Eine ausreichende Altersvorsorge ist heute wichtiger denn je, da die gesetzliche Rente oft nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern. Mit einer Zusatzrente – ob durch betriebliche Altersvorsorge, private Rentenversicherungen oder weitere – lassen sich Versorgungslücken schließen und die finanzielle Zukunft absichern. Welche Möglichkeiten Sie haben und wie diese im Detail aussehen, erfahren Sie in unserem Ratgeber. Das Wichtigste in Kürze direkt zu Beginn.
Die Bedeutung der Zusatzrente wächst stetig in der Altersvorsorge. Da die gesetzliche Rente zunehmend nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand zu sichern, wird es immer wichtiger, privat vorzusorgen. Immer mehr Menschen erkennen die Notwendigkeit, ihre finanzielle Absicherung im Alter durch zusätzliche Vorsorgemaßnahmen zu stärken und somit eine stabile Grundlage für den Ruhestand zu schaffen.
Ein Hauptgrund für die Bedeutung einer Zusatzrente ist die sogenannte Versorgungslücke. Diese Lücke entsteht, wenn die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu sichern. Besonders betroffen sind Menschen, deren Erwerbsbiografien durch Phasen der Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder Niedriglohnphasen geprägt sind.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) reichen bei mehr als der Hälfte der erwerbstätigen 55- bis 64-Jährigen die Ansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersversorgung nicht aus, um das aktuelle Konsumniveau im Ruhestand aufrechtzuerhalten. Dies verdeutlicht, dass immer mehr Menschen im Alter auf zusätzliche finanzielle Absicherungen angewiesen sind, um drohende Einkommensverluste zu vermeiden.
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der die Notwendigkeit einer Zusatzrente verdeutlicht, ist das sinkende Rentenniveau. Das Nettorentenniveau, welches das Verhältnis zwischen der Standardrente und dem Durchschnittsverdienst der aktiven Arbeitnehmer abbildet, ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. 2022 liegt es bei lediglich 48 Prozent und wird nach aktuellen Berechnungen der Bundesregierung bis zum Jahr 2035 auf 45,1 Prozent weiter fallen.
Dieser Rückgang bedeutet, dass künftige Rentnergenerationen einen immer kleineren Anteil ihres früheren Einkommens durch die gesetzliche Rente ersetzt bekommen. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten, insbesondere in den Bereichen Miete, Energie und Gesundheitsversorgung, was die finanzielle Situation im Ruhestand weiter erschwert.
Die Folge: Ohne zusätzliche Altersvorsorge wie betriebliche oder private Rentenmodelle droht vielen Menschen eine spürbare Einschränkung ihres Lebensstandards im Ruhestand. Eine rechtzeitig abgeschlossene Zusatzrente kann helfen, diese Lücke zu schließen und den Einkommensverlust durch das sinkende Rentenniveau auszugleichen.
Die steigende Lebenserwartung ist ein weiterer Faktor, der die Bedeutung einer Zusatzrente verstärkt. Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung verlängert sich auch die durchschnittliche Rentenbezugsdauer. Im Jahr 2020 lag diese bereits bei 21,51 Jahren, wobei Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung im Schnitt 23,18 Jahre Rente beziehen – fast 3,5 Jahre länger als Männer.
Diese Entwicklung bedeutet, dass Rentner über einen längeren Zeitraum finanziell abgesichert sein müssen, was den Druck auf die gesetzliche Rente weiter erhöht. In diesem Kontext gewinnen verschiedene Formen der Zusatzrente, wie die betriebliche Altersvorsorge, private Rentenversicherungen oder die Riester-Rente, an Bedeutung. Sie bieten die Möglichkeit, die Altersvorsorge gezielt zu ergänzen und sich für eine längere Lebenszeit im Ruhestand abzusichern.
Dabei ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten zu berücksichtigen, um die richtige Form der Zusatzrente zu wählen. Diese kann entweder als einmalige Kapitalzahlung oder als regelmäßige Rentenzahlung erfolgen und trägt entscheidend zur finanziellen Sicherheit im Alter bei. Durch frühzeitige Planung und den gezielten Aufbau einer Zusatzrente können Arbeitnehmer aktiv dazu beitragen, ihren gewünschten Lebensstandard im Ruhestand zu sichern und finanzielle Engpässe zu vermeiden.
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Es gibt verschiedene Wege, eine Zusatzrente aufzubauen und damit die gesetzliche Rentenversicherung zu ergänzen. Die wichtigsten Formen sind die betriebliche Altersvorsorge, die private Rentenversicherung, die Riester-Rente und die Rürup-Rente. Jede dieser Optionen bietet individuelle Vor- und Nachteile, abhängig von der persönlichen Lebenssituation und den finanziellen Zielen für den Ruhestand.
Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine wichtige Form der Zusatzrente, die über den Arbeitgeber organisiert wird. Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, einen Teil ihres Bruttogehalts in eine bAV umzuwandeln. Der Arbeitgeber ist zudem verpflichtet, mindestens 15 Prozent Zuschuss zu den Einzahlungen zu leisten.
Die bAV kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden, z. B. als Direktversicherung, über Pensionskassen, Pensionsfonds, Unterstützungskassen oder als Direktzusage durch den Betrieb. Ein wesentlicher Vorteil dieser Vorsorgeform ist, dass Beiträge bis zu einem jährlichen Höchstbetrag von 7.550 Euro steuerfrei investiert werden können. Zudem sind bis zu 302 Euro monatlich sozialabgabenfrei, was die bAV besonders attraktiv macht.
Die private Rentenversicherung ist eine weitere Option, um eine Zusatzrente aufzubauen. Sie wird individuell bei einem Versicherungsunternehmen abgeschlossen und kann flexibel an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Es gibt verschiedene Varianten, wie die klassische Rentenversicherung mit Garantiezins oder fondsgebundene Rentenversicherungen, die höhere Renditechancen bieten.
Ein großer Vorteil der privaten Rentenversicherung ist die lebenslange Rentenzahlung, die finanzielle Sicherheit im Ruhestand gewährleistet. Zudem kann sie unter bestimmten Voraussetzungen steuerliche Vorteile bieten, insbesondere bei langfristigen Verträgen oder wenn sie in der Auszahlungsphase greift.
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte Form der privaten Altersvorsorge, die sich durch Zulagen und steuerliche Vergünstigungen auszeichnet. Sparer erhalten eine Grundzulage von 175 Euro pro Jahr sowie Kinderzulagen von 300 Euro pro Kind (185 Euro für Kinder, die vor 2008 geboren wurden).
Um die volle Förderung zu nutzen, müssen 4 Prozent des Bruttoeinkommens, jedoch maximal 2.100 Euro jährlich, in die Riester-Rente eingezahlt werden. Diese Vorsorgeform ist besonders attraktiv für Familien mit Kindern und Geringverdiener, da der Staat einen wesentlichen Teil der Beiträge durch die Zulagen übernimmt und so den Aufbau einer Zusatzrente unterstützt.
Die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, ist eine weitere Form der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge. Ursprünglich für Selbstständige konzipiert, steht sie inzwischen auch Angestellten offen. Ein entscheidender Vorteil der Rürup-Rente ist die hohe steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge. Im Jahr 2024 können bis zu 27.566 Euro steuerlich geltend gemacht werden.
Die Rürup-Rente wird als lebenslange Leibrente ausgezahlt, was eine sichere Einkommensquelle im Ruhestand gewährleistet. Allerdings kann sie nicht vererbt oder übertragen werden, was sie weniger flexibel macht als andere Vorsorgeformen.
Das Altersvorsorgedepot, das ab 2026 eingeführt werden soll, bietet eine neue Möglichkeit zur staatlich geförderten Altersvorsorge und könnte eine attraktive Ergänzung zur Zusatzrente werden. Es erlaubt Investitionen in ETFs, Aktien, und Fonds, wobei jeder eingezahlte Euro mit 20 Cent vom Staat bezuschusst wird. Pro Jahr können bis zu 3.000 Euro eingezahlt werden, was einem maximalen Zuschuss von 600 Euro entspricht. Eltern erhalten sogar 25 Cent pro eingezahltem Euro für ihre Kinder. Das Kapital wird erst mit 65 Jahren verfügbar, um den Zinseszinseffekt optimal zu nutzen, und wird erst in der Auszahlungsphase besteuert.
Um eine angemessene Zusatzrente zu planen, ist es entscheidend, den individuellen Vorsorgebedarf zu ermitteln. Dieser Prozess umfasst mehrere Schritte, die eine detaillierte Analyse der aktuellen finanziellen Situation, eine realistische Schätzung der zukünftigen Ausgaben im Ruhestand und die Ermittlung der Rentenlücke beinhalten.
Der erste Schritt zur Berechnung des individuellen Vorsorgebedarfs ist eine gründliche Analyse der aktuellen finanziellen Situation. Dazu gehört die Erfassung aller Einnahmen und Ausgaben. Ein klarer Überblick über das monatliche Nettoeinkommen sowie die regelmäßigen Ausgaben wie Wohnen, Lebensmittel, Versicherungen, Mobilität und Freizeit ist generell sehr hilfreich in jeder beruflichen Situation.
Ein Haushaltsbuch kann ein hilfreiches Instrument sein, um die tatsächlichen Kosten detailliert zu erfassen und zu kategorisieren. Dabei sollten auch zusätzliche Einkünfte, wie Mieteinnahmen oder Kapitalerträge, neben dem Gehalt berücksichtigt werden, um ein umfassendes Bild der finanziellen Lage zu erhalten.
Der nächste Schritt ist die Schätzung der zukünftigen Ausgaben im Ruhestand. Eine oft genutzte Faustregel besagt, dass etwa 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens benötigt werden, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Diese Annahme berücksichtigt, dass einige Ausgaben im Ruhestand sinken, während andere möglicherweise steigen.
Bei der Schätzung der Ausgaben sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
Eine realistische Einschätzung dieser Kosten ist hilfreich, um den tatsächlichen Bedarf im Ruhestand genau zu planen.
Die Rentenlücke ist die Differenz zwischen dem geschätzten Bedarf im Ruhestand und den zu erwartenden Einkünften aus der gesetzlichen Rentenversicherung sowie anderen bestehenden Altersvorsorgeformen wie betriebliche Altersvorsorge oder private Rentenversicherungen.
Um die Rentenlücke zu berechnen, sollten folgende Schritte durchgeführt werden:
Die resultierende Differenz ist die Rentenlücke, die durch zusätzliche Altersvorsorge geschlossen werden sollte.
Es ist wichtig, dass die Berechnung des Vorsorgebedarfs ein dynamischer Prozess ist, der regelmäßig überprüft und angepasst werden muss. Gehaltserhöhungen, Änderungen in der Lebenssituation oder neue gesetzliche Vorgaben können den Bedarf beeinflussen. Eine professionelle Beratung kann dabei helfen, eine maßgeschneiderte Vorsorgestrategie zu entwickeln und die richtige Kombination aus verschiedenen Vorsorgemodellen zu finden.
Ein frühzeitiger Beginn der Altersvorsorge ist hilfreich für eine optimale Zusatzrente. Je früher man mit dem Aufbau beginnt, desto mehr Zeit hat das angelegte Kapital, um zu wachsen durch Zinseszinseffekte und Ähnliches. Berufstätige sollten idealerweise bereits in ihren Zwanzigern mit der privaten Altersvorsorge starten. Selbst kleinere Beträge, die zu Beginn zurückgelegt werden, können sich langfristig lohnen.
Der Zinseszinseffekt spielt dabei eine zentrale Rolle, da über einen längeren Zeitraum höhere Renditen erzielt werden können. Je früher man startet, desto stärker wirkt dieser Effekt und umso weniger muss im späteren Verlauf investiert werden, um eine solide Altersvorsorge aufzubauen.
Regelmäßige Einzahlungen sind ein entscheidender Faktor für den Aufbau einer soliden Zusatzrente. Durch konstante Beiträge wird ein kontinuierliches Wachstum des Vorsorgekapitals ermöglicht. Es empfiehlt sich, einen festen Betrag monatlich oder jährlich für die Altersvorsorge zurückzulegen. Dies kann über einen Sparplan oder regelmäßige Einzahlungen in eine private Rentenversicherung erfolgen.
Auch bei der betrieblichen Altersvorsorge werden oft automatisch Beiträge vom Bruttogehalt abgezogen, was dem kontinuierlichen Aufbau der Zusatzrente hilft und gleichzeitig steuerliche Vorteile mit sich bringt.
Diversifikation ist ein wichtiger Baustein bei der Gestaltung der Zusatzrente. Durch eine breite Streuung der Anlagen lässt sich das Risiko minimieren und die Chancen auf eine stabile Rendite erhöhen. Anstatt sich auf eine einzige Vorsorgeform zu verlassen, ist es sinnvoll, verschiedene Anlageformen zu kombinieren. Eine ausgewogene Mischung aus betrieblicher Altersvorsorge, privater Rentenversicherung und fondsgebundenen Produkten kann dabei helfen, die Altersvorsorge robuster zu gestalten.
Tipp: In Zukunft könnte zudem das Altersvorsorgedepot, das derzeit in Planung ist, eine zusätzliche Möglichkeit bieten, in Investmentfonds, Aktien oder ETFs zu investieren und damit seine Altersvorsorge zu erweitern. Dies würde Zugang zu den Chancen der Kapitalmärkte ermöglichen und zusätzliche Diversifikationsoptionen schaffen.
Bei der Gestaltung der Zusatzrente spielen steuerliche Aspekte eine zentrale Rolle. Es ist ratsam, die steuerlichen Vorteile verschiedener Vorsorgeformen bestmöglich zu nutzen. Bei der betrieblichen Altersvorsorge können Beiträge bis zu einer bestimmten Höhe steuerfrei eingezahlt werden. Im Jahr 2024 beträgt der steuerfreie Höchstbetrag 7.248 Euro. Auch die Riester-Rente bietet steuerliche Vorteile: Beiträge und Zulagen können als Sonderausgaben bei der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden, wobei der Höchstbetrag bei 2.100 Euro liegt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Besteuerung von Betriebsrenten und Pensionen im Alter erfolgt. Seit der Einführung des Alterseinkünftegesetzes wurde die Steuerlast auf die Auszahlungsphase verlagert. Daher sollte bei der Planung der Zusatzrente auch die spätere Besteuerung berücksichtigt werden.
Je früher Sie mit dem Aufbau einer Zusatzrente starten, desto stärker profitieren Sie vom Zinseszinseffekt. Schon kleine monatliche Beträge machen über viele Jahre einen großen Unterschied.
Konstante Beiträge, z. B. über einen Sparplan oder eine private Rentenversicherung, sorgen für einen kontinuierlichen Kapitalaufbau und erleichtern das Erreichen Ihrer Vorsorgeziele.
Verteilen Sie Ihre Anlagen über verschiedene Vorsorgeformen wie betriebliche Altersvorsorge, private Rentenversicherung und fondsgebundene Produkte, um Risiken zu minimieren und Renditechancen zu erhöhen.
Nutzen Sie steuerliche Vergünstigungen bei der Riester-Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und anderen Vorsorgemodellen, um Ihre Belastung zu senken und Ihre Erträge zu maximieren.
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