Nirgendwo gibt es so viele schlaue Sprüche und Binsenweisheiten wie in der Finanzwelt. Aber was ist an diesen Börsenweisheiten eigentlich dran? Ist das alles der reinste Aberglaube oder könnte für Sie als Anleger etwas dabei rausspringen, wenn Sie Börsensprichwörter befolgen? Wir haben die besten Börsenweisheiten für Sie unter die Lupe genommen. Das Wichtigste in Kürze sowie unsere spannenden Tipps und Empfehlungen finden Sie direkt zu Beginn!
Übersetzt bedeutet der im Börsenjargon wohl bekannteste Spruch: „Verkaufe im Mai und wende der Börse den Rücken zu – aber vergiss nicht, im September zurückzukehren“. Doch was steckt hinter der Annahme, dass ab dem Monat Mai die Kursnotierungen einbrechen? Gibt es an den Börsen wirklich ein sogenanntes Sommerloch, das unmittelbare Auswirkungen auf die durchschnittlichen Kurse hat?
Das Börsen-Sprichwort hat seinen Ursprung in den Traditionen der britischen Oberschicht des 17. und 18. Jahrhunderts, die damals maßgeblich das Geschehen an der Londoner Börse beeinflusste. Die Börsenweisheit bezieht sich dabei auf den Umstand, dass in den heißen Sommermonaten viele Kaufleute und Bankiers die Stadt verließen und erst im September zurückkehrten. Vor der Abreise wurden deshalb noch schnell Aktien verkauft. Nach der Rückkehr im September nahm man die Börsenaktivitäten wieder auf. Allerdings fehlte es während dieser Sommermonate der Börse an Investoren und damit auch an Nachfrage. Das ließ die Kurse einbrechen. Nach der Sommersaison nahm der Markt wieder an Fahrt auf.
Eine sinkende Investmentaktivität an den sommerlichen Börsen – dieses Phänomen kann man auch heute noch beobachten. Allerdings etwas schwächer, als die meisten Anleger vermuten, weshalb sich eine verlässliche Anlagestrategie daraus kaum ableiten lässt.
Aber: Eine Analyse der Postbank hat die Börsenweisheit unter die Lupe genommen. So wurden 13 Jahre lang Ende April die in den Indizes DAX, S&P 500 sowie FTSE All-Share enthaltenen Aktien verkauft, und Anfang Oktober wie gekauft. In der Mehrzahl der Fälle hat dies nicht zu einem besseren Jahresergebnis geführt, als die Wertpapiere über den Sommer zu halten.
Betrachtet man das Sprichwort unter der Annahme der Markteffizienzhypothese von Nobelpreisträger Eugene Fama, kann die Weisheit grundsätzlich nicht zum Erfolg führen. Denn würde es eine spezielle Strategie am Kapitalmarkt Investoren erlauben, eine regelmäßige Überrendite zu erzielen, würden unzählige Händler diese Strategie übernehmen. Damit wären alle möglichen Gewinne innerhalb kürzester Zeit hinfällig.
An der Börse folgen Wertpapiere zumeist einem Trend. Diese Börsenweisheit basiert auf der Annahme, dass Kurse von Aktien, die in der Vergangenheit gestiegen sind, wahrscheinlich auch in der Zukunft einem Aufwärtstrend folgen werden. Der Trend ist also – wie das Sprichwort sagt – der Freund eines jeden Anlegers. Sollte sich der Trend allerdings umkehren, heißt es für Investoren zu verkaufen.
Wichtig: Doch ist der vorherrschende Trend wirklich immer des Anlegers Freund? Das hängt unter anderem mit der individuellen Marktpositionierung zusammen. Denn eines ist klar: Worüber sich der Long-only-Investor freut, ärgert sich der Leerverkäufer!
Die Weisheit „Never catch a falling knife“ kann nicht nur in der Küche hilfreich sein. Auch an der Börse findet das Sprichwort Anwendung. Befindet sich ein Wertpapier in einem extremen Abwärtsmodus, möchte so mancher Investor keine weitere Kauforder erteilen – aus Angst, dass die Aktie noch tiefer fällt.
So mancher Börsenprofi wird sich nun fragen, ob man das Messer statt an der Klinge auch am Griff auffangen kann. Doch gerade diese „Fallen-Angel-Investments“ bergen erhebliche Risiken.
Unsere Empfehlung: Sie sollten sich von Aktien fernhalten, deren Kurse stark fallen. Denn setzt sich dieser Abwärtstrend fort, drohen Ihnen hohe Verluste. Als langfristiger Investor sollten Sie nur in Unternehmen investieren, die eine solide Bilanz und ein hervorragendes Geschäftsmodell vorweisen.
Kaufen Sie Wertpapiere bei schlechten Nachrichten und verkaufen bei guten Schlagzeilen? Dann sind Sie entweder schlauer als der Gesamtmarkt oder beherrschen eine Kunst, die als kaum beherrschbar gilt.
In wirtschaftlichen Krisen fallen oftmals die Kurse. Kauft man zu diesem Zeitpunkt Aktien, erhält man für sein eingesetztes Kapital in der Regel mehr Anteile. Brummt die Wirtschaft und sind die Kurse hoch, kann sich indes ein Verkauf der Titel lohnen – besagt die Börsenweisheit.
Hinweis: Grundsätzlich erscheint es für Investoren am Kapitalmarkt sehr einleuchtend, antizyklisch zu agieren. Langfristig gesehen ist es jedoch kaum sinnvoll, erst eine Hiobsbotschaft abzuwarten, bevor man eine Kauforder erteilt. Damit würden Investoren eine sehr gefährliche Wette eingehen. Außerdem steht die Börsenweisheit mit ihrer Aussage im genauen Gegensatz zu den Sprichwörtern „The Trend is your Friend“ und „Never catch a falling knife“.
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Auf einen spekulativen Weg begeben sich Anleger, die dem Sprichwort „Kauf bei Gerüchten, verkaufe bei Fakten“ Folge leisten. Dass Anleger diese Regel dennoch gerne anwenden, zeigen Gerüchte von Firmen- oder Aktienübernahmen, die die Kurse schlagartig steigen lassen.
Beispiel: Seit dem ersten Spiderman-Film (2002) lässt sich dieses Phänomen beispielsweise auch am Chart der Marvel-Aktie beobachten. Durch besondere Events angetrieben, stieg der Aktienkurs im Vorfeld der Kinostarts immer deutlich an.
Positive Gerüchte können zu starken Kurs-Steigerungen führen. Erfolgt kurz darauf jedoch eine entsprechende Meldung – unabhängig davon, ob sich das Gerücht bestätigt oder nicht – fallen die Kurse häufig wieder. Wird ein positives Gerücht durch ein Unternehmen bestätigt, können Anleger satte Gewinne einfahren, wenn sie wegen des Gerüchts gekauft haben.
Tipp: Sie sollten als langfristig orientierter Anleger nicht viel Wert auf Gerüchte legen. Die Börsenweisheit „Buy the rumour, sell the fact“ ist eher für kurzfristig orientierte Trader von Nutzen.
Ob konjunkturelle Lage, Wechselkursniveau, Zinsniveau oder Unternehmensnachrichten: Das tägliche Auf und Ab der Aktienkurse wird an der Börse von vielen Faktoren und Umständen beeinflusst. Doch auch große politische Ereignisse, wie beispielsweise der Brexit oder der Krieg in der Ukraine, wirken sich auf den Kapitalmarkt aus. Diese Umstände haben aber – wie die Börsenweisheit sagt – nur „kurze Beine“. Denn langfristig betrachtet, zählt an der Börse vor allem: die aktuellen und zukünftig zu erwartenden Cashflows bzw. Gewinne der Unternehmen.
Ihnen ist sicher längst klar, dass eine Gewinnmitnahme kein tödliches, sondern maximal ein finanzielles Risiko birgt. Es steckt in dieser Börsenweisheit also ein Funken Wahrheit. Wenn Sie als Investor eine langfristige Strategie an der Börse verfolgen, dann sollten Sie Unternehmensbeteiligungen nicht nur aus dem einzigen Grund verkaufen, weil sie gut gelaufen sind.
Die permanente Realisierung erzielter Kursgewinne führt Anleger schnell vor ein entscheidendes Problem: das Kapital wieder anzulegen. Denn eine neue Gewinner-Aktie zu identifizieren ist schwer. Investoren, die denken, dass ihnen das nach jeder Gewinnmitnahme schnell wieder gelingt, leiden möglicherweise an einem sogenannten Overconfidence-Bias. Sollte die Luft an der Börse dennoch einmal etwas dünner werden, erinnert die Börsenweisheit Anleger daran, dass sie ihre Wertpapiere jederzeit verkaufen können, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Haben Sie auch einen regelrechten Friedhof aus Depotleichen in Ihrem Portfolio? Damit sind Sie nicht allein! Denn dieses Phänomen ist bei vielen langfristigen Investoren zu beobachten. Oft betrachten Privatanleger eine Investition ursprünglich nur als kurzfristige Spekulation, lassen die Aktien dann jedoch für lange Zeit im Depot verweilen, weil sie auf einen baldigen Turnaround hoffen. Damit verpassen Investoren aber nicht nur unzählige neue Chancen am Kapitalmarkt, sondern subventionieren indirekt auch ein wahrscheinlich sehr unfähiges Management und ein schlechtes Geschäftsmodell.
Orientierung für eine langfristige und erfolgsversprechende Geldanlage bieten Ihnen die Strategien der Investorenlegenden wie Warren Buffett, George Soros oder Peter Lynch. Hinter so mancher Börsenweisheit verbirgt sich ein wahrer Kern. Sprichwörter wie „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“ sind vor allem für weniger erfahrene Aktienkäufer oder Börseneinsteiger geeignet, die die wichtigsten Grundregeln des Aktienhandels erst noch kennenlernen und besser verinnerlichen sollten.
Unsere Empfehlung: Halten Sie schlecht laufende Aktien nicht zu lange in Ihrem Portfolio, um Depotleichen zu vermeiden, und verkaufen Sie gut laufende nicht voreilig.
Noch mehr Expertenwissen zu Aktien, ETFs & Co. gibt es in unseren kostenfreien Online-Seminaren. Fondsmanager, Analysten, Profi-Trader und andere Experten stehen Ihnen Rede und Antwort:
Anderen Recht zu geben, fällt vielen Menschen nicht leicht. Doch diese umstrittene Börsenweisheit spaltet die große Masse der Kapitalanleger förmlich in zwei Gruppen: „Der Markt hat immer Recht“ – aber hat er das wirklich? Nobelpreisträger Eugene Fama hätte Ihnen diese Aussage vermutlich sofort unterschrieben. Einige aktive Fondsmanager hätten hingegen sicherlich ihre Probleme mit der Behauptung.
Als Anleger können Sie aber grundsätzlich davon ausgehen, dass sich die Aktienkurse der großen globalen Bluechip-Unternehmen immer höchst informationseffizient verhalten. Denn an der Börse wird die Zukunft gehandelt. Da jedoch niemand eine Glaskugel besitzt, orientieren sich die meisten Akteure in unsicheren Zeiten an Chartentwicklungen und der 200-Tage-Linie.
Während die meisten Sprichwörter auch eine Sache der subjektiven Auslegung sind, gilt diese Börsenweisheit – außer für professionelle Trader – ausnahmslos für jeden Anleger. Denn häufige Transaktionen an der Börse schmälern nachweislich nicht nur die langfristige Performance, sondern auch den eigenen Geldbeutel.
Mit einer langfristigen Strategie kann man an der Börse meistens nicht viel falsch machen. Doch das eigene Depot allzu häufig umzuschichten – also zu oft Aktien zu kaufen und schnell wieder zu verkaufen -, kann Anleger im Hinblick auf die Transaktionsgebühren teuer zu stehen kommen. Gerade bei Filialbanken sind diese Gebühren häufig vergleichsweise hoch.
Produktempfehlung: Wesentlich günstiger kommen Anleger weg, die den Aktienhandel online über einen speziellen Online Broker abwickeln. Das finanzen.net zero Depot1 bietet sogar den komplett provisionsfreien Handel an, Anleger zahlen also bei finanzen.net zero überhaupt keine Orderkosten mehr. Interessant ist das vor allem für Anleger, die ihre Anlageentscheidungen eigenständig treffen und den Aktienhandel ohne Beratung durchführen.
Nicht alles auf eine Karte zu setzen und das eigene Portfolio zu diversifizieren ist mittlerweile wohl eher eine feste Regel als ein Sprichwort. Trotzdem begehen viele Börsen-Neulinge den Fehler und streuen ihr Anlagekapital nicht auf mehrere Unternehmen.
Natürlich sollten Anleger idealerweise nicht nur in mehrere Aktien, sondern auch in unterschiedliche Industrien, Branchen, Länder und Anlageklassen investieren. Denn eine weltweite Investition kann Anleger besser schützen als eine, die dem Home Bias-Phänomen unterliegt.
Sowohl Anleihen als auch Rohstoffe wie Gold können in einem gut aufgestellten Portfolio eventuelle Kursverluste der Aktienpositionen abmildern. Achten Sie deshalb bei der Auswahl Ihres Brokers darauf, dass dieser eine Vielzahl an Wertpapieren und Produkten anbietet, aus denen Sie Ihr Portfolio zusammenstellen können.
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Nicht nur Starinvestor Warren Buffett hält sich strikt an diese Börsenweisheit. Auch erfolgreiche Privatanleger handeln nur Aktien von Unternehmen, deren Geschäft sie verstehen. Anstelle einer allzu schnellen und vielleicht unüberlegten Online-Order informieren sich Börsen-Profis zunächst ausführlich über das betreffende Unternehmen. Aktien sollten Sie nur dann handeln, wenn Sie das Geschäft der dazugehörigen Firma verstehen und eine günstige Geschäftsentwicklung erwarten.
So manche Börsenweisheit birgt einen wahren Kern – dennoch sollten Sie nicht jedes Sprichwort für bare Münze nehmen.
Informieren Sie sich vor einer Investition gut über die Firma oder Branche und kaufen Sie nur, was Sie verstehen.
Stellen Sie Ihr Wertpapierdepot zusammen und wählen Sie Aktien, die zu Ihrer Anlagestrategie passen. Streuen Sie Ihr Risiko und setzen Sie nicht alles auf eine Karte.
Vermeiden Sie allzu häufige Käufe und Verkäufe an der Börse. Denn Sie wissen ja: Hin und Her macht Taschen leer!
Beobachten Sie die Wertentwicklung Ihrer Aktien. Profitieren Sie von Gewinnen und begrenzen Sie Verluste.
* Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschließen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschließlich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.
🌳Das bedeutet das Bäumchen: Anlageprodukte, die im Sinne des Emittenten als nachhaltig klassifiziert werden, zeichnen wir mit einem Bäumchen-Symbol aus.
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