Nach Trump-Zöllen: Anlageexperte rät zu dieser "vergessenen" Gruppe von Aktien

13.03.2025 08:10:42

US-Präsident Donald Trump verunsichert mit seiner sprunghaften Zollpolitik die Märkte. Ein Experte rät Anlegern in diesem Umfeld zu Umschichtungen in ihren Depots - hin zu kleinen Unternehmen.

• Francis Gannon setzt auf Small-Cap-US-Unternehmen
• Der Experte verweist auf die zuletzt starke Konzentration auf Large-Cap-Aktien
• Kleinere Unternehmen vergleichsweise günstiger bewertet

Immer wieder erst beschlossene, dann verschobene Strafzölle sowie Androhungen von Gegenzöllen sorgen bei Anlegern für viel Unsicherheit und lassen zudem die Angst vor einer Rezession wachsen. Geschürt wurden solche Ängste ausgerechnet von Donald Trump, der gegenüber seinem Lieblingssender Fox News eine Rezession in diesem Jahr nicht ausschloss.

"Es ist eine Übergangsphase, denn was wir tun, ist sehr groß. Wir bringen Wohlstand zurück nach Amerika", äußerte sich der 78-Jährige zu diesem Thema und bereitete seine Landsleute aufgrund seiner Zoll- und Handelspolitik auf "ein wenig Unruhe" vor. An der Wall Street waren angesichts dessen zu Wochenbeginn kräftige Abschläge zu sehen.

Starke Konzentration an der Wall Street

"Das größte Risiko derzeit ist die Konzentration", analysiert Francis Gannon, Co-Chief Investment Officer bei Royce Investment Partners in New York, für "MarketWatch" die derzeitige Lage am US-Aktienmarkt. "Die Welt ist auf die obersten Marktsegment konzentriert".

Tatsächlich liegen die Bewertungen von Small-Caps im Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen unter oder im Einklang mit langfristigen Durchschnittswerten, wohingegen Large-Cap-Aktien teuer erscheinen. Um zu verdeutlichen wie stark die von ihm angesprochene Konzentration derzeit ist, wies Gannon darauf hin, dass die Unternehmen im Russell 2000 - dieser setzt sich aus den kleinsten 2.000 Unternehmen im Russell 3000 zusammen - Ende 2024 insgesamt gerade mal 4,7 Prozent des Russell 3000, der wiederum mit etwa 98 Prozent fast den gesamten US-Markt für öffentlich gehandelte Aktien abbildet, nach Marktkapitalisierung ausmachten. "Man müsste bis in die 1980er Jahre zurückgehen, um einen so kleinen Anteil der Small-Caps am Russell 3000 zu sehen. Der Durchschnitt liegt eher bei 8 Prozent", erklärte Gannon.

Francis Gannon empfiehlt Small Caps

Laut Gannon, der den 1,9 Milliarden Dollar schweren Royce Small Cap Fund PENNX managet, wurden Small-Cap-Aktien regelrecht "vergessen". Doch nun, wo sich Large-Cap-Aktien schwer tun, sieht er die Chance für kleine Unternehmen gekommen: "Wenn Sie diversifizieren möchten, selbst aus einer Risikoperspektive, sind Sie in diesem Moment mit Small-Cap-Aktien etwas besser aufgestellt", rät er Anlegern.

Beschleunigtes Gewinnwachstum

In Bezug auf die Gewinne bei Small-Cap-US-Unternehmen meint Gannon, dass diese "2024 einen Tiefpunkt erreicht zu haben scheinen". Für das laufende Jahr rechnet er mit einem beschleunigten Gewinnwachstum und begründet dies mit einer Reduzierung der Kreditkosten, da die US-Notenbank die kurzfristigen Zinssätze gesenkt hat. "Wir haben versucht, uns auf das Gewinnprofil der Small-Caps für die nächsten zwei Jahre zu konzentrieren, das besser sein dürfte als der Rest des Marktes", sagte Gannon.

Small Caps profitieren in der Regel stärker von Zinssenkungen als Large Caps, weil sie oft stärker auf Bankkredite angewiesen sind, wohingegen Large Caps eher Zugang zu Anleihen und anderen Finanzierungsmethoden haben. Hinzu kommt, dass Small Caps oftmals eine höhere Sensitivität gegenüber Konjunkturzyklen ausweisen. Zinssenkungen stimulieren die Wirtschaft, was zu einer höheren Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleistungen führen kann.

Fed sieht "keine Eile" bei der Anpassung von Zinsen

Nachdem die US-Währungshüter im Kampf gegen die hohe Inflation in den USA die Zinsen vorübergehend auf den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren angehoben hatten, leiteten sie im September 2024 die Zinswende ein und senkten zum ersten Mal seit Ausbruch der Coronapandemie ihren Leitzins. Seither folgten zwei weitere Zinssenkungen - zuletzt im Dezember. Im Januar 2025, bei ihrer ersten Sitzung seit Trumps Einzug ins Weiße Haus, beließ die Federal Reserve den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen können, in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent.

Auch in Bezug auf den künftigen Zinskurs ist die Fed zurückhaltend. "Da unser geldpolitischer Kurs nun deutlich weniger restriktiv ist als zuvor und die Wirtschaft stark bleibt, haben wir es nicht eilig, unseren geldpolitischen Kurs zu ändern", sagte Fed-Chef Jerome Powell Mitte Februar vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Dieses Zögern dürfte neben der hartnäckigen Inflation auch auf Trumps wirtschaftspolitische Pläne zurückzuführen sein, weil diese nach Einschätzung von Fachleuten zu einer steigenden Inflation führen könnten.

Small Caps - die Gewinner von Trumps Protektionismus?

"MarketWatch" hatte schon im Januar berichtet, dass Small-Cap-Aktien von der so genannten "Reshoring"-Renaissance profitieren könnten, was bedeutet, dass Unternehmen ihre Lieferketten zurückholen und Arbeitsplätze in der Fertigung in die USA zurückbringen. Die Rückkehr des verarbeitenden Gewerbes könnte kleineren Unternehmen "unverhältnismäßig" zugutekommen, da sie den Großteil ihrer Einnahmen im Inland erwirtschaften, im Gegensatz zu Megacap-Firmen, die viel stärker international engagiert sind, hatte damals Gregory Spiegel, Portfoliomanager im Small-Cap-Team bei Neuberger Berman gegenüber "MarketWatch" erläutert.

Redaktion finanzen.net

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