Jackson Hole – wichtig für Europa
Auch ohne die Veröffentlichung von wichtigen Wirtschaftsdaten herrschte zum Wochenstart Unruhe an den Finanzmärkten. Aktien- und Anleihekurse gingen zunächst weiter in die Knie, auch wenn sie sich im Tagesverlauf stabilisierten. Beim Notenbanksymposium in Jackson Hole am vergangenen Freitag waren alle Augen auf Fed-Chef Jerome Powell gerichtet. Doch – zumindest aus europäischer Sicht – stahlen EZB-Vertreter dem obersten US-Währungshüter die Show. Denn auch Isabel Schnabel fand als prominentes EZB-Mitglied deutliche Worte. Sie sprach sich im aktuellen Hochinflationsumfeld für eine Rückkehr zu der Aufgabenteilung aus, gemäß der sich die Geldpolitik auf die Wahrung von Preisstabilität fokussiert und das Ziel eines widerstandsfähigen Wirtschaftswachstums der Fiskalpolitik überlässt. Sowohl das Risiko, dass sich die derzeit hohe Inflation verfestigt, als auch die in dem Fall damit verbundenen Kosten seien unangenehm hoch. Die Notenbanken müssten sich kraftvoll dem Risiko entgegenstellen, dass die Bevölkerung beginnen könnte, an der langfristigen Stabilität von Papierwährungen zu zweifeln. Die Notenbanker sollten zudem nicht der Versuchung erliegen, beim ersten Anzeichen eines Nachlassens des Preisdrucks auf ihrem Straffungskurs eine Pause einzulegen. Begleitet wurden Schnabels Ausführungen von Äußerungen anderer EZB-Vertreter, die beim Zinsentscheid am 8. September einen Jumbo-Zinsschritt um 75 Basispunkte zumindest diskutieren wollen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane machte am gestrigen Nachmittag zwar erneut seine Position deutlich, dass eine Serie von moderaten Zinserhöhungen besser sei als wenige große Schritte. Die Anleihemärkte konnte er damit aber nicht beruhigen. Die Renditen von Bundesanleihen stiegen in den vergangenen zwei Handelstagen deutlich, und sie stiegen auch deutlich stärker als jene von US-Staatsanleihen – und dies trotz einer gewissen Preiskorrektur an den Strom- und Gasmärkten im gestrigen Handelsverlauf.
Nun alle Augen auf die Inflation
Der morgen anstehenden Vorabschätzung der Inflationsrate im Euroraum im August könnte mit Blick auf den nächsten EZB-Zinsentscheid die Rolle des Züngleins an der Waage zukommen. Heute werden Inflationsdaten aus Spanien (9:00 Uhr) und Deutschland (14:00 Uhr) veröffentlicht und könnten erste Hinweise darauf geben, auf welcher Seite das Überraschungspotenzial für die Euroraum-Inflation liegt. Damit des Spannungsbogens nicht genug: Bereits heute früh veröffentlichte Nordrhein-Westfalen einen Anstieg der Inflationsrate von 7,8% auf 8,1%. Weitere wichtige Bundesländer folgen um 10:00 Uhr.
Heute: Worte und Zahlen
Neben den erwähnten Inflationsdaten stehen heute der Indikator zum Wirtschaftsvertrauen im Euroraum sowie Daten zur Hauspreisentwicklung in den USA und zum US Verbrauchervertrauen auf dem Kalender. Zudem hält FOMC-Vize John Williams eine Rede. Das Bundeskabinett beginnt heute seine zweitägige Klausurtagung auf Schloss Meseberg. Unter anderem wird die Energieversorgungssicherheit hier Thema sein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte gestern, die Kommission bereite eine Notfallmaßnahme sowie eine Strukturreform für den europäischen Strommarkt vor. Der Energiekonzern Uniper hat derweil weitere 4 Mrd. Euro an Unterstützung bei der KfW beantragt.
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