Es steht außer Frage, dass Banken beim Verkauf von Zertifikaten Profit erzielen möchten. Aber auf welche Weise und in welchem Umfang geschieht dies? Anleger sollten bei Zertifikaten wissen, für welche Leistungen sie zahlen und wie hoch die tatsächlichen Kosten sind. Weit verbreitet ist der Glaube, dass Emittenten Kosten bei Zertifikaten verstecken und die Bank am Ende gewinnt – doch ist das wirklich so? Wir klären auf und geben Ihnen Tipps sowie die wichtigsten Informationen zum Thema gleich zu Beginn.
Zertifikate gelten als Finanzinstrumente, die von Finanzinstituten entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen der Ausgabe und dem Verkauf eines Zertifikats. Oftmals liegen beide Prozesse – die Emission sowie der Verkauf – in den Händen der emittierenden Bank. Es existieren jedoch auch externe Vertriebspartner, die unabhängig von den Banken agieren und ihre Klienten in Bezug auf Zertifikate beraten. Durch den Verkauf dieser Finanzprodukte können sie Einnahmen generieren. Daher ist eine klare Trennung zwischen den Einkünften des Emittenten und denen des Vertriebs erforderlich. Zusätzlich entstehen beim Erwerb und möglicherweise auch beim Verkauf des Zertifikats weitere Ausgaben und Gebühren durch den Vertrieb.
Für Privatanleger gibt es zwei Möglichkeiten, Zertifikate zu erwerben. Zum einen können sie den Weg über Anlageberater einer Bank gehen. Die andere Option besteht im Weg als mündiger Selbstentscheider über einen Online-Broker ihrer Wahl. Die beiden Varianten können sich erheblich in ihren Kosten unterscheiden. In beiden Fällen findet der Kauf entweder über den außerbörslichen Direkthandel oder Wertpapierbörsen statt. Der Emittent verdient an dieser Stelle nur, wenn er über ein eigenes Vertriebsnetz verfügt.
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Die Kosten für ein Zertifikat setzen sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Im Folgenden erklären wir Ihnen die wichtigsten Begriffe:
Egal über welchen Weg ein Investor ein Zertifikat kauft, im Preis des Zertifikats ist stets die sogenannte erwartete Marge des Emittenten eingerechnet. Entscheidend für Anleger ist, dass diese Handelsspanne nicht direkt dem Nettogewinn des Emittenten entspricht. Die erwartete Marge umfasst den prognostizierten Profit sowie alle betrieblichen Aufwendungen des Emittenten, einschließlich Kosten für Mitarbeiter, Börsenlistungen oder Handelstechnologien. Der Grund, warum man von einer „erwarteten“ Marge spricht, liegt darin, dass ihre genaue Höhe zum Verkaufszeitpunkt ungewiss ist und aufgrund der Möglichkeit unvorhergesehener Marktveränderungen lediglich auf Schätzungen basiert. Laut einer Studie der European Derivates Group (EDG) beträgt durchschnittlich die erwartete Emittentenmarge 0,36 Prozent per annum. Sie beinhaltet die operativen Kosten des Emittenten wie Strukturierung, Market Making, die Abwicklung und den erwarteten Gewinn.
Die Mitglieder des Deutschen Derivate Verband (DDV; heute Bundesverband für strukturierte Wertpapiere bzw. BSW) weisen seit 2014 den vom Emittenten geschätzten Wert IEV (Issuer estimated Value) auf den Produktinformationsblättern zu den jeweiligen Zertifikaten aus. Beim IEV handelt sich sozusagen um den Herstellungspreis des Zertifikats. Um die erwartete Emittentenmarge zu ermitteln, müssen der IEV und eventuelle Vertriebsprovisionen vom Zertifikatepreis abgezogen werden.
Um ein Zertifikat herzustellen, brauchen die Emittenten bestimmte Produktkomponenten. Darunter fallen die Basiswerte wie beispielsweise Aktien, Rohstoffe und Optionen. Die summierten Kosten dafür ergeben den Modellpreis des Zertifikats. Zum Modellpreis können Finanzierungserträge oder -aufwendungen hinzukommen, je nachdem, ob es eine Long- oder Short-Position ist. Im Prinzip handelt es sich hierbei um eine kleine Sparanlage, die der Käufer dem Emittent gibt und durch die sich auch Erträge erzielen lassen.
Auch die emittierenden Geldhäuser müssen Transaktionskosten bezahlen, die jedoch zu den Absicherungskosten gezählt werden.
Zudem kann es eine Gap-Risikoprämie geben, die ebenfalls im Preis des Zertifikats schon enthalten ist. Mit ihr sichert sich der Emittent dagegen ab, dass das Zertifikat unterhalb des Finanzierungsniveaus abgerechnet werden muss.
Bei Zertifikaten ohne Laufzeitbeschränkung gibt es häufig noch eine Managementgebühr. Diese wird pro Quartal oder jährlich abgerechnet und liegt in der Regel zwischen 0,5 und 1,5 Prozent pro Jahr.
Entgegen der weitläufigen Meinung verdienen die emittierenden Banken nicht am Verlust der Zertifikatekäufer und machen auch kein Minus bei deren Gewinnen. Da die Emittenten die Produktkomponenten vorher eingekauft haben, nehmen sie eine neutrale Marktposition ein. Vielmehr sind sie am Gewinn der Käufer interessiert, damit diese unter Umständen weitere Zertifikate kaufen.
Neben den direkten Preispunkten für Zertifikate können für Käufer weitere Kostenpunkte beim Kauf entstehen:
Anleger müssen eine Vertriebsprovision zahlen, wenn sie ein Zertifikat über einen Vertriebspartner oder das Filialnetz des Emittenten erwerben. Zu dieser Vertriebsprovision gehört insbesondere die Vergütung für die Beratungsleistung des Verkäufers. Die Vertriebsprovision wird im Produktinformationsblatt des Zertifikats ausgewiesen.
Wenn Zertifikate während ihrer Zeichnungsphase erworben werden, kann ein Ausgabezuschlag hinzukommen. Die Höhe ist vom Emittenten abhängig und der Art des Zertifikats. Der Ausgabeaufschlag muss ebenfalls im Produktinformationsblatt erwähnt werden.
Wie bei anderen Assets auch gibt es beim Handel mit Zertifikaten eine Geld-Brief-Spanne (auch Spread genannt), wenn diese nach der Zeichungsphase innerhalb oder außerhalb der Börse gekauft oder vor Laufzeitende verkauft werden. Der Geldkurs meint den Verkaufspreis, der Briefkurs den Kaufpreis. Der Briefkurs ist in der Regel höher als Geldkurs. Ein Händler würde also, wenn er hypothetisch zur gleichen Zeit ein Zertifikat kauf und verkauft, einen leichten Verlust machen. Diese Differenz wird als Geld-Brief-Spanne oder Spread bezeichnet. Sie ist eine Gebühr von Emittentenseite für die Absicherungskosten und finanziert den fortlaufenden Handel.
Auf Anleger können auch beim Zertifikate-Handel allgemein übliche Kosten wie Börsenentgelte, Transaktionskosten und Depotgebühren entstehen. Diese liegen in der Hand der jeweiligen Broker beziehungsweise Banken, bei denen die Wertpapierdepots eingerichtet sind.
Informieren Sie sich genauestens über den Basiswert, zum Beispiel Aktien oder Rohstoffe, für den Sie Zertifikate erwerben wollen.
Suchen Sie bei Ihrem Online-Broker nach passenden Produkten und lesen Sie das Produktinformationsblatt genau, besonders bezüglich der Kosten, Laufzeiten, Knock-out-Schwellen.
Kaufen Sie Zertifikate nur von namhaften Emittenten wie Société Générale*, Vontobel oder der DekaBank. So minimieren Sie das sogenannte Gegenparteirisiko, also dass gewisse vertragliche Details nicht eingehalten werden oder der Emittent pleite geht und Sie möglicherweise einen Totalverlust erleiden.
Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie sich vom Anlageberater Ihrer Hausbank oder einem unabhängigen Finanzberater helfen und die Zertifikate erklären.
Auch wenn Sie die Hilfe eines Bank-Anlageberaters in Anspruch genommen haben, sind Sie natürlich nicht zum Kauf dort verpflichtet. Prüfen Sie vor Orderabschluss die Kosten bei Ihrer Hausbank und vergleichen Sie diese mit verschiedenen Online-Brokern.
* Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschließen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschließlich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.
🌳Das bedeutet das Bäumchen: Anlageprodukte, die im Sinne des Emittenten als nachhaltig klassifiziert werden, zeichnen wir mit einem Bäumchen-Symbol aus.
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14Für die Auszahlung der Gewinne (Platz 1- 13) ist ein Konto bei finanzen.net zero erforderlich. Als Gewinner erhalten Sie nach Ende des Tippspiels eine E-Mail von finanzen.net mit weiteren Informationen.
15Für die Auszahlung des 25 Euro Guthabens für alle weiteren Teilnehmer benötigen Sie ein Konto bei finanzen.net zero, das im Zeitraum 01.09.-31.10.2024 eröffnet wurde. Bitte eröffnen Sie ein Konto über die Webseite https://www.finanzen.net/zero/trader24 und geben Sie dort den Promocode “Trader24” ein. Die Auszahlung des Guthabens erfolgt bis Ende Januar 2025, sofern Sie bis zum 15.12.2024 mindestens 5 Trades tätigen (keine Sparpläne).