„ETF oder Fonds? Das ist hier die Frage!“ – Das sagte zwar sicherlich nicht Hamlet einst, aber dafür fragen sich das heutzutage viele Anleger. Beide Anlageformen bieten Möglichkeiten zur Diversifikation und spielen eine wichtige Rolle bei der Vermögensbildung in zeitgemäßen Portfolios. Die Unterschiede zwischen Exchange Traded Funds (ETFs) und klassischen Investmentfonds sind nicht zu unterschätzen und haben einen Einfluss auf Rendite, Kosten und Risiko. Über die wichtigsten Verschiedenheiten klären wir gleich zu Beginn auf und haben ein paar Tipps für Sie.
ETFs und Fonds unterscheiden sich sowohl in der Anlagephilosophie als auch harten Faktoren wie Managementgebühren und Performance. Wir beginnen mit einem Kurzüberblick:
ETFs, oder Exchange Traded Funds, sind börsengehandelte Indexfonds, die darauf abzielen, die Wertentwicklung eines bestimmten Aktienindex wie den DAX oder MSCI World nachzubilden. Sie ermöglichen es Anlegern, mit einem einzigen Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte zu investieren. Ein ETF bildet einen Index eins zu eins nach und kann wie eine Aktie jederzeit an der Börse gehandelt werden.
Das Prinzip von ETFs basiert auf der Indexnachbildung. Steigt der Kurs des abgebildeten Index, steigt auch der Kurs des ETF. Umgekehrt sinkt der Kurs des ETF, wenn der Index fällt. ETFs enthalten Wertpapiere oder Sachwerte, die auch im nachgebildeten Index enthalten sind. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds versuchen ETFs nicht, den Markt zu übertreffen, sondern folgen ihm passiv.
Ein Investmentfonds kann als eine Sammelstelle für Anlagegelder betrachtet werden. Viele Anleger legen ihr Geld zusammen und beauftragen einen Profi (Fondsmanager) damit, das Kapital im Rahmen einer vorgegebenen Anlagestrategie möglichst ertragreich und breit gestreut zu investieren. Man kann sich einen Fonds wie einen großen Topf vorstellen, in den mehrere Anleger verschieden hohe Beträge einzahlen. Dafür erhalten sie Fondsanteile, die ihren Anteil am gesammelten Vermögen dokumentieren.
Eine wichtige Besonderheit von Investmentfonds ist, dass die Gelder der Anleger ein Sondervermögen darstellen. Dieses wird treuhänderisch von einer Depotbank verwahrt und ist rechtlich vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt. Dadurch ist das angelegte Geld auch bei einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt.
Es gibt auch einen Zwischenweg aus aktiv gemanagten Fonds und ETFs: Die sogenannten aktiven ETFs verbinden beide Fondsarten in sich mit den jeweiligen Stärken und Schwächen. Sie orientieren sich an passiven Indizes, aber weichen durch aktives Management leicht davon ab. Dadurch können sie im Vergleich zu ETFs Überrenditen erzielen, sind aber auch teurer als Indexfonds.
Die Anlagestrategien von ETFs und aktiv gemanagten Fonds unterscheiden sich grundlegend:
Bei ETFs wissen Anleger dank der Indexnachbildung ziemlich genau, welche Vermögenswerte enthalten sind. Dies macht ETFs sehr transparent. Aktiv gemanagte Fonds sind dagegen weniger transparent, da sich die enthaltenen Wertpapiere zwischen den Berichtsperioden ändern können.
Die Kostenstruktur ist ein weiterer wichtiger Unterschied. ETFs haben in der Regel keinen Ausgabeaufschlag, geringe Transaktionskosten und keine Kosten für Fondsmanager. Aktiv gemanagte Fonds hingegen weisen höhere Gesamtkosten auf, einschließlich Verwaltungskosten, Verwahrungskosten und möglicherweise einer Performance Fee.
In Bezug auf die Handelbarkeit können ETFs während der Börsenöffnungszeiten in Echtzeit und zu aktuellen Preisen gehandelt werden. Fondsanteile klassischer Investmentfonds können dagegen nur an die Fondsgesellschaft zurückverkauft oder außerbörslich gehandelt werden, was den Handel verlangsamt.
Letztendlich hängt die Wahl zwischen ETFs und aktiv gemanagten Fonds von den individuellen Präferenzen und Zielen des Anlegers ab. ETFs bieten eine kostengünstige Möglichkeit, breit gestreut in Märkte zu investieren, während aktiv gemanagte Fonds die Chance auf eine Überrendite durch professionelles Management bieten.
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Fonds und ETFs unterscheiden sich in ihrer Kostenstruktur stark. Das hat auch Auswirkungen auf die Rendite am Ende.
Der wichtigste Kostenfaktor bei ETFs ist die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER). Die TER umfasst verschiedene Komponenten wie Verwaltungsgebühren, Depotgebühren, Lizenzgebühren und Vertriebskosten. Bei Aktien-ETFs liegt die TER typischerweise zwischen 0,04 und 0,95 Prozent pro Jahr. Diese niedrigen Kosten sind ein Hauptvorteil von ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds.
Beachten Sie jedoch, dass die TER nicht alle Kosten eines ETFs abdeckt. Transaktionskosten, die beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren innerhalb des ETF-Portfolios entstehen, sind nicht in der TER enthalten. Diese Kosten können einen Einfluss auf die Tracking-Differenz haben, also die Abweichung der ETF-Performance von der Performance des zugrunde liegenden Index.
Ein weiterer Kostenfaktor bei ETFs ist der Spread, also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. ETFs zeichnen sich in der Regel durch geringe Spreads aus, was den Handel kostengünstig macht.
Im Vergleich zu ETFs weisen aktiv gemanagte Fonds in der Regel höhere Kosten auf. Die durchschnittlichen laufenden Gebühren bei Fonds betragen etwa 2,26 Prozent pro Jahr. Diese höheren Kosten lassen sich durch das aktive Management erklären, das mehr Personal- und Betriebskosten verursacht.
Bei Fonds fallen oft zusätzliche Gebühren an, die bei ETFs nicht üblich sind. Dazu gehört der Ausgabeaufschlag, der bei manchen Fonds zwischen 3 und 5 Prozent der Kaufsumme betragen kann. Einige Fonds erheben auch eine Performance Fee, eine erfolgsabhängige Vergütung, die fällig wird, wenn der Fonds eine bestimmte Benchmark übertrifft.
Die Kostenstruktur von Fonds umfasst auch Verwaltungsvergütungen, Verwahrstellenvergütungen und Aufwendungsersatz, beispielsweise für die Wirtschafts- und Steuerprüfung des Fonds. Diese Kosten sind in der Regel höher als bei ETFs, da aktives Management mehr Ressourcen erfordert.
Die unterschiedlichen Kostenstrukturen von ETFs und Fonds haben Auswirkungen auf die Rendite. Aufgrund der niedrigeren Kosten können ETFs oft eine bessere Performance erzielen, insbesondere über längere Anlagezeiträume.
Bei ETFs werden die Gebühren nicht separat vom Konto des Anlegers abgezogen, sondern reduzieren das Fondsvolumen und somit die Performance. Bei einem ETF mit einer TER von 0,2 Prozent würden bei einer Investition von 10.000 Euro jährlich 20 Euro an Kosten anfallen.
Anleger sollten bei der Wahl zwischen ETFs und Fonds nicht nur die Kosten, sondern auch ihre individuellen Anlageziele und Risikobereitschaft berücksichtigen. Während ETFs in der Regel kostengünstiger sind, können aktiv gemanagte Fonds in bestimmten Marktsituationen oder Anlageklassen Vorteile bieten, weil sie zumindest kurzfristig Überrenditen erzielen oder in exotische Assets investieren können.
In diesem Kapitel wollen wir uns der historischen Perfomance von ETFs und Fonds widmen. Historische Daten können zwar keine Aussagen für die Zukunft treffen, aber es lassen sich Schlüsse ziehen, welche dieser beiden Asset-Arten für bestimmte Anlage-Strategien besser geeignet sind.
ETFs haben sich in den letzten Jahren als eine attraktive Anlageoption für viele Investoren erwiesen. Eine Studie aus dem Jahr 2013 von Rick Ferri und Alex Benke mit dem Titel „A Case for Index Fund Portfolios“ belegt erstmals den Vorteil passiver Investment-Portfolios gegenüber aktiv gemanagten Fonds-Portfolios. Die Untersuchung, die sich auf Daten der Chicago Booth School of Business stützt, berücksichtigt Fonds zwischen 1997 und 2012, einschließlich solcher, die aufgrund schlechter Wertentwicklung liquidiert oder verschmolzen wurden.
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie zeigt, dass die große Mehrheit (83 Prozent) der aktiven Fonds-Portfolios schlechter abschneidet als das Vergleichsportfolio mit drei ETFs/Indexfonds. Dies unterstreicht die Effizienz und Kostenvorteile von ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds.
Die Leistung von ETFs wird besonders deutlich, wenn man spezifische Indizes betrachtet. Der MSCI World, ein globaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von mehr als 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet, hat sich als robuste Basis für ETFs erwiesen. Trotz bedeutender Krisen wie dem Platzen der Technologie-Blase im Jahr 2000, der Finanzkrise 2008 und der Staatsschulden-/Euro-Krise 2012 konnte der MSCI World diese Verlustphasen ausgleichen und langfristig für eine hohe Rendite sorgen.
Im Vergleich zu ETFs zeigen aktiv gemanagte Fonds eine gemischte Performance. Die Studie von Ferri und Benke ergab, dass in 90 Prozent der Fälle das passive Portfolio besser abschnitt als die 5.000 aktiven Vergleichsportfolios, selbst in Nischenmärkten, wo man eine Überlegenheit aktiven Managements hätte erwarten können.
Aktuelle Studien bestätigen diese Erkenntnisse. Eine groß angelegte Studie von Standard & Poor’s im Jahr 2021 hat ergeben, dass über 90 Prozent der aktiven Fonds bei einem typischen Anlagezeitraum von 20 Jahren nicht in der Lage sind, den Markt zu schlagen. Selbst bei kürzeren Zeiträumen zeigt sich ein ähnliches Bild: Eine Untersuchung der Ratingagentur Scope Anfang 2022 stellte fest, dass von den untersuchten Fonds nur rund 29 Prozent eine Überrendite erzielen konnten.
Sowohl ETFs als auch aktiv gemanagte Fonds bieten Chancen und Risiken für Anleger. ETFs zeichnen sich durch ihre breite Streuung aus, die eine Basis für eine langfristig nachhaltige und möglichst risikoarme Geldanlage bietet. Wer langfristig über 15 Jahre oder mehr in einen breit gestreuten Welt-Aktien-ETF investiert, hat am Ende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Gewinn erzielt.
Ein wichtiger Aspekt bei der Betrachtung von Chancen und Risiken ist die Rendite-Reihenfolge. Die Rendite hängt einerseits von den Gebühren ab, andererseits von der Entwicklung an den Finanzmärkten, sodass etwa auch die Reihenfolgen der Renditen im Zeitverlauf der Anlage einen Einfluss haben können (Rendite-Reihenfolge-Risiko).
Bei der Liquidität zeigen ETFs oft Vorteile. In normalen Marktphasen sind ETFs häufig besser handelbar als die Wertpapiere, in die sie investieren. Allerdings kann es in Krisenzeiten zu Einschränkungen kommen, ähnlich wie bei offenen Immobilienfonds während der Finanzkrise.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit der Outperformance von Indexfonds-Portfolios steigt, wenn der Untersuchungszeitraum von 5 auf 15 Jahre erweitert wird. Ein breites diversifiziertes Portfolio mit mehreren kostengünstigen Indexfonds steigerte die Zahl in die Nähe des 90. Perzentils.
Machen Sie sich Ihren Anlagehorizont klar und in was Sie investieren möchten. ETFs eignen sich allgemein eher für langfristige Investments, Fonds können kurzfristig Überrenditen erzählen und exotische Branchen abdecken.
Beachten Sie die Kosten, wenn Sie die potenzielle Rendite ermitteln wollen. Ein weniger erfolgreicher Fonds kann durch geringere Kosten dennoch höhere Renditen abwerfen.
Es ist gut, wenn das Depot immer wertvoller wird. Allerdings sollten Sie sich auch Gedanken machen, wie Sie am sinnvollsten an das Kapital bekommen und einen Auszahlplan erstellen.
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