Neuer Hoffnungsträger für Apple-Aktie: Wie Alibaba bei der China-Wende helfen soll
• Apples China-Absatz unter Druck
• Neue strategische Partnerschaft mit Alibaba könnte das Blatt wenden
• Analysten sind optimistisch
China-Absatz macht Apple Schwierigkeiten
Apple hat das erste Geschäftsquartal des Fiskaljahres 2025 mit einem soliden Gewinnanstieg abgeschlossen. Der Gewinn je Aktie stieg auf 2,40 US-Dollar - nach 2,19 US-Dollar im Vorjahr - und lag damit über den Erwartungen der Analysten, die mit 2,35 US-Dollar gerechnet hatten. Insgesamt erzielte der Konzern einen Quartalsgewinn von 36,3 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von sieben Prozent entspricht.
Auch beim Umsatz konnte Apple zulegen: Die Erlöse stiegen im traditionell starken Weihnachtsquartal von 119,58 Milliarden US-Dollar auf 124,3 Milliarden US-Dollar und entsprachen damit weitgehend den Prognosen. Analysten hatten im Vorfeld einen Umsatz von 124,27 Milliarden US-Dollar erwartet. Sorgen bereitete jedoch der chinesische Markt: Dort sanken die Umsätze um elf Prozent auf 18,5 Milliarden US-Dollar - ein Rückgang, der unter den Analystenerwartungen lag.
Apple steht in China zunehmend unter Druck durch heimische Konkurrenten. CEO Tim Cook zeigte sich dennoch vorsichtig optimistisch und verwies auf mögliche positive Effekte durch staatliche Konjunkturmaßnahmen.
Der iKonzern kämpft mit dem zunehmenden Wettbewerbsdruck im chinesischen Markt - insbesondere durch Huawei, Xiaomi und Vivo. Huawei hat zuletzt mit seinem neuen Smartphone-Modell Mate 60 Pro erfolgreich Marktanteile zurückgewonnen und sich als führender Anbieter im Bereich KI-gesteuerter Geräte etabliert. Während chinesische Verbraucher lange Zeit iPhones wegen ihrer technologischen Überlegenheit bevorzugten, holen heimische Hersteller nun durch eigene Innovationen deutlich auf.
KI-Initiative mit Alibaba?
Apple plant nun, seine neuen KI-Funktionen unter dem Namen "Apple Intelligence" bis Mitte 2025 auch in China verfügbar zu machen. Um jedoch die dortigen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, arbeitet der US-Konzern mit dem chinesischen Tech-Unternehmen Alibaba zusammen. In anderen Märkten hat Apple seine KI-Dienste bereits eingeführt, doch in China war der Start bislang durch strenge Datenschutz- und Cybersicherheitsvorgaben sowie das Fehlen eines lokalen Cloud-Partners verzögert worden.
Da ausländische Cloud-Dienste in China strikten Einschränkungen unterliegen, benötigt Apple eine alternative Infrastruktur zur Datenspeicherung und -verarbeitung. Die Kooperation mit Alibaba, das über eine leistungsfähige und gesetzeskonforme Cloud-Plattform verfügt, schaffe nun die Grundlage für die Umsetzung. Vorangegangen war eine Prüfung möglicher Partnerschaften, unter anderem mit Baidu und Tencent. Letztlich entschied sich Apple jedoch für Alibaba - nicht zuletzt wegen dessen internationaler Ausrichtung und technischer Kapazitäten im Bereich künstlicher Intelligenz.
Alibaba-Deal könnte das Blatt für Apple wenden
Alibaba hat außerdem kürzlich ein neues KI-Modell vorgestellt, das möglicherweise auch für Apple von strategischem Nutzen sein könnte, wie Barron's erklärt. Das Modell mit dem Namen "Qwen2.5-Omni-7B" sei multimodal und könne Text, Bilder, Audio und Video verarbeiten sowie in Echtzeit auf Sprach- und Texteingaben reagieren. Mit sieben Milliarden Parametern sei es vergleichsweise kompakt und damit potenziell auf Smartphones einsetzbar - auch ohne ständige Verbindung zu einer Cloud. Das mache es besonders interessant für die Integration auf iPhones in China.
Apple wartet seinerseits derzeit auf die behördliche Genehmigung für die Partnerschaft mit Alibaba, um seine eigene KI-Plattform "Apple Intelligence" auch auf Geräten anzubieten, die in Festlandchina verkauft werden. Gleichzeitig verzögern sich Apples KI-Upgrades für Siri außerhalb Chinas, was das Umsatzwachstum weiter belastet.
Für Alibaba wiederum ist das neue Modell auch ein Mittel, um sich gegen nationale KI-Konkurrenten wie DeepSeek zu behaupten und mit westlichen Tech-Konzernen mitzuhalten. Das Unternehmen plane, in den kommenden drei Jahren umgerechnet rund 52,4 Milliarden US-Dollar in Cloud- und KI-Infrastruktur zu investieren.
Analysten äußern Zuversicht
Auch laut den Analysten der Investmentbank Wedbush rund um Daniel Ives habe Apple mit der geplanten Kooperation mit Alibaba möglicherweise die entscheidende Hürde für die Umsetzung seiner KI-Pläne in China genommen. Bisher galt der chinesische Markt als das fehlende Puzzlestück in Apples globaler KI-Strategie - nun scheint eine Lösung gefunden zu sein.
"Apple steckt mit seiner KI-Strategie für China fest, bis ein Technologiepartner offiziell grünes Licht aus Peking bekommt", erklärt Ives laut Investing.com. Nun habe sich Alibaba als bevorzugter Partner etabliert, um Apple Intelligence im für Apple bedeutendsten asiatischen Markt einzuführen. Für den Konzern kommt dieser Schritt laut Wedbush zur rechten Zeit: Rund 100 Millionen der insgesamt 200 Millionen iPhones in China gelten als bereit für ein Upgrade. Nach zuletzt spürbaren Marktanteilsverlusten an Huawei könnte Apple mit den neuen KI-Funktionen im iPhone 16 sowie dem für September erwarteten iPhone 17 nun wieder Boden gutmachen.
Die Analysten sehen in der Partnerschaft mit Alibaba den Beginn einer umfassenden KI-Offensive. "Apple steht erst am Anfang, aber langfristig werden rund 25 Prozent der Weltbevölkerung KI über ein Apple-Gerät nutzen", prognostiziert das Wedbush-Team. Die Zusammenarbeit mit Alibaba sei dabei kein Zufall, denn der chinesische Konzern zähle zu den führenden Anbietern im Bereich KI und Cloud - und Apples Schritt falle zeitlich mit neuen wirtschaftspolitischen Impulsen der Regierung in Peking zusammen.
Trotz des späten Einstiegs in den KI-Markt sei Apple laut Wedbush zudem strategisch gut positioniert: Als Betreiber eines geschlossenen Ökosystems könne das Unternehmen künftig an jeder bedeutenden KI-Anwendung, die über seine Plattform läuft, mitverdienen - ähnlich wie beim chinesischen Anbieter DeepSeek.
Wedbush zeigt sich dementsprechend zuversichtlich, dass Apple im Juni-Quartal in China wieder Wachstum verzeichnen werde. Angesichts einer globalen Nutzerbasis von 1,5 Milliarden aktiven iPhones und rund 2,4 Milliarden iOS-Geräten rechnen die Analysten mit positiven Impulsen für das gesamte Geschäftsjahr 2026. Auch geopolitische Risiken wie die US-Zölle sieht Daniel Ives gelassen: "Cook ist zu zehn Prozent Politiker und zu 90 Prozent CEO", so sein abschließender Kommentar.
Redaktion finanzen.net
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