BoE vor schwieriger Entscheidung
Der Arbeitsmarkt im Vereinigten Königreich bleibt trotz der deutlichen Abkühlung der Konjunktur weiterhin angespannt. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm gemäß der Haushaltsumfrage der britischen Statistikbehörde ONS im Zeitraum Juni bis August 2022 zwar um 109 Tausend gegenüber den vorangegangenen Dreimonatszeitraum ab, die Arbeitslosenquote sank jedoch infolge eines Rückgangs der Erwerbspersonenquote auf 3,5 % und verzeichnete damit ihr niedrigstes Niveau seit dem Zeitraum Dezember 1973 bis Februar 1974. Diese Knappheit an Arbeitskräften spiegelt sich in kräftig steigenden Löhnen wider. Die durchschnittlichen Wochenlöhne (einschließlich Bonuszahlungen) zogen im Zeitraum Juni bis August 2022 um 6,0 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr an. Gleichwohl reicht dieser Lohnanstieg nicht aus, um den Kaufkraftverlust durch die trabende Inflation zu kompensieren. In realer Rechnung sanken die Wochenlöhne im betrachteten Zeitraum um 2,4 %. Diese Arbeitsmarktlage macht die Arbeit der Bank of England (BoE) nicht einfacher. Die Währungshüter in London stehen ohnehin aufgrund des Ausverkaufs am britischen Staatsanleihemarkt, ausgelöst durch die Ankündigung schuldenfinanzierter Steuersenkungen durch die britische Regierung, unter erheblichem Druck. Gestern kündigte die BoE an, inflationsgebundene Staatsanleihen in ihr jüngst auf ein Volumen von 10 Mrd. Mrd. Pfund Sterling pro Tag erhöhtes Stützungsprogram einzubeziehen. Die Intervention der Notenbank zielt darauf ab, der von der „dysfunction“ des Marktes für inflationsgebundene Staatsanleihen ausgehenden Gefahr für die Finanzmarktstabilität zu begegnen. Nach unserer Prognose wird die BoE am 3. November eine Erhöhung ihres Leitzinses um sage und schreibe 1,25 %-Punkte auf 3,5 % verkünden, um die Inflation zu bekämpfen und den Kurs des Pfund Sterling zu stützen.
IWF senkt Wachstumsprognose
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für das Jahr 2023 von 2,9 % auf 2,7 % herabgesetzt. Damit sind die Washingtoner Volkswirte aber immer noch optimistischer als unsereins. Wir erwarten für das Jahr 2023 ein Wachstum in Höhe von 2,1 %. Zur Einordnung: Das Wachstum der Weltwirtschaft belief sich im Jahr 2021 auf 6,0 %. Im laufenden Jahr dürfte das Wachstum noch gut 3 % betragen. Wachstumsraten der Weltwirtschaft von unter 2 % gab es seit den 1970er Jahren nur fünfmal.
Besserer Stimmung in den USA
In den Vereinigten Staaten zeigen sich indes trotz des eingetrübten Ausblicks für die Weltwirtschaft erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Konjunktur. Der Index für die Stimmung der US-Kleinunternehmen stieg im September das dritte Mal in Folge leicht an. Die Vereinigten Staaten werden nach unserer Prognose – im Gegensatz zum Euroraum – einer Rezession knapp entgehen. Unsere Argumente hierfür sind die infolge fallender US-Kraftstoffpreise wieder steigenden Realeinkommen sowie das langsame Überwinden der Lieferkettenprobleme.
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