QIX Deutschland: RWE`s "grünes" Portfolio dürfte von neuer Bundesregierung profitieren
Angesichts des gestrigen Wahlausgangs zieht am Montag im Qualitäts-Index die Aktie von RWE um über 3,0 % an, und steht damit bei 30,10 Euro. Denn der Sieg der CDU/CSU und die mögliche Koalition mit der SPD dürfen ziemliche Auswirkungen auf den deutschen Energiemarkt und damit auf die künftigen Geschäfte des Versorgers haben. Zudem kam heute auch die US-Investmentbank Goldman Sachs mit einer Kaufempfehlung für RWE inklusive eines Kursziels von 39,00 Euro an die Öffentlichkeit. Geringere Investitionen und umfangreichere Aktienrückkäufe seien für eine Neubewertung nötig, schrieben die Analysten in einer Studie. Orsted, Naturgy und Centrica hätten die Kürzung der Investitionspläne bereits vorgemacht. Goldman Sachs hält bei RWE eine Kürzung sogar um ein Fünftel für möglich. Das Green-Tech-Unternehmen gilt aber trotz der jüngsten US-Windparkrisiken seit gestern Abend als potenzieller Gewinner einer neuen Regierungskoalition. Zwar hängt das genaue Maß künftiger Unterstützungen von der finalen Koalitionszusammensetzung ab. RWE sollten aber bei einer CDU/CSU-geführten Regierung insbesondere die anhaltenden Investitionen in den Netzausbau sowie flexiblere Erzeugungskapazitäten und die weitere Förderung der erneuerbaren Energien in die Hände spielen. Zumal das Management von RWE nach dem Aus der Atomkraftwerke immer wieder gefordert hatte, eine verlässliche Investitionsstrategie für künftige Gaskraftwerke in Deutschland vorzulegen. Die Pläne der alten Ampel-Regierung wurden diesbezüglich aber Ende 2024 auf Eis gelegt. Allerdings favorisiert hier die CDU/CSU sogenannte Kapazitätsmärkte (CM) für alle Erzeugungstechnologien.
Für RWE spricht nach dem Wahlausgang auch, dass die Christdemokraten die Investitionen in die Stromnetze attraktiver machen wollen, indem die Renditen auf EU-Niveau angehoben werden sollen. Dazu wird die neue Bundesregierung auch auf niedrigere Stromsteuern und Netzentgelte setzen. Alle diese Maßnahmen würden das Wachstum im Bereich "Erneuerbare Energien" unterstützen und wären daher positiv für das Erzeugergeschäft von RWE. Zwar hält die Union am bislang geplanten Kohleausstieg bis 2038 fest, fordert aber von den Versorgern Ersatzkapazitäten. Ein politisches Comeback der Kernenergie für Deutschland dürfte aber angesichts wirtschaftlicher und regulatorischer Hürden unter der CDU/CSU unrealistisch bleiben. Derzeit investiert RWE aber sehr viel Geld in den Ausbau des globalen Geschäfts rund um Erneuerbare Energien. Von 2024 bis 2030 will der Netzbetreiber sein "grünes" Portfolio sogar auf mehr als 65,0 GW ausweiten. Von der Unternehmensführung werden allerdings bis dahin rund 55,0 Mrd. Euro an weltweiten Investitionen veranschlagt. Zuletzt hatten sich für RWE jedoch die Risiken in den USA für Windprojekte auf See erhöht, da der neue US-Präsident Trump als Gegner der bisherigen Klimapolitik gilt, und staatliche Förderungen zurückfahren dürfte. Die Aktie bietet aber weiter über 3,0 % an Dividendenrendite, was durchweg attraktiv ist.
Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen.
Unter leichtem Abgabedruck stand in der Vorwoche im Qualitäts-Index die Aktie von Siemens Healthineers, die heute auch 0,9 % auf 55,15 Euro nachgibt. Dabei sorgt derzeit bei dem Medizintechnik-Spezialisten die Nachricht für Verunsicherung, dass die Muttergesellschaft Siemens, wie angekündigt, einen ersten Anteil an der Tochter im Umfang von 26,5 Mio. Aktien verkauft hat. Die Platzierung der Siemens Healthineers-Anteile bei institutionellen Anlegern brachte demnach einen Erlös von rund 1,45 Mrd. Euro. Mit diesem plant Siemens vor allem die Übernahme der US-Softwarefirma Altair zu finanzieren. Der an Siemens Healthineers noch immer von Siemens gehaltene Anteil sinkt dadurch aber nur von gut 75,0 auf 73,0 %. Wie der Mutterkonzern zudem mitteilte, wurde die Aktienanzahl dabei wegen der hohen Nachfrage zwischenzeitlich erhöht. Schon im Januar hatte Siemens kommuniziert, erstmals seit der Abspaltung Anteile von Siemens Healthineers in der Größenordnung von 5,0 % verkaufen zu wollen. Für die kommenden 3 Monate hat sich das Technologieunternehmen aber verpflichtet, keine weiteren Aktien abzugeben. Allerdings hatte der Finanzvorstand von Siemens jüngst sogar die Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers infrage gestellt, da sich der Konzern zunehmend auf seine Digitalgeschäfte konzentriert. Es gebe Synergien mit den übrigen Aktivitäten, sagte der Manager hierzu in einem Interview dem Handelsblatt. Aber sind sie groß genug, um 45,0 Mrd. Euro Kapitalallokation zu rechtfertigen? Natürlich nicht.
Bis zur finalen Entscheidung über eine Reduzierung der restlichen Siemens Healthineers-Anteile dürfte es aber noch etwas dauern. Wir bewerten die ökonomischen Möglichkeiten für die Siemens AG im Gesundheitswesen, so der Finanzchef weiter. Daraus werde man dann ableiten, wie instrumentell die Siemens Healthineers als eine Beteiligung dafür sind. Dem Siemens-Manager zufolge sollten die Überlegungen diesbezüglich bis zum Kapitalmarkttag Ende 2025 aber abgeschlossen sein. Der Anteil an Siemens Healthineers könnte aber zunächst wegen des milliardenschweren Altair-Zukaufs ohnehin nur auf 70,0 % gesenkt werden. Bei Siemens fordern Investoren aber schon seit längerem eine weitere Entflechtung, weshalb eine weitere Anteilsreduzierung an der Medizintechniktochter in diesem Jahr sehr wahrscheinlich ist. Für Siemens Healthineers wurden aber jüngst die Ziele für das Gesamtjahr (30.09) vom Vorstand bekräftigt, die ein Umsatzplus von 5,0 bis 6,0 % vorsehen. Rückenwind dürften dabei vor allem die Geschäfte in Amerika und den Regionen Asien, Pazifik und Japan liefern. Die Aktie notiert inzwischen auch nur noch mit einem KGV von 19, was im Vergleich zu den letzten Jahren als moderat gesehen werden kann.
Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an. Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.
Bildquelle: Traderfox