SAP-Aktie unter Druck: SAP-Aktie fällt vor Quartalszahlen
Anleger warten zudem auf die am Abend anstehenden Zahlen zum ersten Quartal des Softwarekonzerns. Die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit, die das unberechenbare politische Agieren von US-Präsident Donald Trump weltweit hervorruft, werde über kurz oder lang auch an den Walldorfern nicht spurlos vorbeigehen, schreiben Analysten.
Zum Handelsstart sank das SAP-Papier unter die immerhin noch leicht nach oben weisende 200-Tage-Linie, die den längerfristigen Trend signalisiert und bei rund 225,70 Euro verläuft. Diese viel beachtete charttechnische Trendlinie war vor zwei Wochen bereits - erstmals seit sehr langer Zeit - auf die Probe gestellt worden, hatte am Ende aber als Unterstützung gehalten.
Letztlich gab die SAP-Aktie via XETRA um 3,32 Prozent auf 218,50 Euro nach. Vom Rekordhoch der Aktie am 19. Februar bei 283,50 Euro ist inzwischen rund ein Viertel wieder weggebröckelt.
Am Ostermontag hatte eine verbale Attacke Trumps auf Notenbankchef Jerome Powell für den nächsten Kursrutsch an den US-Börsen gesorgt und besonders dem IT-Sektor zugesetzt.
Seit dem 2. April, als Trump ein horrendes Zoll-Paket bekannt gab, seien die von ihm beobachteten Aktien aus dem europäischen Software- und IT-Dienstleistungsbereich im Schnitt um 7 Prozent gefallen, schrieb UBS-Analyst Michael Briest in einer aktuellen Sektorstudie. Seit Trump im Amt sei, belaufe sich das Minus auf im Durchschnitt 9 Prozent.
Für SAP sieht der UBS-Experte zwar keine direkten Auswirkungen durch Zölle, aber indirekte. Er verweist darauf, dass etwa die 90-tägige Zollaussetzung keine echte Erleichterung sei. Sie berge vielmehr das Risiko eines Quartals der Unentschlossenheit und des Zögerns, denn viele SAP-Kunden seien in Branchen tätig, die von den Zöllen betroffen sein könnten, schrieb er in seinem jüngst veröffentlichten Ausblick auf die SAP-Zahlen zum ersten Quartal.
Auch Analyst Knut Woller von der Baader Bank hob die indirekten Auswirkungen auf das Geschäft von SAP durch die angekündigten US-Zölle hervor und erklärte, dass Kunden der Walldorfer wegen möglicher Zölle gezwungen sein könnten, ihre IT-Ausgaben zu kürzen.
Nach den Aufträgen und der Restrukturierung im vergangenen Jahr ist SAP laut Charles Brennan vom Investmenthaus Jefferies mit Blick auf das erste Quartal zwar ein "relativ sicherer Hafen", doch auch Brennan ist vorsichtig. Technologieausgaben seien zyklisch, schrieb er. Zwar würden bestehende Verträge nur selten gekündigt, Kunden könnten aber neue Geschäftsentscheidungen verschieben. Je länger die konjunkturelle Unsicherheit anhalte, desto größer werde das Risiko. Entsprechend naiv sei es zu glauben, dass SAP einem anhaltenden Abschwung gegenüber immun bleiben könnte.
Außerdem: Der Rückenwind, den SAP bislang durch Wechselkurseffekte genossen hat, ist spürbar abgeflaut. Trotz der Überzeugung, dass SAP an diesem Abend starke Zahlen berichten wird, machten Brennan und UBS-Experte Briest beim Ausblick auf das Gesamtjahr Abstriche.
Briest rechnet damit, dass das Management die Jahreszielspannen für Umsatz und operatives Ergebnis bestätigen wird. Die Prognose eines währungsbedingten Anschubs für den Umsatz in Höhe von 200 Basispunkten und 400 Basispunkten für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern in diesem Jahr dürften sich jedoch verflüchtigen, schrieb er.
Jefferies-Analyst Brennan hatte in seinem Anfang April vorgelegten Ausblick auf die Quartalszahlen die Schätzungen wegen der Wechselkursveränderungen um 2 Prozent gesenkt. Er rechnet damit, dass der Konsens, also die durchschnittliche Analystenschätzung, ebenfalls in Kürze deshalb etwas sinken werde. Vor dem zunehmend unsichereren Hintergrund geht er aber dennoch davon aus, dass die Zahlen von SAP "zu den stabilsten der Branche zählen werden".
Europas größter Softwarekonzern SAP legt an diesem Abend nach dem US-Börsenschluss seine Quartalsbilanz vor. Erwartet wird allgemein ein deutliches Ergebnisplus, angetrieben von einem weiterhin starken Cloud-Wachstum.
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FRANKFURT (dpa-AFX)
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