Die finanzielle Absicherung im Alter beschäftigt viele Menschen. Für Immobilienbesitzer bietet die Zeitrente hier eine interessante, flexible Alternative zum klassischen Immobilienverkauf. Diese Form der Altersvorsorge ermöglicht Eigentümern, ihr Vermögen optimal zu nutzen und dabei regelmäßige Zahlungen über einen festgelegten Zeitraum zu erhalten. Der folgende Leitfaden erklärt die wichtigsten Aspekte der Zeitrente und deren Berechnung. Die wichtigsten Informationen erhalten Sie gleich zum Einstieg.
Die Zeitrente stellt ein spezifisches Finanzierungsmodell dar, das sich durch seine zeitliche Befristung von anderen Rentenformen unterscheidet. Es handelt sich um Zahlungen, die über einen vertraglich festgelegten Zeitraum erfolgen und nach dessen Ablauf enden.
Bei der Zeitrente verkaufen Immobilieneigentümer ihre Immobilie, erhalten den Kaufpreis jedoch nicht als Einmalzahlung, sondern in Form regelmäßiger monatlicher Zahlungen. Ein wesentliches Merkmal ist, dass der ehemalige Eigentümer weiterhin ein Wohnrecht behält, jedoch kein Nießbrauchsrecht erhält. Diese Form der Immobilienverrentung wird sowohl von gewerblichen Anbietern als auch von Stiftungen und in geringerem Umfang von Privatpersonen angeboten.
Die Zeitrente unterscheidet sich von der Leibrente in folgenden zwei Punkten:
Ein bedeutender Unterschied liegt in der Vererbbarkeit: Bei der Zeitrente müssen die Zahlungen bis zum vereinbarten Zeitpunkt fortgeführt werden – auch an die Erben, falls der Rentennehmer vorzeitig verstirbt. Die Leibrente hingegen endet mit dem Tod des Berechtigten.
Die Zeitrente bietet verschiedene Varianten der zeitlichen Gestaltung:
Steuerlich ist zu beachten, dass die Zeitrente in den meisten Fällen voll versteuert werden muss, während bei der Leibrente nur der Ertragsanteil der Besteuerung unterliegt. Der Ertragsanteil sinkt mit steigendem Alter des Rentenbeziehers und beträgt beispielsweise mit 65 Jahren 18 Prozent, mit 75 Jahren nur noch elf Prozent.
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Die Berechnung einer Zeitrente folgt einem strukturierten Prozess, der sich von der klassischen Leibrentenberechnung unterscheidet. Im Gegensatz zur Leibrente spielt die statistische Lebenserwartung des Verkäufers bei der Zeitrente keine Rolle für die Rentenhöhe.
Die wesentlichen Faktoren für die Zeitrentenberechnung sind:
Berechnungsfaktor | Bedeutung | ||
---|---|---|---|
Verkehrswert |
Berechnungsfaktor | Grundlage der Berechnung |
Bedeutung |
Wohnrecht |
Berechnungsfaktor | Wird vom Verkehrswert abgezogen |
Bedeutung |
Laufzeit |
Berechnungsfaktor | Festgelegter Zahlungszeitraum |
Bedeutung |
Nebenkosten |
Berechnungsfaktor | Vom Verkäufer weiter zu tragen |
Bedeutung |
Der Verkehrswert der Immobilie bildet die zentrale Berechnungsgrundlage. Besonders Einfamilienhäuser in guter Lage mit großem Grundstück können dabei Werte von mehreren hunderttausend Euro erreichen. Wichtig ist zu beachten, dass Nebenkosten und gewisse Reparaturen weiterhin vom Verkäufer getragen werden müssen.
Die Berechnung der Zeitrente erfolgt in mehreren Schritten:
Der Wert des lebenslangen Wohnrechts wird dabei anhand der ortsüblichen Vergleichsmiete für ein Objekt dieser Art berechnet. Dies stellt eine Art „entgangenen Gewinn“ für den neuen Eigentümer dar. Konkret kann das so aussehen:
Berechnungsfaktor | Wert | ||
---|---|---|---|
Immobilienwert |
Berechnungsfaktor | 300.000 Euro |
Wert |
Monatliche Vergleichsmiete |
Berechnungsfaktor | 1.000 Euro |
Wert |
Wohnrechtswert |
Berechnungsfaktor | 100.440 Euro |
Wert |
Zu verrentender Betrag |
Berechnungsfaktor | 199.560 Euro |
Wert |
Die Besonderheit der Zeitrente liegt darin, dass die Zahlungen für einen fest definierten Zeitraum erfolgen, unabhängig vom Todeszeitpunkt des Rentenberechtigten. Dies führt in der Regel zu höheren monatlichen Zahlungen im Vergleich zur Leibrente.
Die rechtliche Absicherung einer Zeitrente erfordert sorgfältige Planung mit professioneller Begleitung, um die Interessen beider Parteien langfristig zu schützen. Die Zeitdauer zeitlich befristeter Rentenzahlungen muss mindestens zehn Jahre betragen.
Der Vertrag zur Zeitrente muss notariell beurkundet werden und folgende Kernelemente enthalten:
Bei Zeitrentenvereinbarungen ist die Anzahl höchstrichterlicher Entscheidungen deutlich geringer als bei Leibrenten, was auf ihre untergeordnete praktische Bedeutung hinweist.
Absicherung gegen Zahlungsausfall: Bei einer Insolvenz des Rentenverpflichteten wird der Anspruch auf Rentenzahlungen nach finanzmathematischen Methoden in eine äquivalente Einmalzahlung umgerechnet. Diese Einmalzahlung muss der neue Eigentümer, der die Immobilie ersteigert, vorrangig an den Rentenberechtigten zahlen.
Ein Restrisiko besteht dennoch, wenn der Wert der Immobilie stark fällt. In diesem Fall könnte der Verkaufserlös möglicherweise nicht ausreichen, um alle Rentenansprüche zu bedienen.
Für zusätzliche Sicherheit sorgt die Möglichkeit einer Rückauflassungsvormerkung für den Insolvenzfall, wodurch ein Rückfall der Immobilie vereinbart werden kann. Diese Option wird jedoch von Rentenanbietern selten akzeptiert, da sie die Refinanzierungsmöglichkeiten einschränkt.
Die Abwicklung im Insolvenzfall kann einige Zeit in Anspruch nehmen, weshalb Rentenempfänger einen finanziellen Puffer für eventuelle Zahlungsausfälle einplanen sollten.
Die Absicherung im Grundbuch ist ein zentraler Bestandteil der rechtlichen Absicherung. Sowohl das Wohnrecht als auch die Rentenansprüche müssen an erster Rangstelle im Grundbuch eingetragen werden. Diese Eintragung bietet mehrfachen Schutz:
Schutz bei Insolvenz: Im Falle einer Insolvenz des Rentenverpflichteten bleiben die Ansprüche des Rentenberechtigten durch die Grundbucheintragung gesichert. Der Insolvenzverwalter muss bei einer Zwangsversteigerung die Rentenansprüche vorrangig bedienen.
Schutz bei Verkauf: Bei einem Weiterverkauf der Immobilie bleiben alle eingetragenen Rechte bestehen. Der neue Eigentümer muss die vereinbarten Verpflichtungen übernehmen.
Die steuerliche Behandlung der Zeitrente unterscheidet sich grundlegend von der Leibrente. Zeitrenten unterliegen der Besteuerung in voller Höhe, während bei Leibrenten nur der Ertragsanteil besteuert wird.
Besondere steuerliche Aspekte:
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Der Markt für Immobilienrenten in Deutschland befindet sich im Vergleich zu anderen Ländern noch in einer Nische. Die Anbieter von Zeitrenten lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen, die jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile bieten.
Viele Anbieter von Zeitrenten bezeichnen diese auch als „echte Leibrenten“, obwohl es sich um zeitlich begrenzte Zahlungen handelt. Das Besondere an diesem Modell ist die Kombination aus zeitlich begrenzten Rentenzahlungen mit lebenslangem Wohnrecht und garantierter Fortsetzung der Zahlungen an Erben im Todesfall. Gewerbliche Anbieter streuen ihr Risiko über viele Immobilien und bieten dadurch eine höhere Sicherheit für die Rentenzahlungen. Die Verträge werden standardisiert angeboten, was die Abwicklung vereinfacht, aber weniger Flexibilität bei individuellen Anpassungen bedeutet.
Gemeinnützige Organisationen bieten oft eine Kombination aus zeitlich begrenzten oder lebenslangen Rentenzahlungen mit möglichen Einmalzahlungen und sozialem Engagement. Bedeutende Stiftungen im Bereich der Immobilienverrentung sind die Caritas und Wilhelm Sander-Stiftung.
Ein wichtiger Aspekt bei Stiftungen ist die steuerliche Behandlung: Die Überlassung der Immobilie gilt als gemischte Schenkung, wenn Gegenleistungen vereinbart werden. Dies ermöglicht Stiftern, den Schenkungsanteil steuerlich geltend zu machen. Stiftungen weisen darauf hin, dass Immobilienbesitzer bei der Vereinbarung mit gemeinnützigen Organisationen im Vergleich zu kommerziellen Anbietern meist weniger für ihr Eigenheim erhalten. Dies wird durch den sozialen Aspekt und die steuerlichen Vorteile kompensiert.
Die Vereinbarung einer Zeitrente zwischen Privatpersonen ist möglich, kann jedoch Risiken bergen. Private Kapitalanleger können als Käufer auftreten, wobei folgende Aspekte zu beachten sind: Es gibt ein höheres Ausfallrisiko der Rentenzahlungen. Zudem sind komplexere rechtliche Absicherungen unter Umständen notwendig. Eine Risikostreuung wie bei institutionellen Anbietern ist in der Regel nicht gegeben. Die Vertragsgestaltung zwischen Privatpersonen erfordert besondere Sorgfalt bei der Absicherung der Rentenzahlungen. Eine anwaltliche Überprüfung des Vertrags wird dringend empfohlen, um die Interessen beider Parteien zu schützen.
Kriterium | Gewerbliche Anbieter | Stiftungen | Privatpersonen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sicherheit |
Kriterium | Hoch durch Risikostreuung |
Gewerbliche Anbieter | Sehr hoch durch institutionelle Absicherung |
Stiftungen | Abhängig von individueller Bonität |
Privatpersonen |
Flexibilität |
Kriterium | Standardisierte Verträge |
Gewerbliche Anbieter | Individuelle Gestaltung möglich |
Stiftungen | Hohe Flexibilität |
Privatpersonen |
Rentenhöhe |
Kriterium | Marktüblich |
Gewerbliche Anbieter | Meist geringer |
Stiftungen | Individuell verhandelbar |
Privatpersonen |
Zusatzleistungen |
Kriterium | Professionelle Verwaltung |
Gewerbliche Anbieter | Gemeinnütziges Engagement |
Stiftungen | Keine |
Privatpersonen |
Die praktischen Auswirkungen der Zeitrente auf Immobilienbesitzer sind vielfältig und sollten sorgfältig abgewogen werden.
Die Zeitrente bietet Immobilienbesitzern eine Reihe von Vorteilen, die sowohl finanzielle als auch persönliche Aspekte abdecken. Durch die Zeitrente erhält der Verkäufer planbare und regelmäßige Einnahmen, da die Zahlungen in festgelegten Raten über einen definierten Zeitraum erfolgen.
Ein weiterer Vorteil ist das lebenslange Wohnrecht, das grundbuchlich gesichert werden kann und dem Verkäufer erlaubt, weiterhin in der vertrauten Umgebung zu leben. Dieses Wohnrecht stellt sicher, dass sich die eigene Wohnsituation nicht verändert und ein hoher Grad an Stabilität erhalten bleibt.
Da die Zahlungen im Rahmen der Zeitrente zeitlich begrenzt sind, fallen sie zudem in der Regel höher aus als bei der Leibrente. Der Verkäufer profitiert dadurch von größeren monatlichen Beträgen und damit von einer besseren Liquidität im Alltag.
Schließlich bietet die Zeitrente auch eine Absicherung für Erben: Im Todesfall des Verkäufers werden die verbleibenden Zahlungen an die Erben fortgeführt. Auf diese Weise bleibt ein finanzieller Vorteil bestehen, der auch den Nachkommen zugutekommt und somit eine gewisse finanzielle Stabilität für die Familie gewährleistet.
Bei der Entscheidung für eine Zeitrente sollten Immobilienbesitzer verschiedene Risiken und Einschränkungen im Blick behalten, da diese finanzielle und rechtliche Aspekte betreffen.
Aus finanzieller Sicht sind einige Nachteile zu beachten. So berechnen Banken häufig hohe Risikoabschläge, was die Höhe der Rente deutlich reduzieren kann. Zudem ist die Zeitrente steuerpflichtig, was die effektiven Einnahmen weiter schmälert. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass der Eigentümer durch den Verkauf die Möglichkeit verliert, von künftigen Wertsteigerungen der Immobilie zu profitieren, die er bei einem herkömmlichen Besitz eventuell noch nutzen könnte.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen der Zeitrente bringen Risiken mit sich. Mit dem Verkauf geht das Eigentumsrecht vollständig auf den Käufer über, wodurch der ursprüngliche Besitzer die Kontrolle über die Immobilie verliert. Im Falle einer Insolvenz des Käufers besteht zudem das Risiko eines Zahlungsausfalls, was die finanzielle Sicherheit des Verkäufers gefährden könnte. Um das Wohnrecht des Verkäufers rechtlich abzusichern, ist ein Eintrag im Grundbuch zwingend erforderlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Wohnrecht auch bei Eigentümerwechseln bestehen bleibt und dem Verkäufer dauerhaft ein Verbleib in der Immobilie ermöglicht wird.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Zeit- und Leibrente lassen sich in folgender Übersicht darstellen:
Aspekt | Zeitrente | Leibrente | |||
---|---|---|---|---|---|
Zahlungsdauer |
Aspekt | Fest definierter Zeitraum |
Zeitrente | Lebenslang |
Leibrente |
Zahlungshöhe |
Aspekt | Höhere monatliche Beträge |
Zeitrente | Geringere monatliche Beträge |
Leibrente |
Kalkulierbarkeit |
Aspekt | Gut planbar für beide Parteien |
Zeitrente | Abhängig von Lebenserwartung |
Leibrente |
Erben |
Aspekt | Erhalten Restzahlungen |
Zeitrente | Keine weiteren Ansprüche |
Leibrente |
Die Zeitrente eignet sich besonders für Immobilienbesitzer, die eine höhere monatliche Rente bevorzugen und den definierten Zahlungszeitraum als Vorteil sehen. Im Gegensatz zur Leibrente spielt die statistische Lebenserwartung bei der Berechnung der Rentenhöhe keine direkte Rolle, was die Kalkulation vereinfacht.
Ein wichtiger Aspekt ist die steuerliche Behandlung: Während bei der Leibrente nur ein Teil versteuert werden muss, unterliegt die Zeitrente einer umfassenderen Besteuerung. Immobilienbesitzer sollten daher die steuerlichen Auswirkungen in ihre Entscheidung einbeziehen.
Die Entscheidung zwischen Zeit- und Leibrente hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, wie der persönlichen finanziellen Situation, der gewünschten Zahlungshöhe und der bevorzugten Planungssicherheit. Besonders wichtig ist die vertragliche Absicherung des Wohnrechts, das unabhängig von der gewählten Rentenart im Grundbuch eingetragen werden sollte.
Überlegen Sie sich, ob eine Zeit- oder Leibrente zu Ihnen passt. Im Ratgeber Immobilienrente stellen wir Ihnen noch weitere Möglichkeiten zur Immobilienverrentung vor.
Holen Sie sich verschiedene Zeitrente-Angebote für Ihre Immobilie ein. Wägen Sie die höheren Auszahlungen von gewerblichen Anbietern gegen die sozialen Vorteile ab, die gemeinnützige Stiftungen anbieten können.
Lassen Sie den Verrentungsprozess von einem Rechtsexperten begleiten, um wichtige Absicherungsschritte wie den Grundbucheintrag richtig zu vollziehen.
Informieren Sie Ihre Erben über den Zeitrente-Abschluss, damit es keine Unstimmigkeiten nach Ihrem Tod bezüglich der verrenteten Immobilie gibt.
* Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschließen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschließlich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.
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