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Anlagestrategien mit Aktienanleihen
Anlagestrategien mit Aktienanleihen
Bei der Buy & Hold-Strategie, die vor allem von vielen Privatanlegern verfolgt wird, werden Aktienanleihen gekauft, bevorzugt bereits bei Emission, und dann über die gesamte Laufzeit gehalten. Die Anleger setzen hierbei vor allem auf die garantierten Zinszahlungen und einen seitwärts laufenden Markt. Falls der Markt sich doch anders entwickelt als gedacht, besteht die Möglichkeit, die Aktienanleihe doch vor dem Ende der Laufzeit zu verkaufen oder mögliche Verluste durch Stop-Loss-Orders zu begrenzen.
Aktienanleihen können aber auch im Hinblick auf die Risikooptimierung gehandelt werden. In diesem Fall passt der Anleger sein Investment dynamisch an das Marktumfeld und seine Risikobereitschaft an. Falls der Markt auf einmal überdurchschnittlich stark anzieht, verkaufen Anleger bei dieser Strategie die gehaltenen Aktienanleihen, die einen zu tiefen Basispreis besitzen, und kaufen neue Aktienanleihen auf den gleichen Basiswert, bei denen der Basispreis jedoch höher liegt. Somit können sie weiterhin von Kursgewinnen des Basiswerts profitieren. Das gleiche Vorgehen funktioniert auch in die andere Richtung und dient dann der Vermeidung möglicher Verluste. Der Abstand zwischen Basispreis und aktuellem Kurs des Basiswerts wird dabei in der Regel konstant gehalten. Der Anleger kann somit sicherstellen, dass die gehaltene Aktienanleihe immer seinem Risikoprofil entspricht und nicht zu risikoreich oder risikoarm wird.
Risikofreudige Anleger kaufen auch Aktienanleihen, die einen deutlichen Preisabschlag bieten, also klar unter 100 Prozent notieren, bei deren Basiswert sie aber eine Bodenbildung erwarten. Diese Investoren setzen auf eine Erholung der Aktie und hoffen, über die Aktienanleihe mögliche Kursgewinne mitnehmen zu können. Oft werden dabei auch gezielt Aktienanleihen mit besonders hohen Kupons gekauft. So können die Anleger besonders hohe Stückzinsen einstecken. Eine Lieferung des Basiswerts am Laufzeitende wird bei dieser Strategie meist gerne in Kauf genommen, da der Aktie ein Erholungspotenzial zugetraut und sie als zu günstig bewertet angesehen wird.
Aktienanleihen an der Börse
Aktienanleihen können entweder direkt bei der Emission oder jederzeit danach über die Börse gekauft werden. Wird die Aktienanleihe direkt bei der Emission erworben, zahlt der Anleger den vollen Nennwert. Dieser liegt meist bei 1.000 Euro pro Aktienanleihe. Anders ist es, wenn die Aktienanleihe erst nach der Emission über die Börse erworben werden soll. Bei einem Kauf der Aktienanleihe über die Börse ist der Kurswert der Anleihe relevant. Wie normale Anleihen auch notieren Aktienanleihen in Prozent des Nennbetrages. 100,00 Prozent entsprechen genau dem Nennbetrag, 99,00 Prozent bei einem Nennwert von 1.000 Euro einem Betrag von 990 Euro.
Soll die Aktienanleihe nach dem Erwerb an der Börse bis zum Fälligkeitstag gehalten werden, sollten Anleger darauf achten, dass der Kurs der Anleihe knapp unter oder um 100 Prozent liegt. Falls der Kurs deutlich über 100 Prozent liegt, schmälert dies die Rendite, da am Fälligkeitstag maximal 100 Prozent ausgezahlt werden. Liegt der Kurs deutlich unter 100 Prozent und der Fälligkeitstag liegt nicht mehr in allzu weiter Ferne, ist es wahrscheinlich, dass die Aktienanleihe durch die Lieferung des Basiswerts getilgt wird.
Während der Handelszeit sorgt der Emittent der Aktienanleihe in der Regel als Market Maker kontinuierlich für Angebot und Nachfrage und stellt eine ausreichende Liquidität sicher, so dass Aktienanleihen jederzeit über die Börse gehandelt werden können.
Viele Emittenten bieten daneben aber auch die Möglichkeit des außerbörslichen Direkthandels an. Hierbei tritt der Anleger an den Emittenten heran und fragt diesen nach einem Preisangebot für die gewünschte Aktienanleihe. Der Emittent beantwortet diese Anfrage mit der Übermittlung des aktuellen Brief- und Geldkurses. Nun kann der Anleger überlegen, ob er dieses Angebot annimmt und zum entsprechenden Kurs kauft oder verkauft. Nimmt er an, stellt er ein Trade-Request an den Emittenten. Hat sich zwischen der Preisanfrage und der Handelsanfrage der Kurs der Aktienanleihe nicht verändert, wird der Emittent den Trade-Request annehmen und der Handel kommt somit zustande. Hat sich inzwischen eine Preisänderung ergeben, wird der Emittent hingegen ablehnen und der Prozess kann mit einer erneuten Preisanfrage neu begonnen werden. Dieses Prinzip bezeichnet man auch als invitatio ad offerendum.
Das bewegt den Kurs von Aktienanleihen
Einflussfaktoren auf den Börsenpreis von Aktienanleihen
Während der Laufzeit der Aktienanleihe schwankt deren Preis an der Börse mitunter recht deutlich. Dies liegt daran, dass zahleiche Faktoren den Wert der Aktienanleihe beeinflussen. Die wichtigsten sind die Performance des Basiswerts, die implizite Volatilität, die Restlaufzeit und der Kapitalmarktzins.
Performance des Basiswerts
Der Kurs des zugrundeliegenden Basiswerts hat einen deutlichen Einfluss auf den Kurs der entsprechenden Aktienanleihen. Fällt der Kurs des Basiswerts unter den Basispreis, reagiert die Aktienanleihe ebenfalls mit Kursverlusten, da die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Aktienanleihe durch Lieferung des Basiswerts getilgt wird und Anleger somit weniger als den Nennwert der Aktienanleihe zurückerhalten. Steigt der Kurs des Basiswerts jedoch über den Basispreis, notiert die Aktienanleihe bei 100 Prozent oder darüber, da in diesem Fall eine Ausbezahlung des Nennwerts wahrscheinlich ist. Da dieser jedoch nur zu 100 Prozent zurückbezahlt werden kann, sind Kurse der Aktienanleihe über 100 Prozent nicht der Entwicklung des Basiswerts sondern den noch fälligen Zinszahlungen geschuldet.
Implizite Volatilität
Als implizite Volatilität wird die erwartete Schwankungsbreite des Basiswerts bezeichnet. Je größer diese ist, desto höher ist auch der Kupon, der bei der Emission für die Aktienanleihe festgesetzt wird. Steigt nun während der Laufzeit der Aktienanleihe die implizite Volatilität des Basiswerts an, wird also für diesen eine größere Schwankungsbreite erwartet, dann sinkt im Gegenzug der Kurs der Aktienanleihe. Sinkt die implizite Volatilität des Basiswerts hingegen, steigt der Kurs der Aktienanleihe. Grund dafür ist der Kupon der Aktienanleihe, der unverändert bleibt. Bei einer Änderung der impliziten Volatilität des Basiswerts bieten Aktienanleihen, die sich schon im Handel befinden, somit schlechtere oder bessere Konditionen als vergleichbare neu emittierte Aktienanleihen.
Restlaufzeit
Je kürzer die Restlaufzeit einer Aktienanleihe ist, desto weniger Zeit hat der Basiswert, um über den Basispreis zu steigen oder unter diesen zu fallen. Notiert der Basiswert bereits über dem Basispreis wird es mit abnehmender Restlaufzeit unwahrscheinlicher, dass er darunter sinkt. Das wirkt sich positiv auf den Kurs der Aktienanleihe aus. Auf der anderen Seite wirkt es sich aber auch negativ auf den Kurs der Aktienanliehe aus, wenn der Basiswert bei abnehmender Restlaufzeit unter dem Basispreis notiert. Denn dann ist es unwahrscheinlicher, dass der Basiswert noch über den Basispreis steigt und die Aktienanleihe zum Nennwert und nicht durch Lieferung des Basiswerts getilgt wird.
Kapitalmarktzins
Die Attraktivität und somit der Kurs einer Aktienanleihe hängt aber auch vom allgemeinen Zinsniveau am Kapitalmarkt ab. Ändert sich dieses während der Laufzeit einer Aktienanleihe hat dies Einfluss auf deren Kurs. Wenn das allgemeine Zinsniveau gesenkt wird, steigt der Kurs der Aktienanleihe, da sie durch ihre hohe Verzinsung dadurch noch einmal attraktiver wird. Steigen die Kapitalmarktzinsen, verringert sich hingegen der Kurs der Aktienanleihe, da die Verzinsung im Vergleich zum allgemeinen Zinsniveau nicht mehr als hoch genug angesehen wird, um das damit verbundene Risiko zu tragen.
Dirty und Clean
Wenn ein Anleger Aktienanleihen erst während der Laufzeit erwirbt, muss er neben dem Preis für die Aktienanleihe auch die während der schon verstrichenen Laufzeit aufgelaufenen Stückzinsen bezahlen, die dann dem Verkäufer der Aktienanleihe gutgeschrieben werden. Je nachdem, ob die Stückzinsen bereits in den Kurs der Aktienanleihe eingerechnet wurden oder noch extra dazu kommen, spricht man von dirty pricing oder clean pricing.
Beim dirty pricing sind die Stückzinsen bereits im Kurs der Aktienanleihe enthalten. Der Anleger muss sich beim Kauf der Aktienanleihe also keine Gedanken über zusätzliche Kosten machen. Dafür lassen sich die Kurse von Aktienanleihen mit dirty pricing jedoch aufgrund der unterschiedlich hohen angefallenen Stückzinsen praktisch nicht vergleichen und es ist für den Anleger auch nicht ersichtlich, bei wie viel Prozent des Nennwerts die Aktienanleihe aktuell notiert. Daher werden die Kurse von Aktienanleihen meist nicht „dirty“ sondern „clean“ ausgewiesen.
Beim clean pricing werden die Stückzinsen gesondert vom Kurs der Aktienanleihe ausgewiesen. Um den Gesamtkaufpreis der Aktienanleihe zu erhalten, müssen sie also noch zusätzlich zum Kurs betrachtet werden. Im clean pricing lassen sich die Kurse verschiedener Aktienanleihen dafür problemlos miteinander vergleichen und der Anleger sieht außerdem sofort, ob die Aktienanleihe über oder unter dem Nennwert notiert.
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