Interview mit Heike Arbter, Leiterin Raiffeisen Zertifikate

Was hat dich dazu motiviert, eine Karriere in der Finanzbranche zu verfolgen?

Für mich ist das eine lange „Liebesgeschichte“. Im Jahr 1990 wurde die österreichische Termin- und Optionenbörse gegründet und ich hatte das Glück, in den ersten Monaten als Market Maker für Aktienoptionen dabei zu sein und damit gleich gut ausgebildet und sehr tief in die Finanzmärkte einzutauchen. Das war für mich eine wichtige Lebenserfahrung und wertvolle Basis meiner Karriere. Die Faszination für die Finanzmärkte und insbesondere für die Mächtigkeit seiner Instrumente motiviert mich bis heute. Finanzmärkte – sowie gleich bedeutsam die Bedürfnisse der Anleger:innen – zu verstehen und mit diesem Wissen Produkte zu generieren, die Nutzen für die Kund:innen haben: Das ist mein Job und dieser Job begeistert mich seit Jahrzehnten.

Wie hast du deine ersten Netzwerke in der Finanzwelt aufgebaut?

Das sind natürlich in erster Linie Börse- und Kapitalmarktteilnehmer:innen, bald auch Finanzmedienvertreter:innen – die „Community“ sozusagen. Sehr wichtige Netzwerke sind für mich heute auch die nationale und internationale Interessensvertretung für unsere Branche, also das Zertifikate Forum Austria (kurz ZFA) sowie die European Structured Investment Products Association (kurz EUSIPA). Beide Institutionen durfte ich mitbegründen und habe nun als Aufsichtsratsvorsitzende des ZFA bzw. als Präsidentin der EUSIPA ehrenvolle Ämter inne, die ich mit viel Respekt und Freude ausübe. Interessenvertretungen, die sich gut abstimmen und mit den vielfältigen Stakeholdern professionell interagieren, sehe ich gerade in unserem immer komplexer und volatiler werdenden Umfeld als „wertvolles Asset“ oder auch „Orientierungsgeber. “

Welche Herausforderungen siehst du speziell für Frauen bei der Erreichung finanzieller Freiheit?

Sie sollten sich nicht von tradierten Rollenbildern abschrecken lassen, sondern sich informieren und sich mit Kapitalmarktthemen beschäftigen. Sich mit Selbstbewusstsein und Zuversicht Wissen aneignen und dann auch mit Mut erste Schritte setzen und investieren. Dann werden sie auch finanziell unabhängig. Ich hoffe, ich kann mit meiner Begeisterung für Veranlagungsprodukte viele Frauen anstecken.

Gibt es Mentoren oder Vorbilder, die dich auf deinem beruflichen Weg unterstützt haben?

Ich hatte nie bestimmte Vorbilder. Man muss seinen eigenen Weg gehen und kann selten die Lebensläufe anderer kopieren. Aber natürlich lerne ich immer wieder interessante Menschen kennen, die mich mit ihren Lebensweisheiten, Fachwissen oder Erkenntnissen bereichern.

Welchen Ratschlag würdest du jungen Frauen geben, die eine Karriere im Finanzsektor anstreben?

Mit einer guten Ausbildung ins Berufsleben starten und sich für die Kapitalmärkte begeistern. „Hast du schon mal eine Aktie gekauft oder in andere Kapitalmarktprodukte investiert?“ ist eine wichtige Frage, die ich jungen Menschen oft stelle. Viele junge Kolleginnen entwickeln ihre Affinität für diese Themen, sobald sie bei uns arbeiten. Ich freue mich sehr, dass der Anteil der weiblichen Mitarbeitenden in der jüngeren Generation bereits sehr hoch ist. 

Siehst du Trends in der Finanzbranche, die Frauen neue Chancen eröffnen könnten?

Dabei geht es mir sowohl um die Chancen als Investorinnen als auch um die Chancen auf dem Karriereweg. Als Anlegerinnen sind Frauen nachweislich risikoaverser als Männer – das muss nicht immer ein Nachteil sein. Im Gegenteil: Sich mit dem Risiko von Finanzprodukten zu beschäftigen und dieses zu verstehen, ist ein wichtiger Baustein des Erfolgs. Wer investiert, geht immer ein gewisses Risiko ein. Dieses zu erkennen und zu kalkulieren, sowie Investitionen gut zu diversifizieren und Produkte mit eingebauten Schutzmechanismen auszuwählen – wie zum Beispiel Anlagezertifikate mit Kapitalschutz oder Teilschutz – minimiert die Wahrscheinlichkeit von Verlusten. Konservative Anlegerinnen und Anleger schätzen daher unser Angebot an Anlagezertifikaten, weil sie spannende Renditechancen mit weniger Risiken eröffnen, aber auch aufgrund der klar geregelten Auszahlungsmodalitäten.

Als Mitarbeiterinnen in der Finanzbranche haben Frauen in den letzten Jahren stark aufgeholt und auch an Selbstbewusstsein gewonnen. Hier schätze ich, dass es z.B. in der RBI bereits ein breites Angebot an Ausbildungen und Initiativen für Frauen gibt, aber auch die Bedeutung und Diskussion in der Öffentlichkeit zugenommen hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies in Zukunft zu weiteren Verbesserungen führen wird, denn divers zusammengesetzte Teams sind nachweislich am erfolgreichsten.