Regeln für den Börsenerfolg – von starken Frauen lernen.

1: Keine Panik

„Ich kann euch sagen, was Freiheit für mich bedeutet: ohne Angst leben.“
Nina Simone

Im vergangenen Jahr waren die Märkte recht volatil, vor allem im Herbst gab es eine scharfe Korrektur – die bis zum Jahresende mehr als aufgeholt war. Wehe dem Hasenfuß, der übereilt abverkauft hat.

Die Angst vor einem finanziellen Verlust ist im gleichen Gehirnareal angesiedelt wie die Angst vorm Tod – Steinzeitmenschen hatten zwar keine Geldprobleme, ein Säbelzahntiger dagegen konnte jederzeit um die Ecke kommen. Das Gehirn schüttet Kortisol aus, wir können nicht mehr klar denken, es heißt dann: Fight or flight. Kämpfen oder fliehen sind die schnellsten Reaktionen unseres Gehirns. Verkaufen kommt dabei dem Fliehen gleich – doch in den meisten Fällen ist es klüger, einmal tief durchzuatmen, sich sein Depot genauer anzusehen und zu überlegen, welche Werte darin von der aktuellen Krise vielleicht sogar profitieren könnten. Kluge Investorinnen steigen jetzt sogar in den Markt ein, denn sie tun es billig. Panik ist ein schlechter Ratgeber, die Beständigen gewinnen!

2: Wahrnehmung hinterfragen

„Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf – es kommt nur auf die Entfernung an.“
Marie von Ebner- Eschenbach

Wie wir Informationen verarbeiten und was wir daraus folgern, ist eine wesentliche Frage bei der Kapitalanlage. Wir können unmöglich alle Reize, alle Informationen, aufnehmen und verarbeiten, also haben wir Mechanismen entwickelt, sie zu filtern. Mit der Folge, dass es nur außergewöhnliche Reize schaffen, jederzeit durchzudringen: Todesangst und Sex etwa.

Etwas harmloser formuliert: Schlechte Nachrichten ergeben gute Schlagzeilen. Und wir nehmen besser wahr, was wir schon kennen, Vorurteile und Mehrheitsmeinungen spielen eine große Rolle. Soziale Netzwerke verstärken diesen Selektionsprozess. Wir haben für alles eine Schublade, die wir je nach Bedarf erst füllen und dann ziehen können. Wissenschaftlicher ausgedrückt: Wir bedienen uns verschiedener Heuristiken, um eine komplexe Wirklichkeit in verdauliche Einheiten zu teilen. Für Ihr Depot bedeutet das, lassen Sie sich nicht von Einflüsterungen beeinflussen, informieren Sie sich aus verschiedenen Quellen, hinterfragen Sie gängige Urteile auf die dahinterliegenden Interessen. Berücksichtigen Sie keinesfalls nur Meinungen, die ihre unterstützen. Gerade Gegenargumente sollten Sie sich genauer ansehen.

3: Ego einschätzen

„Ich habe keine Angst vor Stürmen. Ich lerne, wie ich mein Schiff steuern muss.“
Louisa May Alcott

Wir kennen das aus dem Arbeitsalltag oder vom Sport: Erfolge schreiben wir gerne unserer eigenen Leistung zu, Misserfolge liegen am Kollegen oder der Chefin, am Schiedsrichter oder am schlechten Rasen. Wenn wir an der Börse permanent Rendite einfahren, fast schon egal, in welche Aktien wir investiert haben – und solche Phasen treten immer wieder auf – halten wir uns für ausgefuchste Börsenprofis. Ist ja einfach, kann ja jeder. Die Börse als schneller Weg zum Millionenverdienst, das wollen uns zahlreiche Neuerscheinungen oder Trading-Seminare von selbsternannten Gurus glauben machen. Eine gesunde Selbsteinschätzung tut not, Schönwettersegeln hilft im Sturm nicht weiter. Es gilt, das Depot so aufzustellen, dass es auch in Schlechtwetterperioden standhält.

4: Risiko einschätzen

„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat.“
Rosa Luxemburg

Chance und Risiko sind zwei Seiten derselben Medaille, und wenn man mehr Rendite möchte, muss man in der Regel ein höheres Risiko eingehen. Trotzdem fallen wir immer wieder darauf rein: Wir wählen das Investmentvehikel, das uns die höchste Rendite verspricht und lassen das Risiko außer Acht. Vermeintliche Langweiler, die konservativen Titel, scheinen uninteressant. Doch gerade in Bärenmärkten sind es diese seriösen Brot- und Butter-Aktien, deren Geschäftsmodelle viel weniger anfällig für große Schwankungen sind. Hier fallen die Rücksetzer deshalb sehr viel moderater aus als bei hochgelobten High-Flyern. Nichts gegen Investitionen in spannende Wachstumswerte, doch die Basis eines Wertpapierdepots sollten Titel bilden, deren Geschäftsmodell trägt und deren Produkte auf lange Sicht notwendig sind! Und Achtung bei Wachstumswerten: Eine Rückwärtsbetrachtung ist gefährlich. Die historischen Höchststände bieten keine Orientierung, es ist keinesfalls gesagt, dass diese Kurse jemals wieder erreicht werden. Es gibt mehr Eintagsfliegen als Elefanten auf der Welt!

5: Strategie erhalten

„Der mutigste Akt ist immer noch, selbst zu denken. Und zwar laut.“
Coco Chanel

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, ob die langfristig konzipierte Kapitalanlage trägt oder nicht. Es ist Zeit, die eigene Strategie zu überprüfen, aber nicht, sie unbedingt über Bord zu werfen. Trägt sie auf lange Sicht trotz aktueller Verluste? Bei langfristigen Investments sollte man immer die Zeit haben, eine Erholung abzuwarten und Verluste auszusitzen. Hier ist ein guter Ratschlag, die Anpassungshäufigkeit dem Anlagehorizont anzupassen. Denn es besteht die Gefahr, aus Furcht ohne Plan zu agieren. Stehen Sie zu Ihrer Strategie, auch wenn der Wind von vorne kommt. Anleger neigen dazu, bei Verlusten schnell auszusteigen und bei Erholungsphasen zu lange mit dem Einstieg zu warten.

Vertrauen Sie Ihrem gesunden Menschenverstand und misstrauen Sie Ihrem Ego, dann sind Sie vor den gröbsten Fehlern an der Börse (und nicht nur dort) gefeit. Auf der anderen Seite wusste schon Katherine Hepburn: „Wer sich an alle Regeln hält, verpasst den ganzen Spaß.“

Von Marile Glöcklhofer, Börse München / gettex exchange

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