ifo-Index rutscht immer tiefer
Der ifo-Geschäftsklimaindex sackte im September von 88,6 auf 84,3 Punkte ab und enttäuschte die ohnehin schon niedrigen Erwartungen. Erneut gab die Erwartungskomponente des Index besonders stark nach und notiert inzwischen tiefer als zu den schlimmsten Zeiten der Finanzkrise. Man kann hier aus unserer Sicht ohne Übertreibung von Anzeichen von Panik sprechen, die nicht zuletzt auf die hohe Unsicherheit bzgl. der Preisentwicklung und sogar auf die Verfügbarkeit von Gas und Strom zurückzuführen sein dürfte. Dazu kommt nach Angabe des ifo-Instituts, dass die Lieferengpässe ungeachtet einer leichten Verbesserung in den letzten Monaten den Unternehmen weiter zusetzten. Der Lage-Index schrumpfte um volle drei Punkte auf 94,5. Der letzte Hoffnungsschimmer für einen glimpflichen Verlauf der Konjunktur durch den bevorstehenden Winter hindurch ist der Arbeitsmarkt. Nach Angaben des ifo-Instituts versuchen die Unternehmen, ihre Belegschaft durch die Krise hindurch soweit wie möglich zu halten. Die Finanzmärkte vernahmen die düstere Nachricht gelassen. Für sie spielt die Konjunktur für den Moment nur die zweite Geige. Inflation und Notenbankpolitik stehen im Vordergrund. Die Anleiherenditen kletterten weiter empor. Befeuert wurde dies durch eine schwache Auktion einer zweijährigen US-Staatsanleihe. In Großbritannien schürt die expansive Fiskalpolitik und das schwache Pfund Zinserhöhungssorgen.

Lagarde: Konjunkturabschwächung
EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte bei ihrer Anhörung vor dem EU-Parlament, die Wirtschaftsaktivität werde sich in den nächsten Quartalen substanziell abschwächen. Zudem werde die Inflation für einen längeren Zeitraum über dem Inflationsziel der Währungshüter verharren. Sie stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht.

Gaspreisdeckel statt Gasumlage?
Die Fiskalhilfen zur Abfederung der Energiekrise nannte Frau Lagarde als häufig zu breit gefasst und zu wenig maßgeschneidert. Sie betonte, die Maßnahmen müssten vorübergehend und zielgerichtet sei. Andernfalls sieht sie das Risiko, dass die Inflation hierdurch weiter angeheizt werde. In Deutschland verdichten sich unterdessen die Anzeichen dafür, dass die beschlossene und ab 1. Oktober geltende Gasumlage möglichst bald wieder einkassiert wird. Sie könnte ersetzt werden durch einen Gaspreisdeckel.

Deutschland stark gewachsen
Wenig mediale Aufmerksamkeit erhielt die gestern vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Schätzung der Einwohnerzahl Deutschlands zum 30.06.2022 von knapp 84,1 Millionen. Vor allem aufgrund des Zuzugs von Schutzsuchenden aus der Ukraine kletterte die Einwohnerzahl seit Jahresbeginn um knapp 850 Tsd. Menschen – der stärkste Anstieg innerhalb von zwei Quartalen seit der Wiedervereinigung. Dies bedeutet nicht zuletzt einen immensen Nachfrageschub für den Wohnungsmarkt, insbesondere in den unteren Segmenten. Die Neuvertragsmieten dürften weiter rasant steigen.

Immobilienmarktdaten aus den USA
Für den Euroraum wird heute das Geldmengenwachstum im August veröffentlicht. Aus den USA steht das Konsumentenvertrauen sowie die Neubauverkäufe und Hauspreisdaten auf der Agenda. Letztere waren lange recht robust, zeigten zuletzt aber Schwächetendenzen.


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