Taiwan fordert Ende chinesischer Militäraktionen
TAIPEH/PEKING (dpa-AFX) - Nach mehreren Tagen verstärkter Sichtungen chinesischer Marineschiffe hat Taiwan China aufgefordert, seine militärischen Aktivitäten in den umliegenden Gewässern einzustellen. In einer Stellungnahme forderte das Außenministerium in Taipeh "die Behörden in Peking eindringlich auf, die militärische Einschüchterung und alle irrationalen Handlungen, die den regionalen Frieden und die Stabilität gefährden, sofort einzustellen".
Auch das Präsidialamt in Taiwan äußerte sich besorgt. Die Entsendung der Schiffe und Flugzeuge durch Peking stelle eine "ernsthafte Gefährdung der Sicherheit und Stabilität in der Indo-Pazifik-Region dar und habe weltweit Besorgnis ausgelöst", erklärte eine Sprecherin.
Mehr Militärschiffe als üblich unterwegs
Taiwan hatte nach eigenen Angaben seit Beginn der Woche eine große Präsenz chinesischer Militäreinheiten rund um die Inselrepublik sowie entlang der sogenannten "Ersten Inselkette" beobachtet. Damit ist die Meeresregion zwischen dem chinesischen Festland und einer Reihe von Inseln gemeint, die sich entlang der Ostküste Asiens erstreckt. Dazu gehören Japan, Taiwan, die Philippinen und Teile Indonesiens.
China hatte in der Vergangenheit wiederholt Militärübungen rund um Taiwan durchgeführt, hielt sich aber zu den Aktivitäten in dieser Woche bislang bedeckt. Zuletzt hatte es große Manöver im Mai nach der Amtseinführung von Präsident Lai Ching-te und im Oktober nach seiner Rede zum Nationalfeiertag gegeben. Auch nach dem Besuch der damaligen US-Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi in Taiwan im Jahr 2022 brachte China mit einer großangelegten Übung seinen Ärger zum Ausdruck.
Reaktion auf Reise des taiwanischen Präsidenten?
Ein Sprecher der chinesischen Regierung ging am Mittwoch nicht direkt auf die Vorwürfe Taiwans ein. "Wir werden die nationale Souveränität und die territoriale Integrität Chinas entschlossen verteidigen", erklärte ein Sprecher des Büros für Taiwan-Angelegenheiten.
Beobachter hatten in diesen Tagen mit einer chinesischen Reaktion auf die jüngste Auslandsreise des taiwanischen Präsidenten gerechnet. Lai hatte vergangene Woche Stopps auf Hawaii und Guam eingelegt, also auf US-Territorium. Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums und lehnt offizielle Kontakte Taiwans mit anderen Staaten strikt ab./jpt/DP/mis