen 70% aller US-LNG-Tanker Kurs auf Europa.

EZB-Sitzung und Gfk Konsumklima heute im Fokus der Anleger

Auf dem makroökonomischen Kalenderblatt steht für heute um 8:00 Uhr die Veröffentlichung des Gfk Konsumklimaindex auf der Agenda. Wir erwarten diese Zahlen weiter im tiefroten Bereich, gehen aber von einer leichten Verbesserung im November auf -40 Punkte nach -42,5 Punkten im Oktober aus. Gegen 14:15 Uhr erfahren wir mehr zum Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank und um 14:30 Uhr folgen für die Vereinigten Staaten zum einen die Vorabschätzung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2022 und zum anderen die Daten zu den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter für den Monat September. Eine Verbesserung beim Außenbeitrag sollte dem BIP im dritten Quartal zu einem dynamischen Wachstum verholfen haben. Wir erwarten ein Plus von 3,1% (Q-Q ann.) nach einem Minus von 0,6% im Vorquartal. Bei den Auftragseingängen langlebiger Güter für den Monat September erwarten wir einen weiteren Rückgang auf -0,5% nach -0,2% im August.

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