Interview mit Annchristin Jahnel, HSBC

Du arbeitest bei HSBC im Zertifikate-Bereich. Ist das immer noch eine Männer-Domäne?

Durch viele Angebote sind wir sicherlich schon auf dem richtigen Weg, die Branche etwas weiblicher zu gestalten. Aber ich würde mir natürlich wünschen, dass sich noch mehr Frauen für unsere Branche interessieren und sich aktiv für eine Karriere in der Finanzwelt entscheiden. Darüber hinaus die gute Nachricht: Mit mehr Männern zusammenzuarbeiten tut dem Spaß an der Arbeit und einem guten Arbeitsumfeld keinen Abbruch. Also liebe Frauen, traut Euch!

Was hat Deine Berufswahl entschieden?

Ich habe keine klassische Banking Vita und wusste auch im Kindesalter noch nicht, dass ich einmal bei einer Bank arbeiten möchte. Dementsprechend würde ich sagen, die Entscheidungen für meine beruflichen Schritte resultieren vor allem aus einem großen Interesse für den Kapitalmarkt und einer ordentlichen Portion Motivation.
Was man also an meinem Berufsweg erkennen kann: Alles ist erlernbar. Hätte man mir zu Schulzeiten gesagt, dass ich einmal im Zertifikate-Bereich einer Bank arbeiten würde, hätte ich nur gesagt: niemals im Leben. Damit kenne ich mich gar nicht aus, das ist viel zu schwer. Ein paar Jahre später weiß ich: Absoluter Quatsch! Der Weg ist sicherlich nicht immer einfach und rosarot, aber alles ist möglich!

Was macht Dir in Deinem Job am meisten Spaß?

Die Vielfältigkeit. Kein Tag ist wie der andere. Denn man weiß nie, welche Überraschung der Kapitalmarkt für einen bereithält. Außerdem ist es die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Akteuren am Markt. Egal ob mit Anleger*innen, Börsen, Finanzportalen, Finanzinfluencern, Brokern oder anderen Banken – spannende Themen sind immer garantiert! Ein weiteres Plus: in unserem Team schreiben wir das Thema Edukation sehr groß. Interessierten die Finanz- und unsere Produktwelt näher zu bringen, macht unheimlich Spaß und gibt einem ein tolles Gefühl.

Was war bisher Dein bestes Investment?

Definitiv das Investment in meine Bildung und in meine Karriere. Egal ob berufsbegleitendes Studium, ein Auslandsjahr oder die Extrameile im Job – dies hat viel Zeit und teils Geld gekostet, ist aber ein nachhaltig wertvolles Investment. Außerdem legt es vor allem auch den Grundstein für eine aktive Teilnahme am Kapitalmarkt.

Was tust Du, wenn die Kurse fallen?

Mir Put-Optionsscheine anschauen! Spaß beiseite 😉 Ruhig bleiben! Es bringt nichts nervös zu werden und sich gegebenenfalls von Nachrichten leiten zu lassen. Wenn einem das schwerfällt, einfach mal an die frische Luft gehen und etwas Abstand finden! Und noch einmal zurück zum Anfang: auch auf fallende Kurse kann man setzen!

Was hättest Du gerne schon früher gewusst?

Dass Börse gar keine Raketenwissenschaft ist und alle auch nur mit Wasser kochen! Wenn man sich den ein oder anderen Experten anhört, ist man schnell eingeschüchtert. Es wird mit Fachbegriffen nur so um sich geschmissen und einer weiß es besser als der andere. Im Ende darf man sich davon nicht aus der Bahn werfen lassen. Man sollte für sich selber einen individuellen Weg finden, wie man den besten Zugang zu den Themen kriegt.

Du bist auch oft auf Börsentagen. Was rätst Du Frauen, die sich noch nicht gut auskennen?

Grundsätzlich rate ich immer zu mehr Mut und dazu die Berührungsangst abzulegen. Wir Frauen zeichnen uns ja häufig durch Sorgfalt aus. Heißt, oft sind wir sicherlich durch eine umfangreiche Recherche besser informiert als der ein oder andere Mann. Der Unterschied ist nur, dass wir uns den Sprung ins (gar nicht so kalte) Wasser nicht trauen. Also einfach mal mutig sein und sich langsam an das Thema herantasten.
Ich sage gerne: Vielleicht beim nächsten Shopping-Trip ein Kleidungsstück weniger kaufen und das Geld einfach mal für ein erstes Investment am Kapitalmarkt nutzen. Übung macht die Meisterin!