Möchten Sie als Anleger von der Managementkunst deutscher Familienbetriebe profitieren, müssen Sie tief graben: Im allgemeinen Durchschnitt ist nur jedes dritte familiengeführte Unternehmen eine Kapitalgesellschaft und nicht jedes Unternehmen wirbt öffentlich damit. Sie sollten ohnehin grundsätzlich auf eine gewisse Streuung in Ihrem Portfolio achten. Deshalb lohnt sich ein Blick auf spezielle Fonds, die gezielt in börsennotierte Familienunternehmen investieren.
Ein Beispiel dafür ist der erst im Dezember 2015 gestartete Berenberg 1590 Aktien Mittelstand (WKN: A14XN5 / ISIN: DE000A14XN59). Der Fonds fokussiert sich auf Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, in denen die Gründerfamilien eine wichtige Rolle in der Unternehmensleitung spielen. Im Portfolio finden sich unter anderem Aktien von Wirecard, der Norma Group, Symrise und Grenke. Insbesondere die Beteiligung an Wirecard dürfte in den zurückliegenden Monaten an der Performance genagt haben. Doch unterm Strich stehen für die zurückliegenden drei Jahre rund zwölf Prozent Rendite pro Jahr. Das kann sich sehen lassen.
Der Ende 2003 aufgelegte GS&P Fonds Family Business (WKN: 593125 / ISIN: LU0179106983) investiert zwar europaweit, im Portfolio dominieren aber mit einem Anteil von etwas mehr als 36 Prozent deutsche Werte. Zu den Top-Holdings zählen aktuell Fresenius, der dänische Insulin-Hersteller Novo-Nordisk und Mayr-Melnhof Karton aus Österreich. In den vergangenen zehn Jahren brachte es diese Mischung auf eine Performance von durchschnittlich 8,10 Prozent pro Jahr.
Überhaupt kann es sich lohnen, bei diesem Thema auch über die deutschen Grenzen hinauszublicken. So investiert beispielsweise der ODDO BHF Génération (WKN: A0YEGM / ISIN: FR0010574434) nach eigener Aussage in Unternehmen mit stabiler und dauerhaft familiärer Aktionärsstruktur. Schwerpunktregionen sind Frankreich und Deutschland mit zusammen 63 Prozent Depotanteil. Im Portfolio finden sich Titel wie SAP, Michelin, Banco Santander und Volkswagen. Seit der Auflage im März 2008 performt der Fonds mit einer durchschnittlichen Rendite von 7,85 Prozent per annum.
Auch der Bellevue Funds BB Entrepreneur Europe (WKN: A0RPSJ / ISIN: LU0415391860) steckt das Kapital seiner Anleger in europäische Unternehmen, die von ihren Eigentümern geführt werden. Rund 28 Prozent des Fondskapitals ist in französische Firmen investiert, nach Regionen folgen die Schweiz (13 Prozent) und Spanien (elf Prozent). Deutschland ist mit einem Portfolioanteil von knapp sieben Prozent vergleichsweise schwach gewichtet. Zu den größten Unternehmen im Fonds zählen das spanische Infrastrukturunternehmen Cintra, der französische Spirituosenkonzern Pernod-Ricard und der französische Mischkonzern Alten. Seit Auflage des Fonds im April 2009 betrug die Wertentwicklung durchschnittlich 10,5 Prozent per annum.
Dass nur jedes dritte familiengeführte Unternehmen eine Kapitalgesellschaft ist, kann als Ausdruck dafür gewertet werden, dass Familien ihre Firmenpolitik gerne unabhängig von äußeren Einflüssen betreiben. Dieses Unabhängigkeitsstreben drückt sich auch in der Art aus, wie Familienunternehmen ihre Investitionen finanzieren – nämlich mit mehr Eigenkapital. Laut einer Finanzierungs-Studie des IfM Bonn haben mittelständische Familienunternehmen innerhalb der zurückliegenden Dekade ihre durchschnittliche Eigenkapitalquote mehr als verdoppelt. Die größten deutschen Familienunternehmen haben laut Bundesbankstatistik aktuell eine Eigenkapitalausstattung von durchschnittlich 42 Prozent. Zum Vergleich: Der Durchschnitt für alle Unternehmen liegt bei 31,9 Prozent.
Gleichzeitig haben mittelständische Familienunternehmen ihre Verbindlichkeiten in den vergangenen Jahren zurückgefahren und weniger neue Kredite aufgenommen. In Krisenzeiten zahlt sich diese Art der höheren Eigenfinanzierung aus. Die Unternehmen bleiben sowohl bei der Finanzierung ihres Wachstums als auch in der Krise handlungsfähig, weil sie mehr Gewinnrücklagen bilden und weniger auf Bankkredite angewiesen sind. Deswegen müssen Familienunternehmen ihre Finanzierungen seltener neu strukturieren.
Für Investoren macht das Mittelstandsanleihen interessant, obwohl dieses Segment vor einigen Jahren in Verruf geraten ist. Damals haben etliche Mittelständler Anleihen mit hohen Zinsversprechen auf den Markt gebracht – und konnten dieses Versprechen leider nicht halten. Mittelstandsanleihen gelten bei vielen Anlegern seitdem als halbseidene Wertpapiere – zu Unrecht. Trotzdem sollten Investitionen in diesem Segment mit Bedacht gestreut werden. Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds von KFM (WKN: A1W5T2 / ISIN: LU0974225590). Der im Dezember 2013 aufgelegte Fonds bescherte Anlegern bisher eine durchschnittliche Rendite von 3,72 Prozent per annum.
Tipp: In unserem ETF-Lexikon können Sie noch einmal alle Begriffe zum Thema Fonds nachlesen.
Name | WKN / ISIN | Fokus | Durchschnittliche Performance p.a. in Prozent |
BERENBERG-1590-Aktien Mittelstand R Fonds | A14XN5 / DE000A14XN59 | deutschsprachiger Raum | 12 |
GS&P Fonds Family Business R Fonds | 593125 / LU0179106983 | Europa | 8,10 |
Oddo BHF Génération CR Fonds | A0YEGM / FR0010574434 | Deutschland, Frankreich | 7,85 |
Bellevue Funds (Lux) BB Entrepreneur Europe B Fonds | A0YEGM / FR0010574434 | Europa | 10,5 |
Deutscher Mittelstandsanleihen Fonds M Fonds | A1W5T2 / LU0974225590 | Deutschland | 3,72 |
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