QIAGEN-Aktie dennoch tiefrot: Nachfrage 2024 erholt sich
Dabei schlug sich der Konzern im Schlussquartal etwas besser als gedacht.
"Unser solides Umsatzwachstum im zweiten Halbjahr 2024 spiegelt unsere Pläne für weiteres starkes Wachstum in 2025 wider", sagte Konzernchef Thierry Bernard zur Zahlenvorlage am Mittwochabend. QIAGEN sei weiterhin gut aufgestellt, "um unsere Ziele für 2028 für profitables Wachstum zu erreichen", ergänzte Finanzchef Roland Sackers.
Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist habe im vergangenen Quartal die Erwartungen an das organische Wachstum übertroffen, schrieb UBS-Analyst Dan Leonard in seiner ersten Reaktion. Auch die bereinigte operative Ergebnismarge liege ein wenig über seiner Schätzung. Die angepeilte Wachstumsrate für das laufende Quartal liege trotz niedriger Vergleichswerte aus dem Vorjahr unter den Prognosen, was wohl auf eine nur allmähliche Erholung im Konsumgütergeschäft sowie den anhaltenden Herausforderungen bei den Investitionen geschuldet sei. Doch die Jahresziele deuteten auf eine Beschleunigung in den folgenden Quartalen hin, ergänzte der Experte.
QIAGEN bietet unter anderem Probentechnologien, den Tuberkulosetest Quantiferon und diverse Diagnostikgeräte für Labore an. Nach einem zunächst schwachen ersten Halbjahr 2024 lichteten sich für das Unternehmen die Aussichten. Im gesamten vergangenen Jahr kletterte der Umsatz dadurch im Vergleich um ein Prozent auf knapp 1,98 Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro), wie der DAX-Konzern mitteilte. Etwas stärker mit plus zwei Prozent zog der Umsatz im Schlussquartal an, dabei profitierte der Konzern von einem stark anziehenden Geschäft mit Diagnostiklösungen, insbesondere mit Quantiferon.
An das Erlösplus aus dem Vorquartal reichte QIAGEN aber in den drei Monaten von Oktober bis Dezember nicht mehr heran, denn bremsend wirkte sich unter anderem die weiterhin große Kaufzurückhaltung der Kunden bei Instrumenten aus. Belastend hinzu kam der Wegfall einiger Produkte. Dazu gehört etwa Testsystem Neumodx, das QIAGEN mangels Lukrativität einstellt. QIAGEN-Chef Bernard sprach vor diesem Hintergrund von einer "soliden Leistung" im letzten Jahresviertel und zeigte sich auch mit den Resultaten im Gesamtjahr zufrieden.
Das bereits im Jahresverlauf beschlossene Aus für das Diagnostikgerät Neumodx wirkte sich hingegen günstig auf die Profitabilität aus - QIAGEN profitierte aber auch von Effizienzgewinnen: Die bereinigte operative Marge legte dadurch im Gesamtjahr 2024 um 1,8 Prozentpunkte auf 28,7 Prozent zu. Unter dem Strich musste QIAGEN wegen höherer Kosten - auch für seine Restrukturierung - allerdings einen Gewinnrückgang um 76 Prozent auf 84 Millionen Dollar hinnehmen.
Laut QIAGEN dürfte sich das "solide Wachstumstempo im zweiten Halbjahr" auch 2025 fortsetzen. Das Management erwartet ein Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen von etwa vier Prozent und einen weiteren Anstieg der bereinigten operativen Marge um 1,5 Prozentpunkte auf mehr als 30 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll abseits der Wechselkurse auf mindestens 2,28 Dollar anziehen. Im vergangenen Jahr war diese Kennziffer nominal um 5 Prozent auf 2,18 Dollar geklettert, währungsbereinigt waren es 6 Prozent auf 2,20 Dollar gewesen. Damit fiel der Wert wie von Analysten erwartet aus.
Für das erste Quartal 2025 stellt sich QIAGEN derweil auf noch etwas weniger Wachstum ein als im Gesamtjahr. Gerechnet wird mit einem Umsatzplus zu konstanten Währungen von 3 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf mindestens 0,50 Dollar klettern, nach 0,46 Dollar vor einem Jahr.
QIAGEN-Aktie rutscht nach Quartalszahlen ab
Die Börse zeigte sich indes nicht überzeugt. Die Aktien von QIAGEN haben am Donnerstag nach Quartalszahlen deutlich verloren. Zeitweise notieren die Papiere im XETRA-Handel 3,0 Prozent im Minus bei 40,64 Euro.
Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist habe im vergangenen Quartal die Erwartungen an das organische Wachstum übertroffen, schrieb UBS-Analyst Dan Leonard in seiner ersten Reaktion. Auch die bereinigte operative Ergebnismarge liege ein wenig über seiner Schätzung. Die angepeilte Wachstumsrate für das laufende Quartal liege aber trotz niedriger Vergleichswerte aus dem Vorjahr unter den Prognosen, was wohl auf eine nur allmähliche Erholung im Konsumgeschäft sowie den anhaltenden Herausforderungen bei den Investitionen geschuldet sei.
QIAGEN hatte im Januar sogenannte synthetische Aktienrückkäufe bekanntgegeben, die Ende Januar umgesetzt werden sollten.
QIAGEN-CFO sieht bei besserem Marktumfeld Chancen für mehr Wachstum
QIAGEN-Finanzvorstand Roland Sackers sieht Chancen, das angepeilte Wachstum im Kerngeschäft von vergleichbar 5 Prozent für 2025 noch übertreffen zu können. Einige Märkte seien derzeit sehr volatil, sagte der Manager in einer Telefonpressekonferenz und verwies auf China und die USA.
In den Vereinigten Staaten seien vor allem die Kunden im öffentlichen Bereich nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump angesichts der täglich neuen Anordnungen etwa im Hinblick auf Forschungs- und Fördermittel verunsichert. Das halte durchaus einige Kunden davon ab, gerade langfristig, "also beispielsweise in ein Gerät, zu investieren", sagte Sackers. Etwa weil sie nicht wüssten, ob das Geld später reiche, um die Verbrauchsmaterialien in den nächsten Jahren zu bezahlen.
"Ich glaube, das ist eine Unsicherheit, die besteht", sagte Sackers. Er gehe aber davon aus, dass sich das im Laufe der Zeit stabilisieren und normalisieren werde. "Dann glaube ich schon, dass wir die Möglichkeit haben, da besser und schneller zu wachsen", so Sackers.
Für das erste Quartal sehe er keine größeren Auswirkungen auf QIAGEN. Der Testspezialist hatte am Mittwoch das Ziel ausgegeben, 2025 im vergleichbaren Kerngeschäft, also bereinigt um kürzlich eingestellte Produkte, währungsbereinigt um 5 Prozent zu wachsen. Das entspricht der Rate des zweiten Halbjahres 2024. Zugleich soll die operative Marge 2025 um 150 Basispunkte auf über 30 Prozent steigen.
QIAGEN macht knapp die Hälfte seines Umsatzes in den USA und weniger als 5 Prozent in China.
Schwer abzuschätzen seien die Folgen möglicher US-Zölle auf Importe aus Europa. Denn in Deutschland werde auch für den US-Markt produziert, so Sackers.
VENLO/HILDEN/FRANKFURT(dpa-AFX)
DOW JONES
Bildquelle: Dennis Diatel / Shutterstock.com, QIAGEN