Herr Powell schockt
Bis zu Wochenschluss war der Zinskurs der Notenbanken das beherrschende Thema an den Börsen. Aktienmärkte gingen weltweit auf Tauchstation, nachdem die großen westlichen Notenbanken unter der Führung der Fed im Kampf gegen die Inflation die geldpolitischen Zügel weiter gestrafft hatten. Am Mittwoch ließ Fed-Chef Powell keinen Zweifel daran, dass die Inflationsbekämpfung oberste Priorität hat: „I wish there were a painless way to do that. There isn´t“, so Powell. Auch an den Rentenmärkten setzte sich der Ausverkauf fort: Die Renditen für 10jährige-Treasuries stiegen am Freitag in der Spitze auf über 3,8 % an. Und zehnjährige Bundesanleihen rentierten am Freitag zum ersten Mal seit über zehn Jahren wieder oberhalb von 2 %.

Frau Truss überrascht
Nach nur wenigen Wochen im Amt schickt sich die neue britische Premierministerin Liz Truss an, Spuren in den Geschichtsbüchern zu hinterlassen. Vermutlich wird man bald vom „Trusslizm“ sprechen, wenn man die Wirtschafts- und Finanzpolitik ihrer Ägide benennt. Am Freitag kündigte ihr Schatzkanzler Kwasi Kwarteng die größten Steuersenkungen seit den 70er Jahren an, die umgerechnet rund 50 Mrd. Euro schwer sein sollen. Die Anleger fällten ein harsches Urteil. Ihre Bedenken über die Höhe der Ausweitung der Staatsverschuldung ließen die Renditen für 10jährige britische Staatsanleihen auf 3,8 % ansteigen, ein Tagesplus von 30 Basispunkten. Und das britische Pfund fiel unter die Marke von 1,09 USD, den niedrigsten Stand seit 1985.

Frau Meloni gewinnt
Es kam wie erwartet: Die laut Umfragen hoch favorisierte Allianz der drei Mitte/Rechts-Parteien Fratelli d’Italia (FdI), Lega und Forza Italia vereinte Hochrechnungen zufolge bis zu 47 % der Stimmen. Dies bedeutet dem italienischen Wahlrecht zufolge die absolute Mehrheit. Stärkste Partei sind die „Brüder Italiens“ unter der Führung von Giorgia Meloni, der designierten künftigen Regierungschefin. Im Vorfeld der Wahl war sie bemüht, sanftere Töne gegen über der EU anzuschlagen, was die Risikoprämien italienischer Staatsanleihen stabil hielt. Nun besteht jedoch das Risiko einer spürbaren Ausweitung, falls sich heraus stellen sollte, dass Frau Meloni nun gewissermaßen ihr wahres Gesicht zeigen wird, nachdem sie im Vorfeld der Wahl aus taktischem Kalkül auch gemäßigte Wähler für sich gewinnen wollte. Das politische Italien bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Frau Lagarde spricht
Heute um 16:00 Uhr dürfte EZB-Chefin Lagarde im Rahmen ihres Rechenschaftsberichts vor dem EU-Parlament vermutlich ihre Entschlossenheit zur Inflationsbekämpfung bekräftigen, auch um den Preis einer Rezession. Dass jene hierzulande bereits vor der Tür steht, dürfte das um 10:00 Uhr avisierte ifo-Geschäftsklima für den September zeigen.


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