Markterholung zum Wochenende
Am Freitag haben Anleger beiderseits des Atlantiks trotz des historischen XXL-Zinsschritts der EZB und ungeachtet der Rezessionsgefahren keine Gründe für den Verkauf von Aktien gesehen. Vor allem die Kursgewinne der Finanz-und Rohstoffwerten stützten die europäischen Börsen. DAX und Euro Stoxx 50 stiegen am Freitag um jeweils mehr als 1% auf 13.088 bzw. 3.570 Punkte. Parallel dazu warfen Anleger jedoch erneut vor allem kürzer laufende Anleihen aus ihren Depots. In der Spitze trieb dies die Rendite der zweijährigen Bundesstaatsanleihen auf ein Elf-Jahres-Hoch von 1,429%. Ihre zehnjährigen Pendants rentieren mit 1,796% zeitweise so hoch wie zuletzt vor knapp drei Monaten. Darüber hinaus hob die US-Ratingagentur S&P die Bewertung der langfristigen Verbindlichkeiten Portugals um eine Stufe von zuvor "BBB" auf "BBB+" an – der Ausblick ist stabil. Ein Grund für die Höherstufung sind die robusten Wachstumsaussichten trotz der Folgen des Ukraine-Krieges. Darüber hinaus kommt Portugal in den Genuss von EU-Hilfen in Höhe von 61,2 Mrd. EUR von 2022 bis 2027. Die Märkte in Südkorea und Hong Kong bleiben heute feiertagsbedingt geschlossen.

Eingriffe in den Energiemarkt avisiert
Da vor dem Wochenende keine relevanten Konjunkturdaten und Firmenbilanzen anstanden, verfolgten die Finanzmarktteilnehmer das Treffen der EU-Energieminister. Im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung berieten sich die Minister über eine Strompreis-Bremse für Privathaushalte und Kleinbetriebe. Außerdem war ein Gaspreis-Deckel im Gespräch. Doch Tschechien, welches derzeit die EURatspräsidentschaft innehat, forderte bereits den Tagesordnungspunkt „Gasdeckel“ von der Agenda zu streichen. Auch Ungarn hat sich klar gegen einen Preisdeckel auf russisches Gas ausgesprochen, da dies gegen europäische und ungarische Interessen sei. Darüber hinaus hat die Regierung in Moskau zuletzt damit gedroht, im Fall eines Preisdeckels alle Lieferungen einzustellen. Zu finalen Entscheidungen kam es letztendlich nicht, wie bereits im Vorfeld erwartet wurde. Im Vordergrund stand die generelle Marschrichtung für einen bevorzugten Weg und die Klarheit darüber, welche Instrumente in der EU mehrheitsfähig sein könnten. Generell können Interventionen in Marktmechanismen zu Verwerfungen führen, insbesondere sind Eingriffe in den Energiemarkt hochriskant und könnten gravierende Nebenwirkungen haben. Indes verbilligte sich am Gasmarkt der europäische Erdgas-Future um fast weitere 6% auf 207 EUR je Megawattstunde, nicht zuletzt dank einer schwindenden Furcht vor akuten Engpässen im Winter.

Eröffnungsrede im Blick
Im Vorfeld der heutigen Eröffnungsrede von EZB-Direktorin Schnabel zur EZB-Forschungskonferenz, fordert der Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub nach der jüngsten XXL-Zinserhöhung der EZB weitere kräftige Zinsschritte nach oben. Er betonte gestern in einem Deutschlandfunk-Interview, dass es Anzeichen dafür gebe, dass die Inflation inzwischen viele Bereiche der Wirtschaft erfasse und jetzt seitens der Geldpolitik weitere deutliche Schritte folgen müssten. Somit seien für die nächsten Monate weitere Zinserhöhungen notwendig. Trotz einer drohenden Rezession sind die Währungshüter der EZB womöglich gezwungen den aktuell entscheidenden Schlüsselzins weiterhin kräftig anzuheben. Fünf mit der Situation vertraute Personen teilten der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass viele Euro-Wächter es für zunehmend wahrscheinlich hielten, dass der Einlagezins in "restriktives Gebiet" auf 2% oder höher gesetzt werden müsse. Dies entspricht auch unserer Prognose für Ende 2022.

 

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