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Neue Möglichkeiten – Robotik in der Industrie
Diese Möglichkeiten eröffnet Robotik in der Industrie
Bis es jedoch tatsächlich soweit ist, dürften mindestens noch ein paar Jahrzehnte ins Land gehen. Doch auch heute werden bereits immer mehr Roboter in der Industrie eingesetzt, denn ihre Anschaffungskosten fallen und die Vorteile, die sie mit sich bringen, sind groß.
Industrieroboter bestehen in der Regel aus einem oder mehreren Roboterarmen, die auch Manipulatoren genannt werden, und aus dem Werkzeug, das am Roboterarm angebracht wird, dem sogenannten Effektor. Hinzu kommen noch Steuerungseinheit und Sensoren. Da die Roboter als Standard-Grundgerät gekauft und dann über die Effektoren an spezifische Arbeitsanforderungen angepasst werden können, sind sie relativ vielseitig einsetzbar. Durch einen Wechsel der Effektoren und eine Neuprogrammierung können sie im Laufe ihres Lebenszyklus auch völlig unterschiedliche Aufgaben durchführen und so beispielsweise Werkstücke montieren oder anderweitig bearbeiten. In der Zukunft dürfte die Anpassungsfähigkeit von Robotern noch weiter steigen, so dass sie voraussichtlich auch in chaotischen Arbeitsumgebungen einsatzfähig sein werden, während sie jetzt noch kontrollierte und abgegrenzte Arbeitsräume benötigen.
Doch auch so bieten die Industrieroboter klare Vorteile für die Unternehmen, in denen sie eingesetzt werden. So wird beispielsweise die Produktivität durch sie erheblich erhöht, da die Roboter rund um die Uhr arbeiten können und keine Pausen benötigen. Auch Urlaubstage oder Ausfälle durch Krankheit müssen nicht mit eingeplant werden, so dass die Roboter insgesamt verlässlicher sind. Bei ihrer kontinuierlichen Arbeit ermüden sie, im Gegensatz zu menschlichen Arbeitern, auch nicht und stellen somit Güter in gleichbleibender, hoher Qualität her. Daneben können Roboter in manchen Industriezweigen, wie beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, laut einer Studie von McKinsey die Qualität von Produkten besser einschätzen als Menschen und sind auch sonst immer besser in der Lage, Produktionsfehler zu erkennen und zu beheben. Auch der Endkunde profitiert von diesen Faktoren, da die produzierten Güter dadurch qualitativ besser und gleichzeitig billiger werden könnten.
Mit dem steigenden Einsatz von Robotern sinkt auch der Bedarf an menschlichen Arbeitskräften. Abgesehen von den dadurch reduzierten Lohnkosten für die Unternehmen, müssen Menschen damit zum einen keine gefährlichen und gesundheitsschädlichen Tätigkeiten mehr durchführen und die Produktion muss zum anderen nicht mehr in Billiglohnländer ausgelagert werden, da auch die Tätigkeiten dieser Arbeitskräfte von Industrierobotern übernommen werden können. Die Produktion kann daher in Zukunft dort stattfinden, wo es für das Unternehmen logistisch gesehen am besten ist, wodurch wiederum der Speed to Market erhöht wird, was auch dem Endkunden zugutekommt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Unternehmen, die schon früh auf den Einsatz von Robotern setzen, gegenüber ihrer Konkurrenz einen Vorsprung in Sachen Qualität, Geschwindigkeit und Kosten herausfahren und damit eine bessere Marktposition erzielen können. Zu diesem Schluss kommt zumindest McKinsey. Vor allem im Bereich der Kosten muss hier aber die Einschränkung gemacht werden, dass es erst nach mehreren Jahren des erfolgreichen Einsatzes zu einer Kostenersparnis gegenüber der Produktion mit menschlichen Arbeitskräften kommt und das auch nur dann, wenn die Roboter bei der Produktion hoher Stückzahlen eingesetzt werden. Handelt es sich bei den hergestellten Produkten nur um kleine Stückzahlen oder gar Einzelstücke, ist die von Menschen durchgeführte Handarbeit immer noch kostengünstiger.
Hürden für den Einsatz von Robotern in der Industrie
Der Einsatz von Robotern in der Industrie hat jedoch auch Schattenseiten. So gibt es mehrere finanzielle, organisatorische und soziale Hürden, die den flächendeckenden Einsatz von Robotern in der Industrie verhindern oder zumindest erschweren dürften.
Zunächst einmal ist die Anschaffung von Industrierobotern noch immer sehr kostenintensiv, auch wenn die Preise in den letzten Jahren bereits gefallen sind. Der Preis für einen Industrieroboter schwankt je nach Ausführung und Anwendungsbereich zwischen mehreren 10.000 Euro und mehreren 100.000 Euro. Da in Unternehmen bei einer entsprechenden Umstellung natürlich mehr als nur ein Roboter benötigt wird, kann sich die Anschaffungssumme schnell auf mehrere Millionen Euro belaufen. Vielen Firmen dürfte das zu viel für die recht junge Technologie sein, deren Nützlichkeit und Effektivität erst noch ausreichend bewiesen werden muss.
Abgesehen von den Anschaffungskosten fallen auch noch weitere Kosten während des Lebenszyklus eines Industrieroboters an. So muss dieser regelmäßig gewartet und gelegentlich repariert werden. Die Kosten hierfür dürften die Kosten für die Wartung und Reparatur „normaler“ Maschinen übersteigen, da es sich bei Industrierobotern um sehr komplexe Konstruktionen handelt. Daneben müssen innerhalb eines Unternehmens auch die Arbeitsabläufe in der Fertigung für den Einsatz von Robotern angepasst und optimiert werden. Da dieser Prozess erst als abgeschlossen betrachtet werden kann, wenn die Fähigkeiten des Roboters voll ausgeschöpft werden, kann auch dies einen großen finanziellen und zeitlichen Aufwand mit sich bringen.
Daneben könnte der flächendeckende Einsatz von Industrierobotern auch gesellschaftlichen und politischen Widerstand hervorrufen, da durch sie eine große Zahl an Arbeitsplätzen wegfallen würden. Es werden zwar auch neue Arbeitsplätze geschaffen, allerdings in Bereichen wie dem Ingenieurwesen oder der Programmierung, wo andere und möglicherweise höhere Qualifikationen erforderlich sind. Arbeitskräfte, die rein körperliche Arbeit erledigen, würden dagegen kaum noch gebraucht. Dadurch dürfte die Arbeitslosenquote steigen. Auch das Wirtschaftswachstum könnte in Mitleidenschaft gezogen werden, da der Konsum durch die höheren Arbeitslosenzahlen sinken dürfte und viele Menschen gar nicht mehr im Stande wären, sich die von den Industrierobotern hergestellten Produkte zu leisten.
Wie bereits angesprochen, würden auf der anderen Seite dafür neue Arbeitsplätze für Experten im Umgang mit Robotern geschaffen werden, da die Industrieroboter weiterentwickelt, gewartet und bei der Arbeit überwacht werden müssten. Die Zahl dieser neuen Stellen würde zum einen aber nicht die Zahl der abgeschafften Stellen ausgleichen, da ein Ingenieur über mehrere Roboter wachen kann, die wiederum jeweils die Arbeit von mehreren Menschen übernehmen können, und zum anderen fehlt es in unserer Gesellschaft momentan an ausreichend qualifiziertem Fachpersonal. Bereits jetzt ist der Fachkräftemangel in der Industrie ein großes Problem, dass sich bei einer solchen Entwicklung weiter verschärfen könnte.
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