Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine der Versicherungen, die in ihrer Relevanz häufig unterschätzt wird. Vielleicht auch, weil die Berufsunfähigkeitsversicherung Kosten häufig falsch eingeschätzt werden. Fakt ist jedoch, dass eine Berufsunfähigkeit jeden von uns treffen kann – auch wenn man einem eher weniger körperlichen Job nachgeht. Wie Sie die Kosten berechnen und was es beim Abschluss einer BU zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Ratgeber. Die wichtigsten Informationen und wertvolle Tipps erhalten Sie gleich zu Beginn!
Die Berufsunfähigkeitsversicherung, oft einfach als BU bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle in der finanziellen Vorsorgeplanung. Sie tritt in Kraft, wenn jemand aufgrund von Krankheit, Unfall oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht mehr in der Lage ist, seinen bisherigen Beruf oder eine vergleichbare Tätigkeit auszuüben. Die BU springt dann ein und zahlt, je nach Vertragsbedingungen, eine monatliche Rente aus, die dabei helfen soll, den bisherigen Lebensstandard zumindest teilweise aufrechtzuerhalten. Dabei ist eine ausgezeichnete Tarifnote ein Indikator für die Qualität des Schutzes.
Warum ist eine solche Absicherung so wichtig? Die Antwort liegt in den Statistiken: Schätzungen zufolge wird rund jeder vierte Arbeitnehmer im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, durch Krankheit oder Unfall den Beruf nicht mehr ausüben zu können, gar nicht so gering ist, wie man vielleicht annimmt. Und in einem solchen Fall ohne finanzielle Absicherung dazustehen, kann schwerwiegende finanzielle Folgen nach sich ziehen. Viele Menschen sind auf ihr regelmäßiges Einkommen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie zu bestreiten. Ein plötzlicher Wegfall dieses Einkommens kann zu ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten führen. Hierbei spielt auch die Dienstunfähigkeit eine Rolle, besonders für Beamte, die besondere Anforderungen an ihre Versicherung stellen müssen.
Die staatliche Absicherung in Form der Erwerbsminderungsrente reicht oft nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Daher bietet die private Berufsunfähigkeitsversicherung eine sinnvolle Ergänzung und kann eine finanzielle Brücke schlagen, bis eventuell wieder eine berufliche Tätigkeit aufgenommen werden kann oder bis zum Eintritt des Rentenalters. Ein hohes Maß an Kundenorientierung ist hierbei essenziell, um die individuellen Bedürfnisse der Versicherten zu erfüllen.
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Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind die Beiträge für viele potenzielle Versicherungsnehmer ein ausschlaggebendes Kriterium. Doch was genau bestimmt die Höhe dieser Beiträge? Wie bei vielen Versicherungsprodukten sind es eine Vielzahl von Faktoren, die in die Kalkulation der Prämien einfließen. Grob lassen sich diese in Parameter einteilen, die den Versicherungsnehmer und die Spezifika der Police betreffen. Hierbei können Verwaltungskosten eine Rolle spielen, die je nach Anbieter variieren und transparent ausgewiesen werden sollten.
Beginnen wir mit dem Alter des Versicherungsnehmers zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Generell gilt: Je jünger Sie sind, desto geringer sind in der Regel die Beiträge. Der Grund hierfür liegt in der Risikobewertung. Jüngere Menschen haben tendenziell eine längere Vertragslaufzeit vor sich und sind weniger anfällig für bestimmte Krankheiten oder Beschwerden, die im späteren Lebensverlauf auftreten können. Dies verringert das Risiko für den Versicherer und führt somit zu günstigeren Tarifen.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Berufskategorie. Jeder Beruf bringt seine eigenen Risiken mit sich. Während einige Berufe körperlich anstrengend und damit potenziell gefährlicher sind, haben andere Berufe psychische Belastungen, die nicht unterschätzt werden sollten. Ein Dachdecker beispielsweise wird in der Regel höhere Beiträge zahlen als ein Büroangestellter, da das Risiko eines Unfalls oder einer körperlichen Beeinträchtigung in diesem Beruf höher ist.
Der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ist ein weiterer zentraler Faktor. Haben Sie bereits Vorerkrankungen oder gesundheitliche Risiken, kann dies die Beiträge erhöhen oder in einigen Fällen sogar zu einer Ablehnung des Antrags führen. Ehrlichkeit bei den Gesundheitsangaben ist hierbei unabdingbar, da falsche oder unvollständige Angaben den Versicherungsschutz im Ernstfall gefährden können. Die Untersuchung durch einen Amtsarzt kann in bestimmten Fällen erforderlich sein, um den Gesundheitszustand objektiv zu bewerten und die Dienstunfähigkeit korrekt einzuschätzen.
Insbesondere die Höhe der gewünschten Versicherungssumme beziehungsweise Rentenhöhe ist entscheidend. Logischerweise kostet eine höhere monatliche Rente im Falle einer Berufsunfähigkeit auch mehr in monatlichen oder jährlichen Beiträgen. Es ist wichtig, hier ein Gleichgewicht zwischen einer ausreichenden Absicherung und den damit verbundenen Kosten zu finden. Ein Baustein der flexiblen Gestaltung kann dabei die Wahl einer sbu (selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung) sein, die speziell auf die individuellen Bedürfnisse und die finanzielle Situation des Versicherten zugeschnitten ist.
Ebenso spielt die Laufzeit des Vertrags eine Rolle. Ein Vertrag, der über eine kürzere Laufzeit abgeschlossen wird, kann in der Regel mit günstigeren Beiträgen rechnen. Allerdings sollte man hierbei nicht vergessen, dass eine zu kurze Laufzeit das Risiko birgt, im Alter ohne ausreichenden Schutz dazustehen. Die Verwaltungskosten können auch bei der Wahl der Laufzeit eine Rolle spielen, da diese über die gesamte Vertragsdauer anfallen und somit die Gesamtkosten beeinflussen.
In Ergänzung zu den genannten Faktoren können auch diverse Zusatzleistungen den Preis beeinflussen. Je nachdem, welche zusätzlichen Deckungen oder Optionen in den Vertrag integriert werden, können die Beiträge entsprechend variieren. Eine gute Kundenorientierung seitens des Versicherers ermöglicht es dem Versicherten, genau zu verstehen, welche Bausteine für seine Situation relevant sind und wie diese die Tarifnote beeinflussen.
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Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist, wie wir bereits gesehen haben, eine zentrale Säule in der Absicherung des eigenen finanziellen Wohlbefindens. Doch auch wenn der Schutz zweifellos wichtig ist, so möchten viele Versicherungsnehmer nicht mehr als notwendig für ihre Beiträge ausgeben. Eine gängige Möglichkeit ist die Möglichkeit der Tarifoptimierung durch eine genaue Berufsklassifizierung. Verschiedene Versicherer haben unterschiedliche Einteilungen und Bewertungen von Berufen. Manchmal kann es sinnvoll sein, genauer zu spezifizieren, welche Tätigkeiten man in seinem Beruf ausübt. Ein Ingenieur, der hauptsächlich im Büro arbeitet, hat ein anderes Risikoprofil als ein Ingenieur, der regelmäßig auf Baustellen tätig ist. Durch eine genaue Definition und Wahl des passenden Tarifs kann hier häufig gespart werden.
Schließlich sollten auch besondere Angebote für bestimmte Berufsgruppen nicht außer Acht gelassen werden. Einige Versicherer bieten spezielle Tarife für bestimm te Berufsgruppen, wie Akademiker oder öffentliche Dienst-Angehörige, zu vergünstigten Konditionen an. Ein genauer Blick auf solche Angebote und ein Vergleich können sich also lohnen. Darüber hinaus ist es für Beamte wichtig, spezielle Aspekte der Dienstunfähigkeit zu berücksichtigen, die in manchen Fällen eine andere Behandlung als die klassische Berufsunfähigkeit erfordern. Eine angemessene Tarifnote und eine hohe Kundenorientierung sind dabei entscheidend, um das bestmögliche Angebot zu finden.
Die finanziellen Risiken, die mit Berufsunfähigkeit einhergehen, können gravierend sein. Doch trotz der potenziell schwerwiegenden Konsequenzen entscheiden sich viele Menschen, entweder aus Kostengründen oder aufgrund von Unwissenheit, gegen den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Doch was genau bedeutet das Fehlen dieser Absicherung für die Betroffenen?
Ohne die Absicherung durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung sind die Betroffenen in erster Linie auf die staatliche Erwerbsminderungsrente angewiesen. Dieser staatliche Schutz ist jedoch oft unzureichend. Die Höhe der Erwerbsminderungsrente ist in vielen Fällen deutlich niedriger als das vorherige Einkommen. Sie orientiert sich an den bis dato eingezahlten Beiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung und an der verbleibenden Arbeitsfähigkeit. Besonders für jüngere Menschen, die noch nicht viele Beitragsjahre vorweisen können, kann die Erwerbsminderungsrente lediglich ein Bruchteil des vorherigen Einkommens betragen. Hier kommt auch der Begriff der Dienstunfähigkeit ins Spiel, der für bestimmte Berufsgruppen, wie Beamte, eine spezielle Regelung erfordert und wo eine Untersuchung durch einen Amtsarzt notwendig sein kann.
Das Ausbleiben eines angemessenen Einkommens kann dazu führen, dass bestehende finanzielle Verpflichtungen, wie Kreditraten oder Mietzahlungen, nicht mehr bedient werden können. Das Risiko von Verschuldung steigt, und in extremen Fällen können sogar Pfändungen oder der Verlust des Eigenheims die Folge sein. Eine sorgfältige Planung und der Abschluss einer BU-Versicherung mit einer guten Tarifnote können vor solchen Szenarien schützen.
Die Wahl der richtigen Versicherungssumme ist der vermutlich wichtigste Aspekt beim Abschluss einer BU. Diese sollte nicht nur Ihre aktuellen Lebenshaltungskosten abdecken, sondern auch zukünftige finanzielle Verpflichtungen und potenzielle Einkommenssteigerungen berücksichtigen. Es kann sinnvoll sein, hierbei mit einem Finanzberater zusammenzuarbeiten, um eine genaue Kalkulation vorzunehmen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Transparenz in Bezug auf Ihre Gesundheitsgeschichte. Verschweigen oder verharmlosen Sie keine Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Probleme. Dies könnte dazu führen, dass die Versicherung im Schadensfall nicht zahlt. Seien Sie ehrlich und offen – so können Sie sicher sein, dass Ihr Schutz auch tatsächlich greift, wenn Sie ihn brauchen. Die Rolle des Amtsarztes kann in diesem Prozess kritisch sein, um Ihre Angaben zu verifizieren und die Einstufung der Dienstunfähigkeit vorzunehmen.
Vergessen Sie nicht, regelmäßig Ihre Versicherungspolice zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Lebensumstände ändern sich – sei es durch einen Karrierewechsel, eine Gehaltserhöhung oder veränderte familiäre Situationen. Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung sollte sich diesen Änderungen anpassen, um sicherzustellen, dass Sie weiterhin angemessen abgesichert sind.
Schließlich ist es empfehlenswert, unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen. Ein unabhängiger Versicherungsmakler oder Finanzberater kann Ihnen helfen, die unterschiedlichen Angebote am Markt zu vergleichen und das Produkt zu finden, das am besten zu Ihren individuellen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten passt. Die Kundenorientierung des Beraters ist dabei von entscheidender Bedeutung, da sie sicherstellt, dass Ihre spezifischen Anforderungen und Wünsche im Mittelpunkt der Beratung stehen.
Ein häufiges Missverständnis bei BUs betrifft die Definition von Berufsunfähigkeit selbst. Viele gehen davon aus, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung bereits dann leistet, wenn man seinen aktuellen Job nicht mehr ausüben kann. Das ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall. Einige Versicherer definieren Berufsunfähigkeit so, dass der Versicherte auch in einem anderen, vergleichbaren Beruf tätig sein könnte. Das bedeutet, dass der Anspruch auf Leistungen aus der Versicherung entfällt, wenn man theoretisch eine andere, ähnliche Tätigkeit ausüben könnte – selbst wenn dies in der Praxis kaum realisierbar ist. Es ist daher ratsam, auf eine möglichst klare und verbraucherfreundliche Definition von Berufsunfähigkeit in den Vertragsbedingungen zu achten. Die Tarifnote kann hier ein Indikator für die Qualität und Fairness der Bedingungen sein.
Ein weiterer potenzieller Stolperstein ist die Annahme, dass die staatliche Erwerbsminderungsrente ausreichend Schutz bietet. Wie bereits zuvor erörtert, bietet diese Rente häufig nur eine Grundabsicherung und deckt bei Weitem nicht den eigentlichen Bedarf im Falle einer Berufsunfähigkeit ab. Es ist wichtig zu verstehen, dass die private Berufsunfähigkeitsversicherung und die staatliche Erwerbsminderungsrente zwei völlig unterschiedliche Leistungen darstellen, wobei letztere nicht immer ausreichend ist, insbesondere bei Dienstunfähigkeit.
Zudem gehen viele Versicherte davon aus, dass sie nach einem Abschluss der BU-Police keinen weiteren Handlungsbedarf haben. Doch Veränderungen im Leben, wie beispielsweise die Geburt eines Kindes, eine Heirat oder ein Berufswechsel, können Anpassungen der Versicherungssumme oder anderer Konditionen erforderlich machen. Eine regelmäßige Überprüfung des Versicherungsschutzes ist daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Police weiterhin den aktuellen Lebensumständen entspricht und ein angemessener Schutz gewährleistet ist. Dabei sollten auch Verwaltungskosten berücksichtigt werden, die sich auf die Gesamtkosten der Police auswirken können.
Schließlich ist der Preis allein selten ein guter Indikator für die Qualität eines BU-Tarifs. Ein günstiger Beitrag mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, doch wenn im Leistungsfall wichtige Aspekte fehlen oder die Versicherung wegen undurchsichtiger Vertragsklauseln nicht zahlt, ist der vermeintlich günstige Tarif im Endeffekt teuer erkauft.
Ermitteln Sie, wie viel Geld Sie und Ihre Familie monatlich benötigen würden, wenn Sie nicht mehr in der Lage wären, Ihren Beruf auszuüben. Berücksichtigen Sie dabei sowohl laufende Kosten wie Miete und Lebensmittel als auch zukünftige finanzielle Verpflichtungen.
Konsultieren Sie einen unabhängigen Versicherungsmakler oder Finanzberater, um sich über die verschiedenen BU-Angebote am Markt zu informieren.
Lesen Sie das Kleingedruckte sorgfältig und stellen Sie sicher, dass Sie alle Bedingungen und Klauseln verstehen. Achten Sie besonders auf die Definition von Berufsunfähigkeit und auf mögliche Ausschlusskriterien.
Nach Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie Ihren Vertrag alle paar Jahre überprüfen, insbesondere wenn sich Ihre Lebensumstände ändern (z.B. Heirat, Geburt eines Kindes, Berufswechsel). So stellen Sie sicher, dass Ihr Schutz immer auf dem aktuellen Stand ist und Ihren Bedürfnissen entspricht.
* Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschließen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschließlich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.
🌳Das bedeutet das Bäumchen: Anlageprodukte, die im Sinne des Emittenten als nachhaltig klassifiziert werden, zeichnen wir mit einem Bäumchen-Symbol aus.
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**Beispielfall Alter 22 Jahre (geb. 01.08.2001): monatliche Beitragszahlung, 1.000 € monatliche Rente, Versicherungsdauer 43 Jahre. Die Werte basieren auf Normaltarifen, die grundsätzlich allen Personengruppen (Annahme: Nichtraucher, Student/in BWL) offen stehen. Die Tarife können sich in weiteren einzelnen Leistungsmerkmalen unterscheiden. Stand: August 2023