Microsoft fährt offenbar Investitionen in KI-Datenzentren zurück - Siemens Energy-Aktie leidet
Die Papiere des deutschen Energietechnikkonzerns Siemens Energy sackten im bisherigen Tagestief um 12,7 Prozent auf 50,60 Euro ab und rissen dabei die 50-Tage-Linie, die als Indikator für den mittelfristigen Trend gilt. Vom Rekordhoch vor einer Woche bei 64,56 Euro entfernten sie sich damit um fast 22 Prozent, bevor wieder Käufer auf den Plan traten. Nun steht die Siemens Energy-Aktie via XETRA zeitweise noch 2,73 Prozent tiefer bei 56,38 Euro.
Die Titel des französischen Technologiekonzerns Schneider Electric büßten zunächst mehr als 7 Prozent ein bevor sie sich ebenfalls wieder fangen konnten. An der EURONEXT in Paris verlieren sie nun zeitweise noch 5,13 Prozent auf 244,20 Euro. Auch Schneider hatten erst kürzlich einen Höchststand von 273 Euro verzeichnet.
TD Cowen: Microsoft mit teilweisem Rückzug bei Rechenzentren
Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" mit Verweis auf eine Analyse der US-Investmentbank TD Cowen berichtet, hat der Softwarekonzern Microsoft begonnen, das Leasing von KI-Rechenzentren zurückzuschrauben. Laut TD Cowen habe Microsoft Mietverträge für Rechenzentrumskapazitäten in den USA mit einer Gesamtkapazität von "ein paar hundert Megawatt" gekündigt. Außerdem sei die Umwandlung sogenannter "Statement of Qualifications" eingestellt worden. Normalerweise führen diese Vereinbarungen zu formellen Mietverträgen. Wie "Bloomberg" unter Berufung auf TD Cowen weiter berichtet, verlagere Microsoft zudem einen Teil seiner geplanten internationalen Ausgaben in die USA. Das lege laut der Investmentbank "eine deutliche Verlangsamung bei internationalen Leasinggeschäften nahe" und werfe die Frage auf, ob das Unternehmen mehr KI-Rechner baut, als es langfristig benötigt.
Siemens Energy und Schneider Electric sind Profiteure des immensen Strombedarfs von Rechenzentren. Der Bericht deutet nun jedoch darauf hin, dass Microsoft - und womöglich auch andere Technologieunternehmen - für den Betrieb ihrer Rechenzentren letztlich weniger Strom benötigen werden als bislang angenommen.
Microsoft hatte ursprünglich angekündigt, im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich 80 Milliarden US-Dollar für KI-Rechenzentren auszugeben. Gegenüber "Bloomberg" hielt ein Unternehmenssprecher auch an diesem Ziel fest. "Obwohl wir unsere Infrastruktur in einigen Bereichen strategisch anpassen […], werden wir in allen Regionen weiterhin stark wachsen", sagte er gegenüber dem Nachrichtenportal. "Unsere Pläne, in diesem Geschäftsjahr über 80 Milliarden Dollar für die Infrastruktur auszugeben, liegen weiterhin im Zeitplan, da wir weiterhin in Rekordtempo wachsen, um die Kundennachfrage zu erfüllen."
Für die Aktie von Microsoft geht es im US-Handel an der NASDAQ zeitweise um 1,13 Prozent nach unten auf 403,59 US-Dollar.
Papiere von NVIDIA, dem KI-Profiteur schlechthin, fallen im NASDAQ-Handel zeitweise um 1,60 Prozent auf 132,28 US-Dollar.
Sie hatten allerdings auch einen schwachen Freitag erlebt.
Experte: Auch Wahlausgang negativ für Siemens Energy
Ein Börsianer verwies bei der Begründung des Kursverfalls von Siemens Energy zudem auf den Umstand, dass der Konzern als ein Verlierer der Bundestagswahl angesehen wird. Denn die Grünen als stärkste Verfechter Erneuerbarer Energien dürften der künftigen Regierung wohl nicht mehr angehören. Aktuell deutet alles auf eine Regierung aus CDU/CSU und SPD hin, die eine Mehrheit hätten.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX
Bildquelle: Siemens Energy AG