Theorie beiseite: Was sagen die Zahlen, Daten und Fakten zum Vergleichen zwischen aktiv und passiv gemanagten ETFs?
Zahlreiche Studien belegen die Schwierigkeiten aktiver Fonds, ihre Benchmark-Indizes zu übertreffen. Das Morningstar Aktiv-Passiv-Barometer 2023 untersuchte rund 26.000 aktive und passive Fonds mit Sitz in Europa. Die Ergebnisse zeigen, dass im Durchschnitt nur 17,1 % der aktiven Aktienmanager und 23,1 % der aktiven Rentenmanager ihre passive Alternative im Zehnjahreszeitraum bis Ende Juni 2023 schlagen konnten.
Eine Studie der Universität Auburn aus dem Jahr 2021 verglich 53 aktive ETFs mit 427 indexbasierten ETFs über einen Zeitraum von 2008 bis 2019. Bei aktiven ETFs, die in globale Aktien und Aktien aus Industrieländern investierten, konnte keine signifikant bessere Performance festgestellt werden. Bei den 33 aktiven ETFs, die sich auf US-Aktien beschränkten, war die risikobereinigte Rendite sogar zwischen 1,8 und 2,8 Prozent pro Jahr geringer.
Die SPIVA Europe Scorecard liefert weitere ernüchternde Erkenntnisse: Über 42 % der aktiven globalen Fonds wurden in den letzten zehn Jahren fusioniert oder liquidiert. Bei den europäischen Aktienfonds liegt diese Rate sogar bei etwa 45 %.
Aktive ETFs haben in der Regel höhere Gebühren als ihre passiven Gegenstücke. Die Verwaltungsgebühren für aktive ETFs können zwischen 0,04 Prozent und 0,85 Prozent liegen. Diese Kosten entstehen durch das aktive Management und die Fondsverwaltung. Im Vergleich dazu sind passive ETFs oft deutlich günstiger, da sie keinen aufwändigen Analyse- und Selektionsprozess benötigen.
Die Verwaltungsgebühren setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
Die Total Expense Ratio (TER), auch als Gesamtkostenquote bekannt, ist eine wichtige Kennzahl für Anleger. Sie gibt Auskunft über die jährlichen Kosten eines ETFs. Die TER umfasst die vier Komponenten Verwaltungsgebühren, Depotgebühren, Lizenzgebühren und Vertriebsgebühren.
Die Berechnung der TER ist relativ unkompliziert. Sie ergibt sich aus den Fondskosten geteilt durch das aktuelle Fondsvermögen. Investmentgesellschaften in Deutschland sind gesetzlich verpflichtet, die TER in Prozent anzugeben.
Beachten Sie, dass die TER nicht alle Kosten eines Fonds abdeckt. Folgende Kosten sind nicht in der TER enthalten:
Im Vergleich zu passiven ETFs und traditionellen aktiven Fonds zeigen sich deutliche Unterschiede in der Kostenstruktur:
Die Kostendifferenzen zwischen aktiven und passiven Anlagen können langfristig erhebliche Auswirkungen auf die Rendite haben. Ein Beispiel: Bei einer Anlage von 100.000 Euro und einer angenommenen Bruttorendite von 5 Prozent pro Jahr würde ein ETF mit 0,2 Prozent Kosten nach 20 Jahren 44.566 Euro mehr einbringen als ein aktiver Fonds mit 1,2 Prozent Kosten – und wie im Performance-Vergleich bereits beschrieben wurde, können aktive Fonds selten Indexfonds auf lange Sicht schlagen.
Trotz der höheren Kosten argumentieren Befürworter aktiver ETFs, dass diese durch geschicktes Management das Potenzial haben, ihre Benchmarks zu übertreffen und zusätzliche Renditen zu generieren. Sie als Anleger sollten jedoch sorgfältig abwägen, ob die potenziell höheren Renditen die zusätzlichen Kosten rechtfertigen.
Aktive ETFs bieten eine interessante Kombination aus den Vorteilen traditioneller ETFs und aktivem Fondsmanagement. Sie eignen sich für verschiedene Anlegertypen, je nach individuellem Risikoprofil, Anlagezielen und Anlagehorizont.
Aktive ETFs können für Anleger attraktiv sein, die bereit sind, ein gewisses Maß an Risiko einzugehen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen. Im Vergleich zu passiven ETFs bieten aktive ETFs die Möglichkeit, durch geschicktes Management Marktchancen zu nutzen und auf unerwartete Ereignisse zu reagieren. Dies kann in volatilen oder ineffizienten Marktphasen von Vorteil sein.
Allerdings ist zu beachten, dass aktive ETFs nicht zwangsläufig weniger riskant sind als passive ETFs. Tatsächlich können einige aktiv gemanagte Fonds sogar ein etwas höheres Risiko aufweisen als breit gestreute passive ETFs. Dies liegt daran, dass aktive Fonds oft weniger Titel halten als beispielsweise ein ETF, der den MSCI World mit rund 1.500 Titeln abbildet.
Für Anleger, die Wert auf breite Streuung und Risikominimierung legen, kann ein passiver ETF auf einen großen, diversifizierten Index wie den MSCI World eine gute Wahl sein. Dieser Index bündelt 1.500 Einzeltitel aus 23 Ländern und bietet damit eine sehr breite Streuung.
Aktive ETFs können für Anleger interessant sein, die spezifische Anlageziele verfolgen:
Überrendite: Anleger, die darauf abzielen, den Markt zu übertreffen, können von der Expertise der Fondsmanager und Analysten profitieren. Diese durchleuchten die Unternehmen genauer und können potenziell bessere Anlageergebnisse erzielen.
Flexibilität: Aktive ETFs bieten die Möglichkeit, auf Marktereignisse zu reagieren und unterschiedliche Marktumfelder zu nutzen. Dies kann für Anleger attraktiv sein, die eine dynamischere Anlagestrategie bevorzugen.
Nachhaltige Investments: Durch strenge Aktienanalysen können aktive ETFs effizient in nachhaltige Aktien unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien investieren. Dies ist für Anleger interessant, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Diversifikation: Aktive ETFs können als Ergänzung zu einer passiven Allokation dienen und Diversifikationsvorteile bieten – sowohl im Hinblick auf die ETF-Anbieter selbst als auch auf die Renditequellen innerhalb eines Portfolios.
Der Anlagehorizont spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen aktive ETFs:
Für langfristig orientierte Anleger sind kurzfristige Marktverwerfungen in der Regel kein Problem. Studien zeigen, dass bei einem typischen Anlagezeitraum von 20 Jahren über 90 % der aktiven Fonds nicht in der Lage waren, den Markt zu übertreffen. Langfristig orientierte Anleger können mit einem breit gestreuten Aktien-Investment, wie etwa einem MSCI-World-ETF, langfristig mit einer Rendite von etwa 6 Prozent pro Jahr rechnen.
Aktive ETFs bieten die Möglichkeit, auf Marktveränderungen zu reagieren und können daher für Börsianer mit einem mittelfristigen Anlagehorizont interessant sein. Allerdings sollten Anleger die höheren Kosten aktiver ETFs berücksichtigen.
Kurzfristig orientierte Anleger können aktive ETFs aufgrund ihrer Flexibilität in Erwägung ziehen. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht es schnell auf Marktchancen zu reagieren oder Risiken zu minimieren.
Aktive ETFs bieten die Chance auf höhere Renditen durch geschicktes Management, bringen aber auch höhere Kosten und ein Managementrisiko mit sich. Passive ETFs hingegen punkten mit niedrigeren Gebühren und einer zuverlässigen Abbildung der Marktperformance. Letztendlich hängt die Entscheidung von den individuellen Anlagezielen, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Dabei sollten Anleger nicht nur auf die historische Performance schauen, sondern auch die Gesamtkostenquote und die Anlagestrategie berücksichtigen. Aktive ETFs können im Gegensatz zu passiven ETFs auch dafür genutzt werden, in exotische Nischenmärkte zu investieren, was für bestimmte Anlage-Strategien auch interessant sein kann.
Aktiv gemanagte Fonds erheben oft einen Ausgabeaufschlag und haben keine Transaktionskosten, während ETFs in der Regel keine Ausgabeaufschläge, aber Transaktionskosten aufweisen.
Bei der Auswahl eines ETFs sollten Sie das Alter des ETFs, das Fondsvolumen und die Liquidität, die Wertentwicklung und die Tracking-Qualität, die Kosten sowie steuerliche Aspekte beachten.
ETFs sind eine Art von Indexfonds, die einen bestimmten Index nachbilden und wie Aktien an der Börse gehandelt werden, mit dem Ziel, die Wertentwicklung des Indexes (z.B. des DAX) möglichst genau zu replizieren.
Obwohl ETFs geringere Gesamtkosten haben, da sie Kosten für Lizenzen zur Nachbildung von Indizes tragen, können aktiv gemanagte Fonds durch das Fondsmanagement potenziell höhere Renditen erzielen, was die höheren Kosten rechtfertigen könnte.
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Machen Sie sich über Ihren Anlagehorizont Gedanken. Bei langfristigen Investments schneiden in der Regel passive ETFs besser ab. Aktive ETFs können bei kurzfristigen Investments Überrenditen erzielen.
Achten Sie beim Vergleich zwischen einem passiven und einem aktiven ETF nicht nur auf die historische Performance, sondern rechnen Sie auch die Kosten ein.
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