Systematik und Disziplin sind Erfolgsfaktoren

Systematik und Disziplin sind Erfolgsfaktoren

Zertifikatekauf als systematischer Prozess

Die Flexibilität des Produkts und die Vielfalt der mittlerweile emittierten Zertifikate sorgen dafür, dass es im Prinzip für jedes Anlageziel das passende Erzeugnis gibt. Es kommt also darauf an, das richtige Zertifikat für die eigenen Bedürfnisse zu identifizieren. Den Anfang einer erfolgreichen Anlagestrategie stellt daher eine präzise Zielformulierung dar. Steht der Kapitalerhalt, verbunden mit der Chance auf eine reale Zusatzrendite, im Vordergrund, sind andere Produkte zu wählen als bei einem langfristigen Engagement mit Chance auf Kursgewinne oder bei einer Spekulation auf kurzfristige Erträge. Die Festlegung der Ziele ist damit eine zentrale Determinante für die Struktur des Produkts.

Der zweite wichtige Einflussfaktor ist das Anlageszenario, mit dem die Erwartungen an die weitere Entwicklung formuliert werden. Aus der Kombination der anvisierten Ziele und der Erwartungen an die künftige Marktentwicklung ergeben sich wichtige Rückschlüsse für das geeignete Zertifikat. Damit eng verbunden ist auch die Auswahl des richtigen Basiswerts. Auch hier gilt: Die Marktvielfalt erlaubt eine Investition in nahezu alle wichtigen liquiden Asset-Klassen und Assets, daher ist der Auswahlprozess auch hier eine komplexe Aufgabe. Mit der Formulierung der Ziele und Erwartungen engt sich das Spektrum unter Umständen aber schon deutlich ein. Wer beispielsweise ein anleihenähnliches Investment sucht, für den fallen Alternativen wie Rohstoffe oder Währungen eher aus. Und wer in seinem Szenario eher mit fallenden Aktienkursen rechnen, wird kein Indexzertifikat aus diesem Bereich wählen.

Generell gilt dabei, dass ohne Detailwissen zu einzelnen Basiswerten ein breit gestreuter Index in der Regel risikoärmer ist als ein einzelnes Asset (eine Aktie, ein Rohstoff, eine Währung). Als Hilfe im Auswahlprozess kann die Fundamentalanalyse genutzt werden, also die Lektüre von Basisinformationen (Geschäftsberichte, Marktberichte, Analystenmeinungen) zu dem favorisierten Bereich. Außerdem sollten Portfolioüberlegungen beachtet werden, der Diversifikationseffekt (einzelne Assets entwickeln sich nicht gleich, ihre Schwankungen werden in einem gut diversifizierten Portfolio geglättet) senkt das Gesamtrisiko. Im Rahmen eines größeren Portfolios kann eine Investition in Einzelwerte durchaus Sinn machen. Wenn aber nur wenige Positionen erworben werden, kann der Diversifikationseffekt nur mit Indexinvestments realisiert werden.

Disziplin als wichtiges Strategieelement

Der Auswahlprozess wird mit dem Kauf abgeschlossen, damit ist aber lediglich der erste Schritt einer erfolgreichen Handelsstrategie umgesetzt. Besonders wichtig ist in der Haltephase eine disziplinierte Überprüfung der eigenen Strategie. Entwickelt sich der Markt bzw. der Wert nicht in der Form, wie es im Anlageszenario unterstellt wurde, muss kritisch hinterfragt werden, ob das Investment noch die Ziele erfüllt. Als Disziplinierungshilfe kann unter Umständen ein Stop-Loss genutzt werden, also eine vorab definierte Marke zur Verlustbegrenzung.

Allerdings eignet sich dieses Instrument nicht für alle Produkte gleichermaßen, die Spezifika der Zertifikate müssen beachtet werden. So entfalten Kapitalschutzzertifikate mit der garantierten Rückzahlung des Nennbetrags ihre schützende Wirkung erst zum Laufzeitende, ein Stop-Loss in der Haltephase ist hier nicht sinnvoll. Auch der Risikopuffer bei Bonuszertifikaten wirkt erst am Ende in vollem Umfang, allerdings besteht hier während der Laufzeit die Gefahr, dass die Sicherheitsschwelle verletzt wird. Daher ist ein Stop-Loss über dieser wichtigen Marke durchaus angebracht. Letztlich kommt es also auf die individuellen Gegebenheiten an. Wichtig ist aber, mögliche Verlustgrenzen vorab zu definieren. Im Fall erzielter Gewinne können die Marken nachgezogen werden, um die erzielten Erträge abzusichern.

Verschiedene Strategien möglich

Dass die Aspekte Anlageziel, Anlageszenario und Produktauswahl in einem engen Zusammenhang stehen, kann auch an zwei gängigen Handelsstrategien verdeutlicht werden: Trendfolge und Antizyklik. Die Suche nach nachhaltig stabilen Trends zählt zu den häufig angewendeten Strategieansätzen. Geht man beispielsweise davon aus, einen Aufwärtstrend im Bereich der Aktien identifiziert zu haben, gibt es verschiedene Wege, daran zu partizipieren. Auf eher kurzfristige Sicht und damit im Rahmen eines spekulativen Trendfolgeansatzes würde man ein Hebelprodukt wählen, um von Kurssteigerungen überproportional zu profitieren. Mit einer längeren Anlageperspektive könnte ein Rückgriff auf Indexzertifikate oder auch ein Kapitalschutzprodukt angemessen sein. Auch Bonuszertifikate sind hier ein geeignetes Instrument, das zusätzlich einen Risikopuffer bietet.

Eine andere Variante sind antizyklische Ansätze, hier stellt man sich genau gegen den vorherrschenden Markttrend in der Annahme, dass dieser bald dreht. Das bietet sich etwa in extremen Marktlagen (überkauft, überverkauft) an. In einer stark überverkauften Lage am Aktienmarkt sind beispielsweise Zertifikate interessant, bei denen man (durch die Strukturierung) als Verkäufer von Optionen auftritt, da diese Komponente bei einer hohen Volatilität besonders werthaltig ist. Verdeutlicht am Beispiel von Discountzertifikaten heißt das, dass man nach einem starken Kursverfall einen besonders hohen Abschlag auf den aktuellen Kurs geboten bekommt, da das Wertpapier eine Kombination aus dem Kauf einer Aktie und dem Verkauf einer Call-Option darstellt.

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