OTS: Verband der Chemischen Industrie (VCI) / Bilanz der ...

13.12.24 10:58 Uhr

Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2024 / Kein Ende der

Durststrecke (FOTO)

Frankfurt/Main (ots) -

- Produktionsplus von 2 Prozent

- Umsatzrückgang: 2 Prozent auf 221 Milliarden Euro

- Prognose 2025: Stagnation bei Aufträgen und Umsatz

- Wirtschaftspolitischer Befreiungsschlag nach Neuwahlen nötig

Für die Chemie- und Pharmaindustrie nähert sich ein weiteres schwieriges Jahr

dem Ende. Mit Blick auf die anhaltende Rezession in der Industrie kommentiert

Markus Steilemann, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), die

Branchenbilanz: "Es ist eine trübe Bestandsaufnahme. Der einzige Lichtblick ist,

dass sich die rasante Talfahrt der letzten beiden Jahre nicht weiter fortgesetzt

hat."

Produktion hinkt Niveau der vergangenen Jahre hinterher

2024 verbuchte die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie ein Plus

von 2 Prozent - das ist weniger, als sich die Branche nach dem positiven

Jahresbeginn erhofft hatte. Insgesamt liegt der Output weit unter dem Niveau der

vergangenen Jahre: Die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie fiel

2024 rund 16 Prozent niedriger aus als 2018, die Chemie verzeichnete ein Minus

von 17 Prozent.

Aufträge waren Mangelware in diesem Jahr - und sie fehlen weiterhin. Die

Produktionsanlagen wurden 2024 im Schnitt nur zu 75 Prozent ausgelastet. Seit

nunmehr vier Jahren in Folge liegt die Chemie- und Pharmabranche damit deutlich

unter dem notwendigen Grundwert für einen rentablen Betrieb. Als Konsequenz

wurden in den vergangenen Monaten erste Anlagen dauerhaft geschlossen. Weitere

Stilllegungen werden wohl folgen.

Die Produktion chemischer Grundstoffe konnte in diesem Jahr um rund 8 Prozent

gesteigert werden. Jubel ist in diesem Zusammenhang verfehlt: Die

Grundstoffproduktion wurde in den Vorjahren um mehr als ein Viertel

zurückgefahren. Dies gilt auch für Polymere und Konsumchemikalien, deren

Produktionszahlen sich 2024 etwas langsamer erholten, um 4 beziehungsweise 2

Prozent. Bereits zum dritten Mal in Folge gab es einen Produktionsrückgang bei

den Herstellern der Spezialchemie - in diesem Jahr lag er bei 2 Prozent.

Die Pharmaproduktion meldet für 2024 ein Minus von 1,5 Prozent. Verantwortlich

dafür waren Lieferkettenprobleme, Kapazitätsengpässe und hohe Kosten am Standort

Deutschland. On top kam ein deutlicher Rückgang der Bestellungen aus Europa und

den USA hinzu.

Chemie und Pharma erwirtschafteten in diesem Jahr einen Umsatz von 221

Milliarden Euro (-2 Prozent). Das Minus im Auslandsgeschäft (139 Milliarden

Euro) beläuft sich auf 1 Prozent, die Verkäufe in Deutschland (82 Milliarden

Euro) sanken um 4 Prozent. Rückläufige Preise haben das Umsatzminus verstärkt.

Im Schnitt waren Chemikalien 2,5 Prozent günstiger als im Vorjahr.

Ausblick auf 2025

Der VCI erwartet für das nächste Jahr ein geringes Produktionsplus von 0,5

Prozent. Pharma wird voraussichtlich ein leichtes Plus (0,5 Prozent) erzielen,

der Chemiebereich stagnieren. Der Branchenumsatz wird wegen hoher Erzeugerpreise

und niedrigem Auftragsbestand erlahmen (0 Prozent). Die Branchenpreise könnten

leicht sinken (-0,5 Prozent).

Die VCI-Mitgliedsunternehmen zeigen sich in einer aktuellen repräsentativen

Mitgliederbefragung gespalten: Die Zuversichtlichen erwarten für den Sommer oder

Herbst 2025 einen Aufwärtstrend. Jedes zweite Unternehmen rechnet aber erst 2026

oder später mit einer Erholung der Nachfrage.

Mehr Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen erforderlich

Deutschland fällt in puncto Dynamik im internationalen Vergleich weiter zurück -

sowohl in der Gesamtwirtschaft als auch in der Industrie und in der Chemie. Laut

Sachverständigenrat liegt das Potenzialwachstum der Wirtschaft bei 0,4 Prozent

pro Jahr. Grund dafür ist die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, die unter hohen

Produktionskosten und einer wachsenden Bürokratie leidet.

Steilemann betont: "Die Politik redet zwar von Bürokratieentlastung. In der

Realität verstrickt sie uns aber in immer mehr kleinkarierte Regulierungen.

Daran ist aber nicht allein die Bundesregierung schuld. Das Epizentrum der

Bürokratie ist Brüssel. Die Kommission reguliert Europa in den Stillstand." Um

wieder wettbewerbsfähig zu werden, müssten deutsche Chemie- und

Pharmaunternehmen ihre Produktivität, Effizienz und Effektivität um 10 bis 30

Prozent steigern. Das hat kürzlich die Unternehmensberatung Boston Consulting in

einer vom VCI in Auftrag gegebenen Studie analysiert.

Innovationen und Investitionen sind nötig, um wieder auf die Erfolgsspur zu

kommen. Die aktuelle Lage und fehlende Perspektiven führen aber dazu, dass

Investitionsprojekte zum Teil auf Eis gelegt und Innovationsbudgets gekürzt

werden. Im Branchendurchschnitt fahren VCI-Mitglieder diese Budgets gerade in

Deutschland herunter. Im Gegenzug nehmen Investments im Ausland (USA, Asien und

Europa) bei knapp der Hälfte der VCI-Mitglieder zu.

2025 muss einen wirtschaftspolitischen Aufbruch bringen

Es gibt viel zu tun. Markus Steilemann fordert in diesem Kontext: "Berlin und

Brüssel müssen überzeugende Antworten für eine Reihe von dringenden

Herausforderungen finden. Es gilt, grüne Transformation und wirtschaftlichen

Erfolg in Einklang zu bringen."

Die Voraussetzungen für einen wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag sind gut:

Im Februar finden in Deutschland Neuwahlen statt. Die EU-Kommission will die

Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mitglieder stärken. Der VCI-Präsident appelliert

deshalb an die Politik: "Machen wir 2025 zum Jahr der Wirtschaftswende. Chemie

und Pharma sind bereit für den Aufbruch."

Mit folgenden Forderungen wendet sich der VCI an die kommende Bundesregierung:

- Wettbewerbsfähige Energiepreise: Die Stromgesamtkosten sind im internationalen

Vergleich zu hoch. Es fehlt an gesicherten Erzeugungskapazitäten, Speichern

und ausreichenden Stromnetzen.

- Bürokratie abbauen und Genehmigungen beschleunigen.

- Unternehmenssteuerreform mit deutlicher Absenkung der Steuerlast.

- Ausgaben priorisieren: Kein Einsparen bei Infrastruktur, Sicherheit und

Bildung. Neben der Schuldenbremse sind verbindliche Fiskalregelungen und eine

staatliche Vermögensrechnung nötig.

Fotos von der Pressekonferenz finden Sie ab 12:30 Uhr unter folgendem Link:

https://vci.canto.de/v/VCIJahrespressekonferenz2024 (https://eur03.safelinks.pro

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Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 2.300

Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher

Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft,

der Wissenschaft und den Medien. 2023 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI

rund 245 Milliarden Euro um und beschäftigten über 560.000 Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter.

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