Im Alter steigt das Unfallrisiko. Aus diesem Grund gibt es Unfallversicherungen mit Assistance-Leistungen. Diese sollen im Notfall schnell Hilfe bieten statt Geld. Doch wie sinnvoll ist so eine Unfallversicherung für Rentner? Und welche Leistungen sollte so ein Assistance-Tarif auf jeden Fall haben? Gleich zu Beginn gibt’s die besten Empfehlungen und Tipps.
Jährlich kommt es zu etwa neun Millionen Unfällen in Deutschland – das betrifft vor allem Menschen, die über 65 Jahre alt sind. Gerade alltägliche Dinge fallen Senioren mit zunehmendem Alter schwerer, das Sehvermögen und das Gehör lässt nach und das Unfallrisiko nimmt zu. Über 65-Jährige werden am häufigsten wegen Stürzen ins Krankenhaus eingeliefert und in der Regel brauchen sie auch länger, um sich nach solch einem Sturz zu erholen. Um nach einem Unfall schnellstmöglich Hilfe zu bekommen, bieten Unfallversicherer sogenannte Assistance-Tarife an. Diese bieten im Notfall schnelle Hilfsleistungen an, wie Pflege, Haushaltshilfen und Fahrdienste an.
Sollte man sich, die Eltern oder Großeltern also mit einer Unfallversicherung, die extra auf Senioren zugeschnitten ist, absichern? Reicht da nicht auch eine einfache Unfallversicherung aus? Oder sogar die Leistungen der Krankenkasse?
Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns in diesem Ratgeber. Denn bevor Sie eine Unfallversicherung für Senioren abschließen, sollten Sie nicht nur wissen, ob Sie diese tatsächlich brauchen, sondern auch, auf was Sie bei einem guten Tarif achten sollten.
Assistance-Tarife gibt es nicht nur in der Unfallversicherung, sondern zum Beispiel auch bei Kfz-Versicherungen. Diese bieten schnelle und vor allem unbürokratische Hilfe an. Bei einer Unfallversicherung mit Assistance-Tarif bedeutet das, dass der Versicherte eine Haushaltshilfe, einen Fahrdienst, einen Notfallknopf für Zuhause oder ähnliches bekommt, solange er nach einem Unfall auf Hilfe angewiesen ist. Dafür sorgt ein sogenannter Assisteur, der rund um die Uhr erreichbar ist und über ein großes Netzwerk an Dienstleistern verfügt.
Wichtig: Assistance-Leistungen sind oft auf sechs Monate begrenzt.
Die Krankenversicherung bezahlt auch Unterstützung, wenn Senioren einen Unfall erleiden und auf Hilfe Dritter angewiesen sind – vor allem im medizinischen und pflegerischen Bereich und auch nur bis zu einem gewissen Grad. Es gibt viel bürokratischen Aufwand, bis zum Beispiel eine Pflegestufe festgestellt wird und so eine Haushaltshilfe bezahlt werden kann. Oft sind Unfälle jedoch harmloser und es bleiben glücklicherweise keine Folgeschäden zurück. Dann zahlt weder eine Pflege- noch eine Krankenversicherung.
Wer aber Zuhause Verpflichtungen und zum Beispiel einen Partner zu versorgen hat, kann sich im Krankenhaus nicht auskurieren, wenn es Daheim keine Unterstützung gibt. Auch Kinder und Enkel haben nicht immer die Zeit, um sich angemessen zu kümmern. In solchen Fällen ist eine Unfallversicherung für Senioren sinnvoll. Die Assistance-Tarife versprechen schnelle Hilfe und das spart nicht nur Zeit, sondern auch viele Nerven.
Tipp: Wer nach einem Unfall nicht zwingend auf Assistance-Leistungen angewiesen ist, dem sollte auch eine gewöhnliche Unfallversicherung reichen.
In Deutschland ist jeder krankenversichert, da scheint auf den ersten Blick eine separate Unfallversicherung für Senioren unnötig. Doch diese wird nicht nur von den Versicherten selbst abgeschlossen, sondern auch oft von den Kindern und Enkeln, die Ihre Eltern im Notfall versorgt wissen wollen – und selbst nicht die Möglichkeit haben, Sie in vollem Umfang zu pflegen. Die Krankenkasse übernimmt nach einem Unfall nur die medizinische Versorgung und auch nur die, die vom Arzt verordnet wurde – dazu gehört: Krankengymnastik, Verbandswechsel, Gehhilfen oder andere nötige Hilfsmittel und Medikamente.
Hinweis: Wer nach einem Unfall lebenslang auf Hilfe angewiesen sein wird, bekommt selbstverständlich auch von der gesetzlichen Pflegeversicherung Unterstützung – aber erst nachdem der Pflegegrad festgestellt wurde. Je nach Grad übernimmt die Versicherung auch eine Haushaltshilfe und weitere Hilfsmittel.
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Eine Unfallversicherung für Senioren besteht aus einer Kombination von Hilfe- und Geldleistungen. Die Hilfeleistungen unterscheiden sie auch im Wesentlichen von der gewöhnlichen Unfallversicherung ohne Assistance-Leistungen. Deswegen sollten Sie beim Abschluss eines solchen Vertrags auch besonders darauf achten, welche Hilfe Ihnen im Falle eines Unfalls angeboten wird. Laut einem Test von Stiftung Warentest sollten mindestens folgende Leistungen enthalten sein:
Die Hilfs- und Pflegeleistungen werden meist von der Caritas, dem Roten Kreuz oder sonstigen Hilfsorganisationen erbracht. Bei der Auswahl eines Tarifs sollten Sie vor allem darauf achten, dass Sie an keine Organisation vertraglich gebunden sind, sondern die freie Wahl haben. Außerdem sollten Sie bedenken, dass die Leistungen einer Unfallversicherung meist zeitlich begrenzt sind. Deswegen ist es wichtig, dass Sie schnellstmöglich einen Antrag bei Ihrer Krankenkasse stellen, falls Sie dauerhaft Pflege brauchen sollten.
Außerdem sollten Sie darauf achten, dass im Tarif nicht nur reine Unfallfolgen berücksichtigt werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, dass gerade eine Unfallversicherung für Senioren folgende Fälle berücksichtigen sollte:
Wenn Sie eine Unfallversicherung mit einem Assistance-Tarif abschließen wollen, ist es wichtig, dass Sie bei Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand die Wahrheit angeben. Denn wird im Nachhinein festgestellt, dass etwas verheimlicht wurde, ist der Versicherungsschutz gefährdet. Das gilt nicht nur bei Vertragsabschluss, sondern auch während der Laufzeit. Es gibt aber auch Versicherungen, die Tarife ohne eine Gesundheitsprüfung anbieten. Doch dazu kommen wir weiter unten im Artikel.
Viele Unfallversicherungen für Senioren können Sie bereits ab 50 Jahren abschließen. Manche Versicherer haben auch eine Altersbeschränkung von 75 Jahren beim Abschluss, andere wiederum geben kein Höchstalter vor. Wichtig ist vor allem, dass sich die Versicherungsbeiträge mit dem Alter nicht erhöhen.
Stiftung Warentest hat im Februar 2019 mehrere Unfallversicherungen mit Assistance-Tarifen unter die Lupe genommen. 17 Tarife verschiedener Versicherungen sind für Senioren empfehlenswert – darunter der Allianz Unfallschutz mit Zusatzbaustein Rundum-Service. Dieser Tarif kostet bei einem Abschluss im Alter von 65 Jahren 97 Euro jährlich und enthält alle oben genannten wichtigen Leistungen. Allerdings steigt der Beitrag mit zunehmendem Alter. Wird die Unfallversicherung mit 75 Jahren abgeschlossen, kostet der Tarif 151 Euro im Jahr. Das Höchsteintrittsalter liegt bei 79 Jahren.
Wer über 79 Jahre ist und noch eine Unfallversicherung abschließen möchte, der wird bei Ergo fündig: Der Tarif Unfallschutz Vital mit Soforthilfe Vital kostet bei einem Abschluss ab 75 Jahren 190 Euro im Jahr.
Nicht empfehlenswert sind laut Stiftung Warentest Tarife der Versicherer Ammerländer, LBN und Waldenburger. Hier sind die Assistance-Leistungen oft nur auf ein bis drei Monate begrenzt.
Wenn Sie nach einem Unfall niemanden in der Familie haben, der sich um Sie kümmern könnte, sollten Sie eine Unfallversicherung mit Assistance-Tarif abschließen.
Suchen Sie einen Tarif, der alle oben beschriebenen wichtigen Leistungen enthält – dazu gehört Körperpflege, Fahrdienst, Menü-Service und bei Bedarf auf die Pflege eines Angehörigen.
Unfallursachen, die auf Osteoporose, Bewusstseinsstörungen oder Medikamenteneinfluss zurückzuführen sind, sollten auch im Tarif abgedeckt sein.
Achten Sie auf das Höchsteintrittsalter: Haben Sie dieses überschritten, gibt es viele Versicherungen, die Sie nicht mehr aufnehmen.
Haben Sie einen passenden Tarif gefunden, können Sie nach einem Unfall schnell mit Hilfe rechnen.
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