Übernahmefantasien am Ölmarkt: BP-Aktie rückt ins Visier von Shell und Co.

22.04.2025 23:20:00

Der britische Ölkonzern BP steht nach einer strategischen Kehrtwende plötzlich im Fokus internationaler Großkonzerne. Kommt es zur Mega-Fusion mit Shell, Exxon oder Chevron?

• Strategiewechsel: BP setzt wieder auf Öl und Gas statt erneuerbare Energie
• Shell, Exxon und Chevron als potenzielle Käufer im Gespräch?
• Investoren erhöhen Druck

Der britische Energiekonzern BP steht aktuell im Zentrum intensiver Übernahmespekulationen. Nach einer strategischen Neuausrichtung und jahrelanger Underperformance im Vergleich zu Branchenkollegen gilt der Öl-Multi nun wohl als ein Top-Kandidat für eine Übernahme oder Fusion. Brancheninsider und Analysten diskutieren bereits, ob ein Blockbuster-Mega-Deal bevorsteht - etwa mit Shell, ExxonMobil oder Chevron.

BP im Visier der Großkonzerne: Strategiewechsel sorgt für Bewegung

Der Hintergrund: BP durchlebt derzeit eine tiefgreifende Transformation. Nachdem der Konzern jahrelang auf erneuerbare Energien gesetzt hatte, vollzog er im Februar 2025 eine überraschende Kehrtwende. CEO Murray Auchincloss kündigte an, die Investitionen in grüne Energie drastisch zu kürzen und stattdessen den Fokus wieder verstärkt auf das Kerngeschäft mit Öl und Gas zu legen. Das Ziel: Verlorenes Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Der Strategiewechsel ziehe bereits "signifikantes Interesse" an den Nicht-Kerngeschäften auf sich, erklärte Auchincloss.

Trotz des Schwenks liegt der Börsenwert von BP mit rund 73,86 Milliarden US-Dollar deutlich unter dem der Konkurrenten (Stand: 21. April 2025). Die niedrige Bewertung hat womöglich das Interesse potenzieller Käufer geweckt.

Shell, Exxon oder Chevron: Wer wagt den Schritt?

Besonders der britische Mitbewerber Shell sowie die US-amerikanischen Ölriesen ExxonMobil und Chevron werden als mögliche Interessenten genannt. Auch wenn sich keines der Unternehmen bislang offiziell äußern wollte, halten Analysten eine Übernahme grundsätzlich für realistisch.

"BP ist definitiv ein potenzielles Übernahmeziel - daran besteht kein Zweifel", sagte Maurizio Carulli, Analyst bei Quilter Cheviot, im Gespräch mit CNBC. Er sieht die Diskussion um eine mögliche Shell-BP-Fusion im Kontext einer umfassenden Konsolidierung im Rohstoffsektor: "Besonders im letzten Jahr dachten viele Unternehmen, dass Kaufen besser sei als Bauen." Auch der renommierte Analyst Allen Good von Morningstar erklärte gegenüber CNBC: "Sag niemals nie, oder? Ich glaube, selbst Exxon und Chevron führten Gespräche während der Pandemie - das wäre damals noch viel unwahrscheinlicher gewesen."

Chevron könnte laut Carulli insbesondere dann aktiv werden, wenn die angestrebte Übernahme von Hess scheitert. Allerdings wies Good darauf hin, dass BP nicht das gleiche Wachstumspotenzial wie Hess biete: "Man könnte sich ein Szenario vorstellen, in dem Chevron BP übernimmt, viele Kosten streicht […] aber das löst nicht die Wachstumsprobleme außerhalb des Permian-Beckens."

Eine mögliche Fusion mit Shell steht ebenfalls zur Diskussion, dürfte aber auf regulatorische Hürden stoßen. Carulli betont gegenüber CNBC, dass ein solcher Deal kartellrechtlich problematisch sein könnte. Zudem verfolge Shell unter CEO Wael Sawan eine klare Strategie der Kapitaldisziplin, die eine aggressive Expansion erschweren dürfte.

BP-Aktie im Blick: Druck durch Investoren wächst

Unterdessen wächst der Druck durch Investoren. Der US-Hedgefonds Elliott Management hat sich Berichten zufolge mit fast 5 Prozent bei BP eingekauft - laut Experten ein klares Signal, dass aktivistische Investoren auf Veränderungen drängen. Der Investor "Follow This" kritisierte Ende Februar 2025 öffentlich BPs Strategie-Umschwung und sprach sich gegen die Wiederwahl des Vorsitzenden Helge Lund aus.

Der renommierte Analyst Michele Della Vigna von Goldman Sachs bezeichnet BPs Strategie-Reset laut CNBC als "sehr klug", räumte jedoch ein, dass der Schritt für einen aktivistischen Investor möglicherweise nicht weit genug ging. Er sieht aber weiteres Potenzial: "Ich sehe drei wesentliche Optionen in BPs Portfolio, die für jeden aktivistischen Investor interessant wären", sagte er gegenüber CNBC. Dazu zählen laut Della Vigna: Die Rosneft-Beteiligung, von der sich BP nach dem russischen Angriff auf die Ukraine trennte. Das lukrative Tankstellen- und Marketinggeschäft, das deutlich höher bewertet werden könnte als der Gesamtkonzern. Und BPs starke Präsenz in den USA, wo rund 40 Prozent des Cashflows generiert werden.

"BP ist das am stärksten US-exponierte Unternehmen unter den großen Ölkonzernen", so Della Vigna. Angesichts der vergleichsweisen niedrigen Bewertung britischer Aktien wäre eine Verlagerung des Hauptsitzes oder eine transatlantische Fusion aus seiner Sicht durchaus überlegenswert.

BP vor Mega-Deal? Übernahmespekulationen nehmen zu

Noch ist unklar, ob es tatsächlich zu einem Deal kommt - doch laut Experten verdichten sich die Zeichen. Analysten halten eine Übernahme für denkbar, sowohl aus strategischer Sicht als auch aufgrund des anhaltenden Drucks von Aktionären. Ob Shell, Chevron oder ein anderer Player den ersten Schritt wagt, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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