Leichter Knicks in der Stimmung
Nach dem gestern veröffentlichten ifo-Geschäftsklima war das Wirtschaftsvertrauen einmal mehr rückläufig. Das Barometer ist im August zum dritten Mal in Folge gefallen, und zwar von (revidiert) 88,7 auf 88,5 Punkte. Dies ist der tiefste Stand seit Juni 2020. Sowohl die Erwartungen als auch die Lage trübten sich weiter ein, wenngleich jeweils nur noch geringfügig. Das geringe Ausmaß des Rückgangs sorgte für ein wenig Erleichterung. Dies ändert jedoch wenig daran, dass die Erwartungskomponente einen verheerenden Ausblick für die kommenden Herbst- und Winter-Monate gibt. Die jüngsten Preisschübe am Gas und Strommarkt sind dabei möglicherweise durch die aktuelle Umfrage noch gar nicht vollumfänglich erfasst. Es bleibt mithin dabei: Nachdem die deutsche Wirtschaft – wie gestern ebenfalls gemeldet – im 2. Quartal um +0,1% gegenüber dem Vorquartal wuchs (revidiert von zuvor 0%), stehen für das zweite Halbjahr immer mehr Zeichen auf Rezession.
Rückschlag für Bauunternehmen
Die deutschen Bauunternehmen haben aufgrund von Materialengpässen, Preisexplosionen bei Inputfaktoren sowie steigenden Zinsen ein schwieriges erstes Halbjahr zu verbuchen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im Juni um 5,5% schwächer aus als im Vormonat und war damit sogar 11,2% niedriger als im Vorjahresmonat (real, saison- und kalenderbereinigt). Im gesamten ersten Halbjahr schrumpften die Auftragseingänge real um 3,5%, wie Destatis gestern meldete. In Anbetracht hoher Baukosten, steigender Zinsen sowie explodierter Energie- und Lebenshaltungskosten hielten sich vor allem private Bauherren beim Hausbau zurück. Der Wohnungsbau brach gemessen am Volumenindex im Juni um 16,6% gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Gleichfalls dürften bei institutionellen Investoren etliche Wohnungsbauprojekte auf dem Prüfstand stehen oder erst einmal verschoben werden. Eine Verbesserung auf dem angespannten Wohnungsmarkt wird es laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) so nicht geben.
Was ist heute wichtig?
Das GfK-Verbrauchervertrauen für September dürfte heute den vorangegangenen Konjunkturindikatoren folgen und weiterhin im dunkelroten Bereich notieren. In Anbetracht der gestiegenen Gas- und Strompreise dürfte sich die Konsumlaune von -30,6 auf -31,5 Punkte eintrüben. Näheren Aufschluss über den weiteren geldpolitischen Kurs erhoffen sich die Anleger von der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell in Jackson Hole um 16:00 Uhr. Doch davor werden die Inflationsdaten für Juli veröffentlicht. Das von der Fed bevorzugte Maß, die PCE Kernrate, dürfte bei 4,8% verharren. Sollte sich der Preisdruck nicht reduziert haben, könnten sich die Finanzmarktteilnehmer enttäuscht zeigen, da sie mit einer daraufhin folgenden strengeren Geldpolitik rechnen müssten. Aktuell besteht auf Grundlage von Refinitiv-Daten eine etwas größere Chance, dass die Fed nächsten Monat die Zinsen um 75 Basispunkte anheben könnte (61,5%), verglichen mit einer kleineren Zinserhöhung um 50 Basispunkte (38,5%).
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