Leitzins gesenkt: Bank of England passt Geldpolitik wie erwartet an
Er werde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 Prozent reduziert, teilte die Bank of England am Donnerstag nach ihrer geldpolitischen Sitzung in London mit. Bankvolkswirte hatten überwiegend mit dieser Entscheidung gerechnet.
Von den neun Mitgliedern im geldpolitischen Ausschuss sprachen sich sieben für eine Zinssenkung um 0,25 Punkte aus. Zwei Mitglieder waren für eine deutlichere Reduktion um 0,50 Punkte. Das britische Pfund geriet nach der Entscheidung zu US-Dollar und Euro unter Druck. Die Renditen von britischen Staatsanleihen sind gegen den Trend in Europa etwas gefallen. Der Aktienmarkt in London legte merklich zu.
Im August hatte die Notenbank erstmals seit der großen Inflationswelle die Zinsen gesenkt. Seitdem wurden sie um 0,75 Punkte reduziert. Im Dezember hatte die Bank of England die Zinsen allerdings nicht angetastet.
Die Inflation in Großbritannien hatte sich zuletzt als hartnäckig erwiesen. Im Dezember war die Jahresrate aber leicht auf 2,5 Prozent gefallen. Das Inflationsziel der Bank of England liegt bei zwei Prozent. Allerdings war auch die stark beachtete Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) gesunken. "Dadurch bestand Spielraum für die BoE, zumal auch die Stimmungslage bei den Unternehmen durchwachsen ist", kommentierte Ulrich Wortberg, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen. "Noch sind die Jahresraten der Preisentwicklung erhöht."
Die Inflation dürfte laut der BoE im dritten Quartal bis auf 3,7 Prozent steigen und sich dann wieder abschwächen. Bisher hatten die Währungshüter in der Spitze nur mit 2,8 Prozent gerechnet. Gleichzeitig senkte die Notenbank ihre Wachstumsprognose.
"Für viele wird es eine willkommene Nachricht sein, dass wir in der Lage waren, die Zinsen erneut zu senken", sagte Gouverneur Andrew Bailey. "Wir werden die britische Wirtschaft und die globalen Entwicklungen sehr genau beobachten und bei weiteren Zinssenkungen schrittweise und vorsichtig vorgehen."
"Nach unsere Prognose wird die Bank of England bis Jahresende 2025 ihren Leitzins auf 3,75 Prozent herunterschleusen", schreibt Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. "Hierfür spricht neben dem Inflationsausblick auch die schlichte Tatsache, dass die Leitzinsen im Vereinigten Königreich im Vergleich zu anderen Industriestaaten noch recht hoch sind." Die schwache Wirtschaft könne nicht für diese vergleichsweise hohen Zinsen herangezogen werden. "Die britische Wirtschaftsleistung stagnierte im dritten Quartal 2024, und für das Schlussquartal wird ein kleines Minus erwartet", schreibt Chlench.
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LONDON (dpa-AFX)
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