VW-Aktie dreht dennoch ins Plus: Volkswagen verzeichnet drastischen Gewinnrückgang

30.10.2024 20:20:00

Der kriselnde Volkswagen-Konzern hat im dritten Quartal wie erwartet einen massiven Gewinneinbruch erlitten.

Ein schwaches Branchenumfeld mit weniger Fahrzeugverkäufen sowie der angestoßene Kapazitäts- und Stellenabbau im Konzern sorgten für eine Milliardenbelastung. Auch schlugen höhere Fix- und erhebliche Umbaukosten unter anderem für das vor dem Aus stehende Brüsseler Werk der Tochter Audi zu Buche. Der Konzerngewinn nach Steuern sackte um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Die Resultate bestätigten klar die Notwendigkeit des Konzernumbaus, konstatierte Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer äußerte sich ähnlich: Zur geplanten VW-Restrukturierung in Deutschland gebe es angesichts der Zahlen keine Alternative.

Analysten fanden aber auch positive Aspekte. JPMorgan-Experte Jose Asumendi verwies auf einen ermutigenden Auftragseingang der Wolfsburger, vor allem im dritten Quartal. Für Stifel-Fachmann Daniel Schwarz fiel auch das operative Ergebnis angesichts der Ende September verkündeten jüngsten Gewinnwarnung besser aus als befürchtet.

Das operative Ergebnis rutschte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro ab. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro. VW hatte weltweit in den drei Monaten von Juli bis September rund 2,18 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren gut 7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die im September gesenkte Jahresprognose hielt das Management um Vorstandschef Oliver Blume aufrecht.

"Unsere Neunmonatsergebnisse spiegeln ein herausforderndes Marktumfeld wider und unterstreichen, wie wichtig die Umsetzung unserer konzernweit eingeleiteten Performanceprogramme ist", sagte Finanzchef Arno Antlitz. Anleger müssten für das laufende Jahr angesichts des Gewinnrückgangs mit einer schmaleren Dividende rechnen als zuletzt, sagte er in einer Telefonkonferenz.

VW hat an vielen Stellen zu kämpfen, unter anderem ist die Nachfrage nach Elektroautos infolge gekürzter Förderungen eingebrochen. In China ist der Wettbewerb insbesondere bei Elektroautos sehr hart. Vor allem die Massenmarken des Konzerns machen dem Management wegen hoher Kosten Sorgen. Vorstandschef Blume begründet damit auch den rigorosen Sparkurs, den das Management eingeschlagen hat. Milliarden sollen eingespart werden, um vor allem die renditeschwache Kernmarke VW Pkw wieder auf Trab zu bringen.

Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest schrumpfen, Zehntausenden Beschäftigten soll gekündigt werden. Auch empfindliche Gehaltseinbußen stehen im Raum. Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand angekündigt und fordern umfassendere Rezepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zum VW-Haustarif in Deutschland statt.

Wie das "Handelsblatt" unter Verweis auf Informationen aus Konzernkreisen berichtete, will der Vorstand den Großteil der Einsparungen über Lohnverzicht erzielen. Allein die vorgeschlagene Kürzung der Gehälter bei der Kernmarke VW um pauschal zehn Prozent würde demnach jährlich knapp 800 Millionen Euro einbringen. Über eine Streichung verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden würde sich der Betrag damit auf insgesamt etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr summieren.

Finanzchef Antlitz wollte zu den Sparplänen im Detail keine Stellung nehmen. Mit der Arbeitnehmerseite in den Tarifgesprächen habe man Vertraulichkeit vereinbart. Darüber, wie lange die Gespräche dauern, wollte er nicht spekulieren. Man müsse sich die Zeit nehmen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. "Von Volkswagen werden immer wieder Fahrzeuge im Einstiegssegment gefordert, insbesondere Elektrofahrzeuge", sagte der Manager. "Bezahlbare, wettbewerbsfähige Preise kann man aber nur anbieten, wenn man eine wettbewerbsfähige Kostenbasis hat."

Die Pkw-Geschäfte von Volkswagen stehen vor erheblichen Problemen. Die Kernmarke VW Pkw machte zwar im dritten Quartal mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch deutlich. Die entsprechende Umsatzrendite rutschte im Jahresvergleich von 2,4 auf 1,8 Prozent. "Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen", sagte Antlitz. VW-Markenchef Thomas Schäfer will mit Einschnitten bei den Kosten die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent heben.

Andere Konzernteile schwächeln ebenfalls. Die leichten VW Nutzfahrzeuge (VWN) rutschten im Quartal in die roten Zahlen. Seat blieb nur knapp im Gewinnbereich. Bei Audi sorgte die Rückstellung für das vor dem Aus stehende Werk in Brüssel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für ein Abrutschen der Profitabilität. Wie bereits bekannt, wurde die Renditeperle Porsche im Quartal von China-Schwäche und Modellwechseln gebremst. Im gesamten Pkw-Bereich fuhr Volkswagen nur noch eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent ein - ein Jahr zuvor lag sie noch bei 6,0 Prozent. Lichtblick war hingegen die Tochter Skoda.

Im Chinageschäft, dem einstigen Wachstumsmotor und Gewinngarant, blieben bei den dortigen Gemeinschaftsunternehmen für den VW-Konzern anteilig nur noch 378 Millionen Euro im dritten Quartal als Ergebnis hängen. Das war nur noch rund halb so viel, wie ein Jahr zuvor. In besseren Zeiten hatte VW in der Volksrepublik im Quartal regelmäßig Milliardenbeträge verdient. Für das gesamte Jahr geht VW nun noch von 1,6 Milliarden Euro Ergebnisbeitrag der chinesischen Joint Ventures aus, bisher waren 1,5 bis 2 Milliarden Euro für möglich gehalten worden.

Pkw-Marken bei Volkswagen stark unter Druck

Der Volkswagen-Konzern kommt angesichts der Branchenschwäche und den hohen Kosten bei vielen seiner Pkw-Marken zunehmend unter Druck. Die Kernmarke VW Pkw machte zwar im dritten Quartal mit 21,3 Milliarden Euro mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch um knapp 23 Prozent auf 375 Millionen Euro. Die entsprechende Umsatzrendite rutschte im Jahresvergleich von 2,4 auf 1,8 Prozent, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Bei der Kernmarke wollen Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer mit Einschnitten bei den Kosten die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent heben. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum.

Die Wolfsburger haben aber auch bei anderen Konzernteilen Probleme. Die leichten VW Nutzfahrzeuge (VWN) rutschten im Quartal mit einem operativen Verlust von 34 Millionen Euro in die roten Zahlen. Seat blieb mit 9 Millionen Euro Ergebnis nur knapp im Gewinnbereich. Bei Audi sorgte die Rückstellung für das vor dem Aus stehende Werk in Brüssel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für ein Abrutschen der operativen Marge von 7,3 auf 0,7 Prozent.

Wie bereits bekannt, wurde die Renditeperle Porsche im Quartal von China-Schwäche und von Modellwechseln gebremst. Die Stuttgarter erzielten nach 17,8 Prozent Marge im Autogeschäft ein Jahr zuvor diesmal nur noch 10,6 Prozent. Im gesamten Pkw-Bereich fuhr Volkswagen nur noch eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent ein - im Vorjahreszeitraum lag sie noch bei 6,0 Prozent.

Im Chinageschäft, dem einstigen Wachstumsmotor und Gewinngarant, blieben bei den dortigen Gemeinschaftsunternehmen für den VW-Konzern anteilig nur noch 378 Millionen Euro im Quartal als Ergebnis hängen. Das war nur noch rund halb so viel, wie ein Jahr zuvor. In besseren Zeiten hat VW hier im Quartal regelmäßig Milliardenbeträge verdient. Für das gesamte Jahr geht VW nun noch von 1,6 Milliarden Euro Ergebnisbeitrag der chinesischen Joint Ventures aus, bisher waren 1,5 bis 2 Milliarden Euro für möglich gehalten worden.

Zweite Tarifrunde mit IG Metall - Städte- und Gemeindebund kritisieren VW-Pläne

Bereits in der ersten Runde im September hatte der kriselnde Konzern die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen. Für die zweite Tarifrunde kündigte der Konzern nun "konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten" an.

Laut Betriebsrat fordert Volkswagen zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Daneben stehen auch Werkschließungen und ein Personalabbau im Raum. Der VW Haustarif gilt für rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten. Die Friedenspflicht bei Volkswagen läuft Ende November aus. Ab Dezember wären dann auch Warnstreiks möglich./fjo/DP/he

Städte- und Gemeindebund: VW-Pläne sind Alarmsignal für Deutschland

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt nach drohenden Werkschließungen vor Folgen der Krise bei Volkswagen. "Die Nachrichten, dass VW einen massiven Stellenabbau plant und Werke in Deutschland schließen wird, sind nicht nur für die Standortkommunen bei möglichen Werkschließungen drastisch, sondern auch für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland ein Alarmsignal", sagte Hauptgeschäftsführer, André Berghegger, der "Bild".

Die möglichen Werkschließungen könnten ernste Konsequenzen für die betroffenen Kommunen nach sich ziehen. "Es drohen massive Ausfälle bei der Gewerbesteuer sowie eine immense Schwächung des Standortes. Es drohen ein Dominoeffekt bei den Kommunalfinanzen und weitere Folgen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."

Seit Wochen ringen VW und Betriebsrat um mögliche Werkschließungen und Entlassungen. Laut Betriebsrat will der Konzern in Deutschland mindestens drei seiner bisher zehn Werke der Kernmarke schließen. An den übrigen Standorten solle die Kapazität sinken. Geplant seien auch betriebsbedingte Kündigungen, die bei VW seit 1992 ausgeschlossen waren.

VW-Finanzchef: Günstige Elektroautos gibt es nur bei wettbewerbsfähigen Kosten

Volkswagen-Finanzchef Arno Antlitz hat angesichts vergleichsweise hoher Kosten für Elektroautos für die Sparbemühungen des Konzerns geworben. "Von Volkswagen werden immer wieder Fahrzeuge im Einstiegssegment gefordert, insbesondere Elektrofahrzeuge", sagte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Mittwoch. "Bezahlbare, wettbewerbsfähige Preise kann man aber nur anbieten, wenn man eine wettbewerbsfähige Kostenbasis hat. Diese zukunftsfähige Kostenbasis müssen wir uns gemeinsam wieder erarbeiten." Details zu den anvisierten Sparplänen nannte Antlitz nicht, das Unternehmen habe Vertraulichkeit mit den Gesprächspartnern der Arbeitnehmerseite in den laufenden Tarifgesprächen vereinbart.

Volkswagen-Vorstandschef Oliver Blume hatte den Rotstift angesetzt und die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung in Deutschland aufgekündigt. Vor allem die renditeschwache Kernmarke VW Pkw steht im Fokus. Markenchef Thomas Schäfer will 2026 das Ziel einer operativen Marge von 6,5 Prozent schaffen, um Zukunftsinvestitionen finanzieren zu können. Im dritten Quartal lag die Umsatzrendite bei 1,8 Prozent.

Der Betriebsrat der Wolfsburger schlug Anfang dieser Woche Alarm. Demnach will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest schrumpfen, Zehntausende Beschäftigte könnten ihren Job verlieren. Auch empfindliche Gehaltseinbußen stehen im Raum.

Die Arbeitnehmer kündigten erbitterten Widerstand an und fordern umfassendere Konzepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zum VW-Haustarif statt.

Antlitz sagte, der kommende Klein-Elektrowagen ID.2 gehe 2026 an den Start. Die günstigste Version soll zu etwa 25.000 Euro angeboten werden. Das Auto könne für das Unternehmen zum "Gamechanger" werden, was günstige Elektroautos angehe. Zudem soll der ID.2 seinen Angaben zufolge das erste Batterieauto (BEV) von VW werden, das die ähnliche operative Marge abwerfe wie vergleichbare Verbrenner.

IG Metall stellt Bedingungen für weitere Gespräche mit VW

Im Streit um Werksschließungen hat die IG Metall VW zu offenen Gesprächen über die Zukunft aller Standorte aufgefordert. Das sei Voraussetzung für weitere Verhandlungen, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger zum Beginn der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg. Andernfalls, so drohte Gröger, werde die IG Metall "die weitere Eskalation planen müssen". Ab 1. Dezember seien Warnstreiks möglich.

Volkswagen hat bei der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg erstmals konkrete Details zu seinen Sparplänen genannt. Darin bestätigte VW-Verhandlungsführer und Marken-Personalvorstand Arne Meiswinkel unter anderem die Forderung, die Tariflöhne um zehn Prozent zu senken, wie beide Seiten nach gut sechs Stunden Verhandlung in Wolfsburg mitteilten. Zu möglichen Werksschließungen und Personalabbau machte Meiswinkel keine näheren Angaben.

Sorge um Werke und Arbeitsplätze

Im Verhandlungssaal habe VW noch zahlreiche weitere Punkte genannt, darunter die Senkung der Zahl der Ausbildungsplätze, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. "Diese Giftliste, die Volkswagen uns da vorgelegt hat, die ist relativ lang." Mit Blick auf die von VW geforderte Lohnsenkung sagte er: "Was Volkswagen hier präsentiert, wäre natürlich ein dreister Griff in den Geldbeutel der Beschäftigten und kein gangbarer Weg. Das sind keine Linien, die wir mitgehen können."

Zugleich begrüßte er, dass sich VW nun bereit zeige, über eine Zukunft aller Standorte ohne Werksschließungen und Massenentlassungen zu verhandeln. "Dieses grundsätzliche, wenn auch schwache Signal ist die Mindestbedingung gewesen, die das Unternehmen erfüllen musste, damit die IG Metall überhaupt noch am Verhandlungstisch bleibt. Anderenfalls hätten wir die Gespräche abgebrochen!" Ab 1. Dezember wären dann auch Warnstreiks bei Volkswagen möglich.

VW verteidigt geplante Einsparungen

Volkswagen sei "offen für jegliche zielführende Diskussion zur Erreichung des finanziellen Ziels", sagte VW-Verhandlungsführer Meiswinkel. Voraussetzung sei aber, dass die von VW gesteckten Einsparziele insgesamt erreicht würden. "Nur wenn wir gemeinsam Lösungen finden, unsere finanziellen Ziele zu erreichen, dann können wir uns auch konkrete Perspektiven für die deutschen Standorte und eine mögliche Beschäftigungssicherung vorstellen." Details sollen zunächst in drei Kommissionen besprochen werden. Am 21. November wollen VW und Gewerkschaft zur nächsten Tarifrunde zusammenkommen.

Zugleich verteidigte Meiswinkel den harten Sparkurs. "Die Lage spitzt sich weiter zu", sagte er vor dem Beginn der Gespräche. "In der Konsequenz müssen wir unsere Effizienz steigern und unsere Kosten senken." Denn, so Meiswinkel: "Nur wer erfolgreich wirtschaftet, kann auch sichere Arbeitsplätze bieten."

Die angeschlagene Kernmarke VW machte zwar im dritten Quartal mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch deutlich. "Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen", sagte Finanzchef Arno Antlitz mit Blick auf die schwache Umsatzrendite von nur noch 1,8 Prozent bei der Marke.

Cavallo fordert Zukunftskonzept

Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die für die IG Metall mit am Verhandlungstisch sitzt, dämpfte die Hoffnungen auf eine schnelle Einigung am Verhandlungstisch. Werkschließungen und Massenentlassungen seien nach wie vor nicht vom Tisch. "Dementsprechend warne ich auch davor, das als eine erste Annäherung zu interpretieren", sagte sie. "Denn heute ist allenfalls der Startschuss für einen Marathon gefallen, bei dem nun endlich beide Seiten verstanden haben, dass sie gemeinsam durchs Ziel müssen." Doch, so Cavallo weiter: "Jetzt liegt wenigstens etwas auf dem Verhandlungstisch - auch wenn das meilenweit von unseren Vorstellungen entfernt ist."

Cavallo hatte am Montag über Pläne von VW berichtet, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Der Konzern selbst hat die Angaben bisher nicht bestätigt. Der VW-Haustarif gilt für rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten.

Den Konzern fordert Cavallo auf, gemeinsam ein Zukunftskonzept für den Konzern zu erarbeiten. "Jede Krise ist immer gemeinsam mit dem Betriebsrat und der IG Metall gemeistert worden. Und genau diesen Weg möchten wir einschlagen." Auch der Betriebsrat verkenne nicht, "dass wir in einer schwierigen Lage sind". Dieser Situation wolle man auch Rechnung tragen. Cavallo fügte jedoch hinzu: "Da gehört sehr viel mehr dazu, als über Arbeitskosten und Fabrikkosten zu sprechen." Dazu sei der Konzern bisher aber nicht bereits.

Milliardeneinsparungen beim Lohn

Laut "Handelsblatt" soll allein der von VW geplante Lohnverzicht zwei Milliarden Euro an Einsparungen bringen. Knapp 800 Millionen bringe demnach die Gehaltssenkung um zehn Prozent, weitere 1,2 Milliarden kämen durch das Streichen verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden in den kommenden Jahren zusammen. Damit solle mehr als die Hälfte der insgesamt geplanten Einsparungen von knapp 3,6 Milliarden Euro allein über Lohnverzicht erzielen werden. Das Unternehmen äußerte sich bisher nicht dazu.

Volkswagen trotz Gewinneinbruch an DAX-Spitze

Die Vorzugsaktie von Volkswagen hat nach den Zahlen zum dritten Quartal ihre Schwäche zum Handelsauftakt am Mittwoch abgeschüttelt. Zeitweise setzte sie sich via XETRA mit rund zwei Prozent Plus an die DAX-Spitze. Doch da lauerte bereits ein für Händler wichtiger Widerstand in Form der 21-Tage-Durchschnittslinie, welche den kurzfristigen Trend der Aktie signalisiert und das Papier ausbremste. Bei 93 Euro und dann 97 Euro befinden sich zudem schon die nächsten Hürden, die mittelfristigen Trendlinien.

Letztlich ging es noch um 1,08 Prozent auf 89,88 Euro nach oben. Am Morgen allerdings war der Anteilsschein von VW noch bis auf 87,50 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 gefallen. Aktuell steht im Jahresverlauf ein Verlust von knapp 20 Prozent zu Buche, womit die Aktie zu den am schlechtesten gelaufenen zehn Titeln aller 40 DAX-Werte zählt.

Daniel Schwarz, Analyst bei der Investmentbank Stifel, sprach nach der Gewinnwarnung des Autobauers Ende September nun von einem "besser als befürchtet ausgefallenen dritten Quartal" sowie von soliden bereinigten Zahlen der Tochter Audi. So habe das operative Ergebnis der Konzerngruppe der durchschnittlichen Analystenschätzung entsprochen und über seiner eigenen Schätzung gelegen. Außerdem habe der freie Cashflow die Markterwartung deutlich übertroffen, wenngleich dies vor allem auf Veränderungen bei den Betriebsmitteln zurückzuführen sei.

Das dritte Quartal habe den Restrukturierungsbedarf des Autokonzerns klar verdeutlicht, kommentierte Jefferies-Analyst Philippe Houchois. Die vorgelegten Zahlen schienen konsistent mit den im September gesenkten und nun bestätigten Jahreszielen zu sein, schrieb er.

Ende September hatte der kriselnde Konzern erneut seine Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr eingedampft. Statt eines Anstiegs der Auslieferungen stellte das Management einen Rückgang auf nur noch rund 9 Millionen in Aussicht (VJ 9,2 Mio). Der zuvor angepeilte Umsatzanstieg um bis zu 5 Prozent war damit ebenfalls hinfällig und ebenso der Profitabilitätsausblick. Das operative Ergebnis des Gesamtjahrs 2024 wurde von Konzernchef Oliver Blume auf 18 Milliarden Euro taxiert, was eine Ergebnismarge von rund 5,6 Prozent bedeuten würde.

JPMorgan-Experte Jose Asumendi lobte einen starken Mittelzufluss in einem "Quartal, das durch Restrukturierungsbelastungen gekennzeichnet war". Er hob zudem hervor, dass der gesamte Auftragseingang in Westeuropa in den vergangenen neun Monaten um 9 Prozent zulegen konnte, wobei neue Modelle im zu Ende gegangen dritten Quartal 27 Prozent mehr Aufträge erhalten hätten als ein Jahr zuvor.

Hebestreit will Hilfen für VW weder signalisieren noch ausschließen

Um Staatshilfen für Volkswagen zuzusagen oder auszuschließen, ist es laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit noch "zu früh". "Natürlich gucken wir sehr genau auf die Situation des VW-Konzerns", sagte Hebestreit bei einer Pressekonferenz. "Der Bundeskanzler, aber auch andere Regierungsmitglieder sind in engem Austausch." Zur Frage, inwieweit die Bundesregierung bereit sei, Standortschließungen mit finanzieller Hilfe abzuwenden, sagte Hebestreit: "Ich glaube, es ist zu früh, deshalb haben wir gesagt, wir gucken uns die Situation an." Im Augenblick sei dies erst einmal etwas, das im Konzern miteinander diskutiert werden müsse. "Es ist zu früh, da seitens der Regierung irgendetwas zu signalisieren oder auszuschließen."

Dass sich die Politik dies sehr genau anschaue und die Bedeutung des Konzerns und die Menge der daran hängenden Arbeitsplätze dem Staat sehr bewusst sei, sei "vielleicht ein Signal", meinte der Regierungssprecher. "Aber ich würde da mehr im Augenblick nicht tun. Grundsätzlich ist es so, dass der Volkswagen-Konzern ein Unternehmen ist." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe immer wieder mit den Vorsitzenden von Konzernbetriebsrat und Vorstand sowie mit Aufsichtsratsmitgliedern gesprochen. "Und ansonsten beobachten wir die Situation. Im Augenblick ist es so, dass das eine sehr herausfordernde Situation für Volkswagen ist", sagte Hebestreit. Scholz habe darauf hingewiesen, dass einige der Schwierigkeiten von VW auch auf Managemententscheidungen zurückzuführen seien.

Auf eine Frage zu den jüngsten Geschäftszahlen von VW sagte Scholz' Sprecher, die Regierung äußere sich "grundsätzlich nicht zu einzelnen Unternehmen per se" und habe auch nicht diese nun veröffentlichten Zahlen zu kommentieren. "Gleichzeitig ist es aber so, dass alle deutschen Automobilfirmen vor erheblichen Herausforderungen stehen", hob er hervor. Sie ständen vor erheblichen Investitionen, der Übergang zur E-Mobilität gestalte sich schwieriger als gedacht. "In diesem Zusammenhang ist, glaube ich, auch die aktuelle Entwicklung bei Volkswagen zu sehen. Und neben den Zahlen, die Sie anführen, muss man natürlich auch auf die Perspektive gucken der nächsten Monate und Jahre."

Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums von Minister Robert Habeck (Grüne) betonte bei derselben Veranstaltung, es gehe um mehrere zehntausend Beschäftigte und ihre Familien, die ihre wirtschaftliche und teilweise auch ihre persönliche Existenz an ein Unternehmen in dem Vertrauen gebunden hätten, dass die Entscheidungen des Managements richtig seien und Fehler vermieden würden. "Bundesminister Habeck hat klar gesagt, dass es jetzt darauf ankommt, dort eine konstruktive Lösung zu finden zwischen Management und Betriebsrat, eine Lösung, bei der Standortschließungen auf jeden Fall vermieden werden", sagte Ministeriumssprecher Robert Säverin. "Und nur durch solch eine Lösung kann dieses jetzt angeschlagene Vertrauen wieder zurückgewonnen werden", hob er hervor.

FRANKFURT / WOLFSBURG / BERLIN (Dow Jones / dpa-AFX)

Bildquelle: iStock/RapidEye, Bocman1973 / Shutterstock.com, JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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