Rüstungsaktien erleben in Zeiten geopolitischer Spannungen einen regelrechten Boom – doch nicht jeder Anleger fühlt sich mit dieser Branche wohl. Zwischen stabilen Renditen und moralischen Bedenken bewegt sich ein kontroverses Anlagethema, das klare Haltung erfordert. In diesem Artikel beleuchten wir Chancen, Risiken und die ethische Dimension von Investitionen in die Rüstungsindustrie.
Rüstungsaktien sind Beteiligungen an Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für das Militär, die Sicherheitsbranche oder staatliche Verteidigungseinrichtungen entwickeln und liefern. Dazu zählen klassische Waffensysteme wie Panzer, Kampfflugzeuge und Munition ebenso wie moderne Technologien etwa aus den Bereichen Cyberabwehr, Drohnensteuerung oder Satellitenkommunikation.
Einige der bekanntesten internationalen Vertreter dieser Branche sind Lockheed Martin (USA), BAE Systems (Großbritannien), Leonardo (Italien) oder Thales (Frankreich). In Deutschland ist insbesondere Rheinmetall und RENK stark präsent, dessen Aktie in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch gestiegene Verteidigungsausgaben – deutlich an Wert gewonnen hat. All diese Aktien und zum Beispiel den WisdomTree Europe Defence UCITS ETF, in dem die bedeutendsten europäischen Rüstungsunternehmen vertreten sind, kannst Du bei ZERO1 handeln.
Rüstungsunternehmen unterscheiden sich von anderen Industrie- oder Technologiekonzernen durch ihren engen Bezug zur öffentlichen Hand. Oft sind Staaten nicht nur Hauptkunden, sondern auch regulierende Instanzen. Diese Nähe zur Politik macht das Geschäftsmodell einerseits stabil, birgt aber auch besondere Risiken – beispielsweise durch Exportverbote oder gesetzliche Einschränkungen.
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Die Performance von Rüstungsaktien ist eng verknüpft mit sicherheitspolitischen Entwicklungen und internationalen Krisen. In Zeiten geopolitischer Spannungen – etwa durch militärische Konflikte, Terrorgefahr oder Aufrüstungstendenzen – steigen die Verteidigungsausgaben vieler Staaten. Diese Entwicklungen wirken sich in der Regel positiv auf die Auftragslage und damit auch auf die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen aus.
So zeigte sich etwa nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 ein deutlicher Kursanstieg bei europäischen Rüstungskonzernen wie Rheinmetall oder Hensoldt. Auch in den USA profitieren Unternehmen wie Northrop Grumman oder Raytheon Technologies regelmäßig von neuen staatlichen Investitionsprogrammen in militärische Technologien.
Langfristig gelten Rüstungsaktien als vergleichsweise robust, da ihre Hauptkunden – Regierungen – auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten tendenziell an ihren Verteidigungsbudgets festhalten. Dennoch unterliegen auch diese Aktien konjunkturellen Schwankungen und politischen Risiken.
Ein zunehmend relevantes Thema ist der Umgang mit sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance), also Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsstandards. Während viele Nachhaltigkeitsfonds Rüstungsunternehmen kategorisch ausschließen, argumentieren andere, dass Verteidigung auch dem Schutz demokratischer Werte diene – und damit sozial vertretbar sei. Die Bewertung der Branche innerhalb der ESG-Logik ist also umstritten, was wiederum zu Unsicherheiten in der Bewertung und Klassifizierung von Rüstungsaktien führen kann.
Wer in die Rüstungsbranche investieren möchte, steht vor der Wahl zwischen Einzelaktien und breit gestreuten ETFs. Der Kauf einzelner Titel bietet zwar höhere Renditechancen bei positiven Unternehmensentwicklungen, geht aber auch mit einem höheren Risiko einher – etwa durch Abhängigkeit von politischen Entscheidungen oder einzelnen Großaufträgen. Deutlich breiter aufgestellt sind hingegen Defence-ETFs, die gleich mehrere Unternehmen aus der Branche bündeln. Beispiele sind die europäisch ausgerichteten WisdomTree Europe Defence UCITS ETF und iShares VII PLC – iShares Europe Defence ETF. International aufgestellt – was bei globalen Spannungen eher ein Problem sein kann – ist der VanEck Defence UVITS ETF A. ETFs bieten Anlegern eine kosteneffiziente Möglichkeit, vom Wachstum des gesamten Sektors zu profitieren, während sie das Risiko einzelner Unternehmensentwicklungen reduzieren. Allerdings können auch ETFs ethisch umstritten sein – viele nachhaltige Fonds schließen die Rüstungsindustrie bewusst aus. Die Wahl zwischen Einzelaktie und ETF hängt somit nicht nur von der Risikoneigung, sondern auch von den persönlichen Wertvorstellungen des Anlegers ab.
Rüstungsaktien bieten aus Anlegersicht einige attraktive Eigenschaften, die sie insbesondere in unsicheren Zeiten interessant machen. Ein zentrales Argument ist die hohe Planbarkeit der Einnahmen, da viele Rüstungsunternehmen langfristige Verträge mit Regierungen und Verteidigungsministerien abschließen. Diese staatlichen Großaufträge sorgen für stabile Cashflows – selbst dann, wenn andere Branchen unter Konjunkturabschwächungen leiden.
Ein weiterer Vorteil ist das Wachstumspotenzial durch steigende Verteidigungsausgaben. Angesichts globaler Unsicherheiten – von geopolitischen Konflikten bis hin zu Cyberbedrohungen – investieren viele Länder zunehmend in ihre militärischen Kapazitäten. Das eröffnet Rüstungsunternehmen neue Absatzmärkte, etwa im Bereich digitaler Verteidigung, Künstlicher Intelligenz oder autonomer Systeme.
Auch Dividendenjäger kommen bei etablierten Rüstungsunternehmen oft auf ihre Kosten: Viele dieser Konzerne verfügen über solide Bilanzen und schütten regelmäßig Dividenden aus. So können Anleger nicht nur von Kursgewinnen, sondern auch von laufenden Erträgen profitieren.
Darüber hinaus gelten Rüstungsaktien in Krisenzeiten als vergleichsweise krisenresistent – eine Eigenschaft, die sie zu einem möglichen Stabilitätsanker in einem breit aufgestellten Portfolio macht. Doch so reizvoll diese Chancen auch erscheinen mögen, sie stehen stets im Spannungsfeld mit ethischen Überlegungen – auf die wir im weiteren Verlauf des Artikels noch ausführlich eingehen.
So attraktiv Rüstungsaktien auf den ersten Blick erscheinen mögen, sie sind keineswegs frei von Risiken – im Gegenteil: Das Geschäftsfeld bringt einige besondere Herausforderungen mit sich, die Anleger kennen und sorgfältig abwägen sollten.
Ein zentrales Risiko ist die starke politische Abhängigkeit. Da ein Großteil der Umsätze direkt oder indirekt durch staatliche Rüstungsaufträge generiert wird, sind Rüstungsunternehmen besonders anfällig für politische Entscheidungen. Regierungswechsel, veränderte außenpolitische Strategien oder Kürzungen im Verteidigungshaushalt können sich unmittelbar negativ auf die Geschäftsentwicklung auswirken.
Hinzu kommt das Thema Exportverbote und Rüstungskontrollen. Viele Länder – darunter auch Deutschland – haben strenge Regelungen, welche Rüstungsgüter in welche Regionen verkauft werden dürfen. Genehmigungen können verweigert oder widerrufen werden, wenn sich die politische Lage ändert. Dies kann laufende Verträge gefährden oder potenzielle Wachstumschancen zunichtemachen.
Ein weiterer Aspekt ist die öffentliche Wahrnehmung. Rüstungsunternehmen stehen häufig in der Kritik – insbesondere, wenn ihre Produkte in bewaffneten Konflikten oder von autoritären Regimen eingesetzt werden. Diese Reputationsrisiken können sich nicht nur auf den Aktienkurs auswirken, sondern auch auf die Unternehmensführung, Partnerschaften und die Aufnahme in Fonds oder Indizes.
Zudem ist die Branche nicht immun gegen wirtschaftliche Schwankungen. Zwar gelten Rüstungsunternehmen als relativ robust, doch in Phasen politischer Entspannung oder bei globalen Abrüstungsbewegungen kann die Nachfrage zurückgehen – was sich negativ auf Umsatz und Gewinn auswirkt.
Schließlich erschwert die kontroverse Rolle der Branche oft die Integration in nachhaltige Investmentstrategien. Viele institutionelle Anleger oder ESG-orientierte Fonds schließen Rüstungswerte grundsätzlich aus – was den Kreis potenzieller Investoren einschränken und sich auf die langfristige Kursentwicklung auswirken kann.
Kurzum: Wer in Rüstungsaktien investiert, sollte nicht nur das finanzielle Potenzial sehen, sondern auch die komplexen Risiken ernst nehmen – politisch, regulatorisch und gesellschaftlich.
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Investitionen in Rüstungsaktien werfen zwangsläufig grundlegende ethische Fragen auf: Kann man guten Gewissens in Unternehmen investieren, deren Produkte für militärische Zwecke entwickelt und eingesetzt werden – mitunter auch in bewaffneten Konflikten? Für viele Anleger ist dies ein klares Ausschlusskriterium, insbesondere wenn es um Waffenexporte in Krisengebiete oder autokratische Staaten geht.
Zugleich ist die moralische Bewertung keineswegs eindeutig. Befürworter argumentieren, dass Verteidigung und Abschreckung essenzielle Bestandteile einer stabilen internationalen Ordnung sind. Rüstungsunternehmen seien nicht zwingend „Verursacher von Gewalt“, sondern ermöglichten Staaten vielmehr, ihre Bevölkerung und ihre demokratischen Werte zu schützen. In dieser Perspektive ist die Verteidigungsindustrie ein notwendiger Bestandteil von Sicherheitspolitik – und damit nicht per se unethisch.
Dennoch bleibt die Branche moralisch aufgeladen. Waffen können – und werden – missbraucht, sie können Konflikte verlängern oder Eskalationen befeuern. Besonders problematisch ist der sogenannte Dual-Use-Charakter vieler Technologien: Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch nutzbar sind, lassen sich schwer eindeutig bewerten und kontrollieren.
Ein weiteres Spannungsfeld ergibt sich durch die Ausschlüsse nachhaltiger Investmentfonds. Viele ESG- oder SRI-Fonds (Socially Responsible Investing) verzichten vollständig auf Rüstungsaktien, insbesondere wenn es sich um Hersteller von kontroversen Waffentypen wie Streumunition oder Nuklearwaffen handelt. Doch die Kriterien sind nicht einheitlich – und die Abgrenzung zwischen „klassischer Verteidigung“ und „aggressiver Rüstung“ bleibt unscharf.
Nachhaltiges Investieren ist längst kein Nischenthema mehr, sondern hat sich zu einem zentralen Leitmotiv vieler Anlegerinnen und Anleger entwickelt. Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte – kurz: ESG-Kriterien – spielen heute bei der Bewertung von Investments eine entscheidende Rolle. Doch wo stehen Rüstungsaktien in diesem Kontext? Die Antwort ist komplex – und nicht eindeutig.
Viele ESG-orientierte Fonds und Rating-Agenturen schließen klassische Rüstungsunternehmen kategorisch aus, vor allem wenn es um die Herstellung von kontroversen Waffen wie Landminen, Streumunition oder Atomwaffen geht. Doch der Umgang mit konventionellen Rüstungsproduzenten, die sich auf Verteidigung und Sicherheitslösungen fokussieren, ist deutlich differenzierter. Einige Anbieter werten beispielsweise den Beitrag zur nationalen Sicherheit oder zur internationalen Stabilität positiv – insbesondere, wenn sich das Unternehmen an geltendes Völkerrecht und ethische Richtlinien hält.
Es entsteht ein Graubereich, in dem nicht klar ist, ob ein Investment als nachhaltig gelten kann oder nicht. So kann ein und dasselbe Unternehmen bei einer ESG-Ratingagentur als „hoch problematisch“ eingestuft werden – und bei einer anderen als „gesellschaftlich relevant“. Diese Inkonsistenzen machen es für private wie institutionelle Anleger schwer, Rüstungsaktien eindeutig zu bewerten.
Ein weiteres Argument, das in jüngster Zeit an Bedeutung gewinnt, ist die Rolle der Rüstungsindustrie in veränderten geopolitischen Realitäten. Der russische Angriff auf die Ukraine, Cyberattacken auf westliche Infrastrukturen oder die Bedrohung durch autoritäre Regime haben dazu geführt, dass Verteidigung zunehmend auch unter dem Aspekt der „nachhaltigen Friedenssicherung“ betrachtet wird. Manche Experten sprechen sogar von einer „Renaissance der Sicherheit“ innerhalb der ESG-Debatte.
Dennoch bleibt die Frage bestehen: Kann ein Investment, das potenziell Leben nimmt, wirklich nachhaltig sein? Diese ethische Grundsatzfrage kann nicht objektiv beantwortet werden – sie hängt maßgeblich von der eigenen Wertehaltung ab. Für einige ist Verteidigung ein notwendiges Übel, für andere ein klarer Ausschlussgrund.
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